IndyCar-Star kritisiert: "Wettbewerb in der Formel 1 ist ein Witz"
Zu viel Technologie, zu wenig echtes Racing: Der zweifache IndyCar-Champion Will Power lässt kaum ein gutes Haar an der Formel 1 und bemitleidet ihre Fahrer
IndyCar-Star Will Power holt in einem Interview mit 'NBC Sports' zum Rundumschlag gegen die Formel 1 aus und kritisiert die aktuelle Red-Bull-Dominanz in der Königsklasse. "Die Formel 1 ist ein Witz, was den Wettbewerb angeht", sagt er.
Zwar konkretisiert der Australier: "Das betrifft nicht die Fahrer. Die Fahrer sind erstaunlich. (...) Die Formel 1 wäre so viel besser dran, wenn sie eine Formel wie IndyCar hätten. Ich liebe die Technologie und die Herstellerseite auch. Das ist toll. Aber für die Zuschauer wäre es viel cooler, wenn jeder Fahrer einen Red Bull hätte."
Der Hersteller hat bisher jedes der sieben Grand-Prix-Rennen sowie das Sprintrennen in Aserbaidschan gewonnen. Fünfmal stand der amtierende Weltmeister Max Verstappen ganz oben auf dem Treppchen. Die letzten beiden Rennen führte er jede Runde an. Am Sonntag gewann er in Barcelona mit 24 Sekunden Vorsprung.
"Man weiß einfach, dass Max jedes Rennen gewinnen wird, wenn nicht irgendetwas schiefgeht", konstatiert Power und zeigt sich genervt: "Stell dir vor, du nimmst als Rookie teil und könntest vielleicht ein Rennen gewinnen. Das wäre wirklich cool zu sehen. Aber bei der Politik dort drüben würde das nie passieren."
Damit spricht Power vor allem die Tatsache an, dass die Unterschiede zwischen den Formel-1-Boliden so groß sind. Denn während es sich bei der IndyCar um eine sogenannte Spec-Serie handelt, in der die Autos weitgehend standardisiert sind, baut in der Formel 1 jedes Team sein Auto selbst, teils mithilfe von Zulieferern.
Warum in der IndyCar kein Team oder Fahrer dominiert
Gibt es in der Formel 1 vier verschiedene Motorenhersteller (RBPT/Honda, Mercedes, Ferrari, Renault), sind es bei IndyCar zwei: Chevrolet und Honda. Gefahren wird mit einem Einheitschassis von Dallara, viele weitere Komponenten sind standardisiert.
Das trägt dazu bei, dass die Fähigkeiten des Fahrers stärker in den Vordergrund gerückt werden. So steht Verstappens Dominanz in der Formel 1 im krassen Gegensatz zur IndyCar-Serie, wo Josef Newgarden beim Indy 500 jüngst zum ersten Wiederholungssieger nach sechs Rennen in der aktuellen Saison wurde.
"Die Parität ist großartig, und im Grunde hat niemand einen Vorteil. Die beiden Motorenhersteller wechseln in ihrer Entwicklung ständig hin und her, aber wir reden hier von Zehntelsekunden pro Runde. Es gibt keinen schlechten Fahrer im Feld."
"Es gibt 20 Leute, die jede Woche in der Lage sind, unter den Top 6 zu sein. Vielleicht auch mehr. Es ist unglaublich konkurrenzfähig. Es gibt keine wettbewerbsfähigere Serie auf der Welt. Dessen bin ich mir sicher. Wenn man die ultimative Fahrerserie will, dann ist sie das", ist der zweifache IndyCar-Champion überzeugt.
Will Power: Formel 1 sollte zu einer Fahrerserie werden
Seit 2009 fährt er für Team Penkse und gibt zu: "Ich bin Teil eines großen Teams, das massiv von einer Öffnung der Regeln profitieren würde, aber ich denke nicht, dass man das tun sollte. Es sollte immer darum gehen, dass das Team und der Fahrer das Beste aus einer Ausrüstung herausholen, damit jeder die Chance hat."
"Das ist die ultimative Fahrerserie. Wer will schon eine Meisterschaft gewinnen, nur weil er das beste Auto bekommt? Das ist einfach lächerlich", findet Power. Wobei er glaubt, dass Verstappen immer noch Formel-1-Champion wäre, wenn es eine Spec-Serie wäre. Aber er glaubt auch, dass es mehr Herausforderer geben würde.
Viele der Fahrer müssten aktuell "einfach frustriert" sein, vermutet der IndyCar-Pilot. "Denken Sie an Lewis Hamilton, George Russell, Lando Norris, (Fernando) Alonso. Das sind einige großartige Fahrer, die nicht mal die Chance auf einen Sieg haben. Sie holen einfach das Beste aus der Ausrüstung heraus, die sie haben."
"Ich kann nur sagen: Wenn jeder einen Red Bull hätte, würde Max auf keinen Fall jedes Rennen gewinnen. Es gibt so viele Jungs, die Rennen gewinnen würden. Es wäre ähnlich wie in der IndyCar, jede Woche anders. So sollte es auch in der Königsklasse sein."
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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