Jacques Villeneuve: Hamilton kann auch ohne "Bono" Weltmeister werden
Lewis Hamilton muss ohne seinen langjährigen Renningenieur Peter Bonnington zu Ferrari wechseln und stellt klar, dass er gerne mit "Bono" weitergemacht hätte
Trennung am Saisonende: Lewis Hamilton und Renningenieur Peter Bonnington
Foto: Motorsport Motorsport
Damit tut Lewis Hamilton der Abschied von Mercedes noch ein bisschen mehr weh: Peter "Bono" Bonnington hat sich dagegen entschieden, den Briten zu Ferrari zu begleiten - Hamiltons langjähriger Renningenieur bleibt stattdessen den Silberpfeilen treu und steigt bei ihnen zum leitenden Renningenieur auf.
Für Hamilton muss der Verlust aber nicht zwingend etwas Schlechtes bedeuten - glaubt zumindest Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve: "Lewis hat mit verschiedenen Ingenieuren Titel gewonnen", spielt der Kanadier etwa auf Hamiltons erste Weltmeisterschaft 2008 mit McLaren an, und fügt hinzu: "Es wird auch davon abhängen, wen er bei Ferrari bekommt."
"Wenn er am Ende mit Jock Clear zusammenarbeitet, mit dem er schon gewonnen hat, wäre es einfach den Ball ins Rollen zu bringen", glaubt Villeneuve im Gespräch mit Prime Casino in Bezug auf den Mann, an dessen Seite auch er selbst 1997 bei Williams seinen ersten und einzigen WM-Titel einfuhr, und mit dem der Kanadier bis heute gut befreundet ist.
Chemie muss passen: "Manchmal funktioniert es nicht"
Überhaupt sei die enge Beziehung zum Renningenieur das Salz in der Suppe, fast noch wichtiger als die reine fachliche Qualifikation, findet Villeneuve: "Es ist die wichtigste Beziehung, denn das ist die eine Bezugs- und Vertrauensperson für den Fahrer und umgekehrt. Ein Fahrer kann nicht an alles denken."
"Er ist im Auto, muss dem Auto vertrauen, auch dem Ingenieur, und darauf, dass seine Kommentare verstanden und durchdacht werden", so Villeneuve. Der Fahrer müsse glauben, was er am Funk höre, "nicht, weil ein Computer es ihm sagt, sondern weil der Ingenieur weiß, was der Fahrer braucht. Diese Beziehung wird mit der Zeit aufgebaut, und manchmal funktioniert sie auch einfach nicht", weiß der Ex-Weltmeister.
Alte Freunde: Ferraris Jock Clear und Villeneuve, hier bei dessen Hochzeit Foto: Motorsport Images
"Ein guter Ingenieur ist auch, ich würde nicht sagen Psychologe, aber er kann zumindest fühlen, wo der Fahrer in seinem Kopf ist, im Rennen, im Qualifying, und was es braucht, um ihm mehr Zuversicht zu geben, oder ihn zu beruhigen", erklärt der Champion von 1997: "In diesem Moment ist das die einzige Familie, die für den Fahrer existiert, und wenn das erschaffen werden kann, können tolle Ergebnisse passieren."
Hamilton über Bonnington: "Er ist wie ein Bruder für mich"
Dass sich Hamilton bei Ferrari erst wieder auf einen neuen kongenialen Sparringspartner einstellen muss, darüber macht sich der Brite selbst keine Illusionen - auch nicht darüber, dass seine ersten Monate in Maranello genau wegen derlei Umstellungen anstrengend werden: "Es wird hart und macht es wirklich schwierig, aber ich denke, das ist wohl für jeden so, der in ein neues Büro zieht. Es wird ein sehr vollgepackter Start nächstes Jahr", sagt der Brite.
Dass sein Kumpel "Bono" ihn dabei nicht begleitet, kann Hamilton dennoch nachvollziehen: "Natürlich hätte ich gerne mit ihm weitergearbeitet, wir haben eine großartige Beziehung. Ich liebe ihn, er ist wie ein Bruder für mich", sagt der Rekordweltmeister: "Aber ich freue mich auch wirklich sehr für ihn. Und ich denke, die Leute müssen tun, was am besten für sie ist."
Ihre Erfolgsstory endet: Lewis Hamilton feiert mit "Bono" den Silverstone-Sieg Foto: Motorsport Images
An seiner Beziehung zu Bonnington ändere sich jedenfalls nichts: "Wir sind für immer Familie. Wir haben darüber gesprochen, und jetzt wollen wir einfach sicherstellen, dass wir uns mit einem Höhepunkt verabschieden."
Wie es danach bei Ferrari personell für ihn weitergeht, weiß Hamilton eigenen Aussagen zufolge noch nicht: "Das Team macht das ja oft für einen", sagt er mit Blick auf mögliche Kandidaten für den Platz an seiner Seite - bei den wichtigsten Kriterien stimmt er aber voll mit Villeneuve überein: "Es muss jemand sein, mit dem du gut klarkommst, mit dem sich leicht eine Beziehung und Vertrauen aufbauen lässt."
Das sei zwar naturgemäß ein "Findungsprozess", dennoch glaubt Hamilton: "Wir werden schon recht schnell merken, ob es funktioniert oder nicht. Ich denke, dabei geht es vor allem um Kommunikation." Die muss der siebenfache Weltmeister für sein Abenteuer in Italien nun eben mit jemand anders üben als mit "Bono".Diese Story teilen oder speichern
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