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Interview

Jaime Alguersuari im Interview: Konnte lange keine Formel 1 schauen

"Ich bin bereit, Marko und Horner im Formel-1-Paddock mit einem Lächeln zu begegnen", sagt Jaime Alguersuari heute - Doch bis dahin war es ein langer Weg

Im Alter von 31 Jahren will es Jaime Alguersuari noch einmal wissen: Der Spanier kehrt in den Motorsport zurück, nachdem er 2015 mit nur 25 Jahren seinen Rücktritt erklärt hatte. Im exklusiven Interview mit der spanischen Ausgabe von 'Motorsport.com' erzählt der ehemalige Formel-1-Pilot, wie er dank der Musik aus einer tiefen persönlichen Krise fand.

Frage: "Beginnen wir mit einem ganz bestimmten Tag, dem 6. Juni 2015. Sie sind in Moskau, bei der neunten Runde der Formel-E-Meisterschaft."

Jaime Alguersuari: "Ich hatte mir schon als Kind versprochen, dass ich an dem Tag, an dem ich nicht mehr in meinem Helm lächeln würde, aufgeben würde, dass es keinen Sinn mehr hätte weiterzumachen."

"Dieser Moment kam an diesem Tag in Moskau, ich wurde ohnmächtig. Es war kein Zufall, ich war schon lange nicht mehr mit mir im Reinen, ich mochte nicht mehr an die Idee denken, auf die Strecke zu gehen. Mir wurde klar, dass das nicht mehr das Leben war, das ich leben wollte."

Frage: "Vier Monate später gaben Sie Ihren Abschied vom Motorsport bekannt..."

Alguersuari: "Ich bin mit viel Enttäuschung und viel Schmerz zurückgetreten, denn mein Kopf war immer noch in der Formel 1, es war weiterhin eine offene Wunde."

"Ich hatte das Gefühl, dass es mir auf einer persönlichen Ebene gut gehen muss, dass ich verstehen muss, was ich im Leben will, denn ich war nicht glücklich, wo ich war, ich war nicht glücklich beim Fahren, und das ist ein Job, den man mit Liebe machen muss, sonst kann man nicht sein Bestes geben."

"Als ich in Moskau ohnmächtig wurde, wusste ich, dass etwas nicht funktionierte, es war ein klarer Weckruf. Ich war nicht mehr ich selbst, ich war nicht motiviert, ich hatte kein Lächeln mehr. Auch im Team lief es nicht gut."

"Ich hatte immer noch den Wunsch zu gewinnen, aber wir verstanden nicht, warum wir manchmal langsam fuhren und manchmal nicht. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, um es zu verstehen, es war das erste Jahr der Formel E, da gab es so viele Probleme."

Frage: "Gehen wir einen Schritt zurück. Nach der Trennung von Helmut Marko vergingen drei Jahre bis zu Ihrem Abschied."

Alguersuari: "Es war eine Zeit, in der ich Wut und Ablehnung gegenüber der Formel 1 verspürte, gegenüber Helmut Marko, gegenüber Red Bull, gegenüber allem, was passiert war."

"Ich habe versucht, in der Formel 1 für Movistar als Kommentator zu arbeiten, aber sobald wir an die Strecke gingen, war ich krank, ich war nicht glücklich, dort zu sein, es war in diesem Moment nicht mein Platz, schließlich war ich erst 23 Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt klammerte ich mich an ein großes Glück, das ich schon immer hatte: die Leidenschaft für Musik."

Wie ihm die Musik auf der Krise half

Frage: "Wie ist es dazu gekommen?"

Alguersuari: "Meine Eltern sind immer nach Ibiza gefahren, seit 1975, und ich habe eine sehr lange Zeit meines Lebens dort verbracht. Ich habe dort viele Freunde und es ist ein Ort, den ich immer geliebt habe."

"Auf Ibiza habe ich angefangen, elektronische Musik zu hören, als ich noch sehr jung war, und als ich 15 war, begann ich, meine eigene Musik zu produzieren - aus Leidenschaft. Der Name Squire war geboren, mein Alter Ego, das ich 2009 kreiert habe, mehr oder weniger als ich mein Debüt in der Formel 1 beim Grand Prix von Ungarn mit Toro Rosso gab."

"Doch die Leidenschaft für die Musik war jahrelang auf Eis gelegt, ich hatte andere Dinge zu tun, ich war professioneller Rennfahrer, aber ich wusste, dass ich einen Plan 'B' hatte".

Frage: "Wie wichtig war Squire bei der Selbstfindung?"

Alguersuari: "Sehr wichtig sogar. Als ich aus dem Motorsport ausstieg, verabschiedete ich mich von Jaime Alguersuari. Ich erschuf eine neue Person, Squire, und ich war diese Person. Ich machte einen sauberen Schnitt, ich löschte sogar meine sozialen Profile, was falsch war, aber in diesem Moment fühlte es sich richtig an."

"Ich hatte Lust, wieder anzufangen, Musik zu schreiben, etwas, das nichts mit Motorsport zu tun hat, und ich hatte die Chance, das zu tun, indem ich mich in einer neuen Umgebung aufhielt, die es mir erlaubte abzuschalten."

 

Frage: "In der Musik haben Sie ein tolles Feedback bekommen. Doch dann passierte etwas."

Alguersuari: "Was passierte, war, dass ich eines Tages einen Anruf von Sete Gibernau bekam, einem Freund der Familie, und er sagte: 'Komm und verbringe ein Wochenende bei mir.'"

"In der Nähe seines Hauses, nicht weit von Barcelona, gibt es eine Strecke für Supermoto und Go-Karts, also fuhren wir eine Runde. Es war sieben Jahre her, dass ich ein Kart gefahren war, und es war ein ganz besonderer Moment: Ich setzte meinen Helm auf, fuhr mit einem Kart auf die Strecke und Runde für Runde begann ich wieder Empfindungen zu spüren, die ich vergessen hatte."

"Ich lachte in meinen Helm und sagte zu mir: 'Woah!' Dann fing mein Verstand an, schnell zu denken: Ich bin nicht so alt, mir geht es nicht so schlecht, wenn ich ein bisschen abnehme... Ich weiß nicht, was passiert ist, aber in solchen Fällen sagt man: 'Ich habe eine Erleuchtung', und mir wurde klar, dass ich ein großes, großes Verlangen habe zu fahren."

Die Lust am Rennsport ist zurück

Frage: "Glauben Sie, dass es wirklich ein Glücksfall war oder wäre dieser Moment sowieso gekommen?"

Alguersuari: "Es ist passiert, weil ich mich heute wie ein anderer Mensch fühle. Ich bin Squire, aber ich fühle mich wieder wie Jaime Alguersuari, ich kann wieder in ein Formel-1-Fahrerlager gehen und Christian Horner und Marko Hallo sagen. Ich kann lächeln."

"Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich gut gefühlt habe und mit einigen Situationen leben konnte, die ich nicht mochte, und heute tun sie mir nicht mehr so weh wie in der Vergangenheit. Ich bin 31 Jahre alt und ich fühle mich wie ein anderer Mensch. Ich bin Jaime und Squire, ich kann viele Dinge tun und in jeder Umgebung gut leben."

"Und ich schätze die Möglichkeit, wieder Rennen fahren zu können. Ihr habt keine Ahnung, wie viel Spaß ich dabei habe, in einem Kart herumzufahren! Ich habe einige Leute getroffen, die ich noch aus meiner Kindheit kenne, sie sind immer noch vor Ort und arbeiten mit Leidenschaft."

Frage: "Haben Sie Ihre Geschichte verarbeitet?"

Alguersuari: "Ich hatte sehr viel Glück, die Möglichkeiten zu haben, die ich hatte. Ich bin viele Rennen gefahren, ich habe es in die Formel 1 geschafft und ein paar Punkte geholt."

"Natürlich hatte ich keine Chance bei Red Bull oder in einem konkurrenzfähigeren Auto, aber ich begann zu erkennen, dass ich trotzdem privilegiert war, und dafür muss ich dankbar sein. Aber ich habe es erst nach einer Weile realisiert."

"Es hat zehn Jahre gedauert, um das Kapitel zu schließen, und ich habe es jetzt geschlossen, indem ich mich entschied, zurück auf die Strecke zu gehen. Ich habe auch ein Buch geschrieben 'Reinvent Yourself'. Es hat zwei Jahre gedauert, um es zu schreiben, und es ist etwas, das mir geholfen hat. Ich habe in mich hineingeschaut, während ich es schrieb."

Frage: "Was hat Ihnen die Zuversicht gegeben, zurückzukommen?"

Alguersuari: "Früher habe ich, wenn ich im Fernsehen etwas über die Formel 1 gesehen habe, den Kanal gewechselt. Wenn das Gleiche beim Lesen einer Zeitung passiert ist, habe ich sofort die Seite gewechselt."

"Heute kann ich in die AlphaTauri-Box gehen und Franz Tost umarmen. Ich fing an, das Glas halb voll zu sehen. Ich erkannte, wie viel Glück ich hatte."

 

Frage: "Wie kam es zu der Idee, in der Europameisterschaft und im Kart-Weltcup anzutreten?"

Alguersuari: "Ich habe ich mich ein wenig im Kart-Fahrerlager umgesehen und fragte Giancarlo Tinini (einen der Gründer des CRG-Teams"; Anm. d. R.), was er von meiner Idee hielt."

"Er sagte: 'Okay, aber du musst trainieren.' Also schlug er mir vor, an der spanischen Meisterschaft teilzunehmen, in der ich vergangenes Wochenende gefahren bin."

Frage: "Es klingt, als hätten Sie einen tollen Start hingelegt, denn Sie standen auf der Poleposition."

Alguersuari: "Es lief sehr gut, aber leider haben mich Rippenschmerzen daran gehindert, das Wochenende zu Ende zu fahren."

"Es ist eine schöne Umgebung, ich habe viele Kinder getroffen und ihre Eltern haben mich um Rat gefragt, wie sie die Karriere ihrer Kinder lenken können. Ich antwortete: 'Habt Spaß und seid euch bewusst, dass ihr großes Glück habt, hier zu sein.'"

Mit Bildmaterial von GEPA.

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