James Vowles: Logan Sargeant hatte sein persönliches Limit erreicht
Williams-Teamchef James Vowles erklärt, warum man sich von Logan Sargeant getrennt hat - Der vorzeitige Abschied sei auch für den US-Amerikaner selbst besser
Der Unfall in Zandvoort war nicht alleine für Sargeants Williams-Aus verantwortlich
Foto: circuitpics.de circuitpics.de
Mit brutaler Ehrlichkeit hat Williams-Teamchef James Vowles im Rahmen des Formel-1-Wochenendes in Monza erklärt, warum er Logan Sargeant vor die Tür gesetzt hat. Der US-Amerikaner wird nach dem Großen Preis der Niederlande für den Rest der Saison von Franco Colapinto ersetzt.
Zunächst einmal stellt Vowles klar: "Wenn man mit jedem Teamchef in der Boxengasse spricht, will niemand mitten in der Saison einen Fahrerwechsel vornehmen. Das ist furchtbar. Es ist unglaublich hart für den Fahrer, es ist hart für das Team, es ist störend, um es vorsichtig auszudrücken."
"Der sauberste Zeitpunkt dafür wäre zu Beginn des Jahres gewesen", weiß Vowles. Doch obwohl Sargeant bereits nach seiner Rookiesaison 2023 ein Wackelkandidat war, hielt Williams zunächst an ihm fest. Eine Entscheidung, die Vowles aus damaliger Sicht auch verteidigt.
"Logan war am Ende des vergangenen Jahres dabei, bis auf ein Zehntel an Alex [Albon] heranzukommen, und es war gut, seine Entwicklung zu sehen", erklärt er und betont, Sargeant wäre in diesem Jahr in einer guten Position gewesen, "wenn diese Entwicklung angehalten hätte."
Was Mitte 2024 anders als Ende 2023 war
Daher sei nach der Saison 2023 noch nicht "der richtige Zeitpunkt" gewesen, um sich von Sargeant zu trennen. "Der Grund jetzt ist ganz einfach: Wir haben genug Erfahrung, um zu wissen, dass er die Grenze dessen erreicht hat, was er erreichen kann", erklärt Vowles.
"Und es wäre fast unfair ihm gegenüber gewesen, so weiterzumachen. Schaut euch sein Gesicht an, wenn er aus dem Auto aussteigt. Er hat alles gegeben, was er konnte, aber es ist nicht genug", so der Teamchef, der klarstellt, dass Sargeant immer "100 Prozent" gegeben habe.
"Aber die Erkenntnis, dass er jetzt an seine Grenzen stößt, ist sehr deutlich", erklärt Vowles, der daher betont: "Eine saubere Trennung zu diesem Zeitpunkt scheint für alle Beteiligten die richtige Entscheidung zu sein." Auch Sargeant gegenüber sei dieser Schritt "fair" gewesen.
"Er wird das heute nicht so sehen", weiß Vowles. Doch er hoffe, dass ihm Sargeant rückblickend irgendwann zustimmen werde, denn die Situation hätte bis zum Ende des Jahres "nur noch schwieriger" werden können, "denn er weiß, was seine Zukunft bringt", so Vowles.
Zandvoort-Crash nicht alleine ausschlaggebend
Was er damit meint: Das Williams-Cockpit für 2025 hatte Sargeant bereits zuvor verloren. Zu Beginn der Sommerpause hatte das Team verkündet, dass er im kommenden Jahr durch Carlos Sainz ersetzt wird. Für den US-Amerikaner gab es daher ohnehin keine Perspektive mehr.
Das Fass zum Überlaufen brachte laut Vowles dann übrigens nicht ausschließlich der Trainingscrash von Sargeant in Zandvoort. Der Teamchef erklärt dazu: "Wenn man emotional agiert und reagiert, wird man schlechte Entscheidungen treffen."
Und obwohl der Unfall für ihn und das ganze Team "ziemlich schmerzhaft" gewesen sei, habe er bewusst erst einmal keine Entscheidung getroffen, sondern noch den Rest des Rennwochenendes abgewartet. Doch auch im Rennen in Zandvoort habe Sargeant nicht die erhoffte Leistung erbracht.
"Es lag daran, dass er im Rennen alle Teile hatte, die Alex zur Verfügung standen, aber die Performance war nicht da. In diesem Bereich fehlte es ihm, und der Rückstand war fast so groß wie im vergangenen Jahr", so Vowles, der daher die Notbremse zog.
Vowles betont: Unser Auto ist jetzt gut genug
Er gesteht: "Zu Beginn des Jahres hatten wir die Aufgabe, ein ausreichend schnelles Auto zu bauen. Das haben wir nicht getan. Seit Zandvoort glaube ich, dass wir ein Auto gebaut haben, das in die Punkteränge fahren kann. Und das ist der Punkt, an dem sich die Entscheidung ändert."
Er habe daher die Daten von Sargeants Wochenende nach dem Rennen am Sonntag genau analysiert. Sein Fazit: "Es war nicht nur ein Bereich. Es fehlte immer noch an Reifenmanagement, es fehlte an Pace und am Ende war er einfach zu weit hinten."
Am Dienstag habe er Sargeant dann am Telefon darüber informiert, dass es für ihn nicht mehr weitergehe. Er selbst sei krank gewesen, was zur Folge hatte, "dass ich mit niemandem körperlich zusammen sein wollte." Ein persönliches Gespräch gab es daher nicht.
Sargeant ging für Williams in rund anderthalb Jahren bei insgesamt 36 Grands Prix an den Start und holte dabei lediglich einen einzigen WM-Punkt. Teamkollege Alexander Albon brachte es im gleichen Zeitraum auf 31 Zähler.
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