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Kampfansage an Red Bull: Nur heiße Luft vom neuen Haas-Sponsor?

Haas' neuer Hauptsponsor nennt sich "Rich" Energy und ist auch sonst nicht zurückhaltend, Fahrer und Technikchef gehen mit der Kampfansage aber mit

Es herrschte gute Laune bei der (Lackierungs-)Präsentation des Haas-Teams für die Formel-1-Saison 2019 im Londoner Royal Automobile Club. Kevin Magnussen erzählte, dass er über den Winter ein Kilogramm Muskelmasse zugenommen hat, und Romain Grosjean wunderte sich über fehlende französische Journalisten: "Der Brexit ist noch nicht einmal offiziell, und schon sehe ich hier nur noch Engländer! Meine französischen Freunde sind anscheinend daheim geblieben ..."

Aber der eigentliche Star des Nachmittags war keiner der beiden Fahrer, sondern der exzentrisch wirkende Chef des neuen Hauptsponsors Rich Energy, William Storey. Der Brite mit dem langen Bart lässt mit einer Kampfansage in Richtung des weltweit größten Energydrink-Herstellers aufhorchen, noch bevor er seine erste Dose verkauft hat: "Wir wollen mit Red Bull konkurrieren, das ist ganz klar!"

Eine Ansage, die vom einen oder anderen sicher belächelt wird. Nicht so von Günther Steiner: "Wenn du keine Ziele hast, wirst du nie etwas erreichen", sagt der Technische Direktor des Haas-Teams. Und spricht damit seinen Fahrern aus der Seele: "Du brauchst solche Ziele, um erfolgreich zu sein. Ich sehe daran nichts Falsches", lächelt Magnussen. Grosjean ergänzt: "Das wäre toll, nicht wahr?" Und "langfristig" könne die ambitionierte Zielsetzung vielleicht sogar Realität werden.

"Die Formel 1 wird sich so entwickeln, dass mehr Teams Rennen gewinnen können. Aber nicht vor 2021", befürchtet der Franzose. "Im Mittelfeld waren die Rennen schon 2018 sehr spannend, mit vielen Positionswechseln. Nur die an der Spitze fahren ihr eigenes Rennen. Ich hoffe, dass sich das bald ändert. Leute wie Gene (Haas, Teameigentümer; Anm. d. Red.) sicher auch. Sonst müsste er ja gar nicht mit einem eigenen Team antreten."

Grosjean fürchtet stärker werdende Konkurrenz

"Aber kurzfristig wird es glaube ich so bleiben, wie es vergangenes Jahr war. Ferrari hat gerade bekannt gegeben, dass sie mehr Budget freigeben. Red Bull sagt, dass sie eine Menge Geld in den Frontflügel gesteckt haben. Mercedes bleibt auch nicht stehen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Wir liegen auch nicht faul in der Hängematte. Aber solange die Ressourcen so ungleich verteilt sind, muss es unterschiedliche Leistungsniveaus geben."

Ist Storey also ein Spinner, losgelöst von jeder Realität? Oder lässt er solche Ansagen gar nur los, um zum "Amtsantritt" mit jeder Menge heißer Luft für ein wenig PR zu sorgen? Magnussen verneint: "Ich bezweifle, dass es uns dieses Jahr gelingen wird. Aber in Zukunft, wer weiß? Es kommen Regeländerungen, vielleicht eine Budgetobergrenze. Wer weiß, was da alles möglich sein wird? Wenn du nicht dran glaubst, wird es jedenfalls sicher nicht passieren."

Steiner versucht sich in einer diplomatischen Chancenanalyse: "Vergangenes Jahr hatten wir denke ich das viertschnellste Auto. Wir wurden Fünfter in der WM. Das Team unmittelbar davor war dann schon Red Bull. Wir können es zumindest versuchen. Ob wir es schaffen oder nicht, weiß ich nicht. Aber wenn du es nicht versuchst, wird es ganz sicher nicht klappen. Es ist schon richtig, sich ehrgeizige Ziele zu setzen."

Zumal sich Red Bull im Umbruch befindet. Nach zwölf Jahren auf Renault-Motoren fährt das Team 2019 erstmals mit Honda-Power. Der japanische Motorenhersteller hat in den vergangenen vier Jahren einen vierten und drei fünfte Plätze erreicht. Podium? Fehlanzeige. Und das mit einem (zumindest gemessen an den Ressourcen) Topteam wie McLaren und zwei Weltmeistern im Cockpit (Fernando Alonso und Jenson Button).

Doch bei Red Bull ist man zuversichtlich, dass Honda 2019 die Kurve kriegt. "Schwer zu sagen" meint Steiner. "Honda wird besser werden. Sie haben sich jedes Jahr ein bisschen gesteigert, und sie werden sich auch dieses Jahr wieder steigern. Und Red Bull wird ihnen dabei helfen, glaube ich. Sie sind ein gutes Team, immer vorne dabei. Sie können Honda dabei helfen, das Projekt in die richtige Richtung zu lenken."

Honda-Zuverlässigkeit eine Chance für Haas?

Eine "Chance" sieht er grundsätzlich schon, vor allem weil selbst die Red-Bull-Verantwortlichen davon ausgehen, dass in der zweiten Saisonhälfte Motorenstrafen drohen. "Honda hatte bisher sicher Zuverlässigkeitsprobleme", sagt Steiner. "Aber ich habe auch keine Glaskugel, ob das so bleibt. Warten wir die ersten Tests ab, dann wissen wir mehr. Was uns betrifft, so glaube ich, dass wir solide aufgestellt sind."

"Es wäre natürlich ein Traum, eines Tages eine Situation zu haben, in der jedes Team gewinnen kann. Das wäre fantastisch", hofft Steiner auf die große Regelreform, die für 2021 geplant ist. Dann soll eine Budgetobergrenze kommen, und die könnte den Abstand zwischen den absoluten Topteams und dem Mittelfeld verkleinern. Zumindest in der Theorie. 2019 und 2020 werden wohl weiterhin die reichsten Teams sportlich den Ton angeben.

Grosjean (32), mit siebeneinhalb Dienstjahren als Grand-Prix-Pilot inzwischen ein alter Hase in der Formel 1, wäre so gesehen schon glücklich, wenn es Haas 2019 gelingen sollte, "den fünften Platz zu halten. Und wenn wir können, vielleicht Vierter werden. Wird davon abhängen, wie gut wir das Auto weiterentwickeln. Red Bull, Ferrari und Mercedes werden wir nicht schlagen."

"Renault schätze ich auch stark ein. Bei McLaren weiß man nie. Sind ein großes Team, die können jederzeit zurückschlagen. Racing Point investiert viel Geld ins Team. Toro Rosso wird wegen der technischen Partnerschaft mit dem gleichen Motor näher an Red Bull heranrücken. Es gibt viele Teams, die 'Best of the Rest' werden wollen. Wir müssen unser Bestes geben", blickt er voraus.

"Von 2017 auf 2018", ergänzt Magnussen, "ist uns ein großer Schritt gelungen. Ich glaube nicht, dass wir noch einmal so einen Schritt erwarten können." Zur Erinnerung: 2017 holte Haas 47 Punkte und wurde WM-Achter. 2018 gelang mit 93 Punkten der Sprung auf Platz fünf. Und hätte man nicht gleich beim Saisonauftakt in Melbourne einen unglücklichen Doppelausfall verzeichnet, wäre die 100er-Marke locker gefallen.

Insofern hofft Magnussen, dass, wenn die Luft schon dünner wird, Haas zumindest die Richtung halten kann: nach vorne. "Was wir erwarten können, ist Fortschritt, dass wir weiter nach vorne kommen", erklärt er. "Dass wir zurückfallen werden, glaube ich wirklich nicht. Aber wir müssen auch noch besser werden, um wieder Platz fünf zu holen."

Rich Energy: Schönere Lackierung als Red Bull?

In einem Punkt hat Haas Red Bull jetzt schon geschlagen: "Wir haben das schönere Auto", lacht Storey, gibt aber zu, dass er in seiner Position als Geschäftsführer von Rich Energy natürlich "nicht ganz objektiv" ist. Die schwarz-goldene Lackierung folgt ganz bewusst dem ikonischen Design der JPS-Lotus-Boliden in den 1970er- und 1980er-Jahren. Zuletzt fuhr das damalige Lotus-Team (heute Renault) 2015 in schwarz-goldenen Farben.

Aber Storeys große Sprüche beziehen sich wohl mehr auf den Energydrink-Markt als auf die Rennstrecke. Zwar hat bisher noch niemand eine Rich-Energy-Dose in einem deutschen Supermarkt gesehen. Angeblich wurden aber gerade 90 Millionen Dosen produziert. Der Marktstart und das Engagement als Haas-Sponsor in der Formel 1 fallen demnach glücklich zusammen.

"Wir expandieren schnell", erzählt Storey, "und wir nehmen Red Bull gewaltige Marktanteile weg. Einige der wichtigsten Großhändler in Europa nehmen Red Bull jetzt aus dem Sortiment. Unsere Resultate werden für sich sprechen." Sich verbal mit Red Bull anlegen will er dann aber doch nicht: "Red Bull ist ein brillant geführtes Unternehmen. Und Dietrich Mateschitz ein extrem kluger Kerl."

Dessen Lebensleistung, mit Red Bull seit 1987 den Energydrink-Markt quasi erfunden zu haben, stellt Storey nicht in Abrede. Aber er sagt: "Wir glauben, dass wir das bessere Produkt und die bessere Marke haben. Und wir glauben, dass am Markt gerade ein bisschen Apathie und Überheblichkeit herrschen. Das könnte unsere Chance sein, sie zu überholen. Zumindest abseits der Rennstrecke ..."

Mit Bildmaterial von LAT.

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