Kevin Magnussen: Wäre auch lieber wie Nico das alte Auto gefahren
Das alte Haas-Paket ist besser als das "größte Update der Teamgeschichte", was in Austin eingeführt wurde, das sagen zumindest die Daten und Kevin Magnussen
Das Haas-Team erlebte eine Saison zum Vergessen. Mit gerade einmal zwölf Punkten aus 22 Rennwochenenden hat das amerikanische Team den letzten Platz in der Konstrukteurs-WM belegt, da der VF-23 kein Auto für lange Distanzen ist. Der Reifenverschleiß ist zu hoch, die Rennpace im Allgemeinen zu schlecht.
Mit dem größten Update der Teamgeschichte in Austin wollte Haas die grundlegenden Probleme des VF-23 angreifen und eine gute Basis für das kommende Jahr schaffen. Bessere Fahrbarkeit, mehr Effizienz und weniger Reifenverschleiß waren die Ziele, doch in die Praxis hat sich das nicht unbedingt umgesetzt. Nico Hülkenberg wechselte zum vorletzten Saisonrennen in Las Vegas sogar freiwillig zurück auf das alte Paket.
Sein Teamkollege Kevin Magnussen wäre am liebsten auch wieder auf die alte Spezifikation gegangen, doch Haas wollte die letzten beiden Rennen noch als Vergleich nutzen, um Daten zu sammeln. Zudem gab es logistische Probleme. "Ich denke, wir haben gelernt", so Magnussens Fazit nach Abu Dhabi. "Es war gut, mit dieser Art von Auto ein paar Informationen über die Strecke zu bekommen."
Daten zeigen: Altes Paket schneller und reifenschonender
"Obwohl es nicht besser war, denke ich, dass es gut war, dass wir die beiden Autos ein paar Rennen lang nebeneinander getestet haben. Ich hätte mir gewünscht, dass wir vielleicht nur ein Rennen damit fahren und dann zum alten Auto zurückkehren. Aber das war logistisch nicht möglich. Also habe ich hier wohl etwas gut beim Team. Aber ich bin froh, dass ich das gemacht habe und freue mich auf das nächste Jahr."
Und was sagen die Daten? Beim Blick auf die Rennpace, die Qualifyingpace und den Reifenverschleiß, ist das alte Paket marginal besser, allerdings muss man vorsichtig sein. Hülkenberg hatte bei den letzten zwei Veranstaltungen im Vergleich zu Magnussen eine um 0,107 Sekunden bessere Pace im Qualifying, während es im Rennen nur 0,054 Sekunden pro Runde waren.
Hülkenberg war jedoch über die komplette Saison im Qualifying der deutlich schnellere Haas-Fahrer mit einem durchschnittlichen Vorsprung von 0,481 Sekunden auf Magnussen. Im Qualifying von Las Vegas war Magnussen jedoch schneller, was vor allem an Kurve drei lag, wo er der schnellste Pilot des kompletten Feldes war. Bereinigt man verschiedene Faktoren, so ist das alte Haas-Paket den Daten nach zu urteilen dennoch etwa eine Zehntel schneller in beiden Disziplinen.
Bleibt noch die Frage nach dem Reifenverschleiß, den man verbessern wollte. Die Abnutzung war am Wagen mit der Nummer 27 ebenfalls etwas besser, nämlich um 0,011 Sekunden pro Runde, was hochgerechnet auf das Rennen je nach Anzahl der Stopps zwischen sieben und elf Sekunden Rennzeit ausmachen kann. Das Austin-Update hat die Probe somit nicht bestanden, was Haas wichtige Hinweise für 2024 geben wird. Lediglich den Topspeed konnte man durch eine bessere Effizienz verbessern.
Magnussen: Wussten, dass Update uns nicht schneller macht
Magnussen betont jedoch, dass es dem Team mit dem Update gar nicht um Performance ging: "Es mag schwer zu glauben sein, aber wir haben nicht erwartet, dass es besser sein würde", so der Däne. "Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht gehofft habe, dass etwas Unerwartetes dabei herauskommen würde. Ist es aber nicht. Aber das war zu erwarten."
"Wir haben viel daraus gelernt, sowohl Nico als auch ich haben ein gutes Gefühl für dieses Konzept des Autos bekommen, und es gibt einige interessante Dinge, wie die Konstanz der Frontpartie mit diesem Set-up oder mit diesem Konzept."
Magnussen: Nico mochte neue Charakteristiken nicht
"Und das Gefühl selbst ist mit dem neuen Auto besser", fügt Magnussen hinzu. "Ich hatte das ganze Jahr über mit dem alten Auto zu kämpfen, vor allem gegen Nico. Und als ich dann das neue Auto bekam, hat mir das sehr geholfen."
"Als wir beide, Nico und ich, damit unterwegs waren, schien ich damit glücklicher zu sein. Er kehrte zum alten Auto zurück, ich blieb beim neuen, um die Daten zu sammeln. Und das war es dann auch schon. Ich denke, mit dem alten Paket wäre es etwas besser gewesen, aber das war mehr für mein Ego als alles andere."
Dennoch blieb Haas 2023 komplett unter den Erwartungen und musste einige Pläne über den Haufen werfen. Nachdem man 2022 nur ein großes Update in der kompletten Saison in Ungarn gebracht hat, wollte man 2023 eigentlich häufiger neue Teile an die Strecke bringen. Diesen Plan hat Haas jedoch über den Haufen geworfen, da man erst einmal verstehen musste, was grundlegend mit dem VF-23 falsch ist, ehe man einfach neue Teile an das Auto bringt.
Magnussen ohne Kritik am Team: Keine "heilige Kuh"
Auf die Lehren des Jahres 2023 angesprochen, meint Magnussen: "Ich denke, es gibt wie immer viele Dinge, die man lernt, wenn es so hart ist, und die man nicht gelernt hätte, wenn es glatt gelaufen wäre", meint er. "Es stärkt den Charakter, man wird widerstandsfähiger, wir bauen eine Widerstandsfähigkeit gegenüber harten Zeiten auf."
"Das ist nichts, was ich genieße, ich habe dieses Jahr nicht allzu sehr genossen, aber es gibt immer einen neuen Tag zum Kämpfen. Und das nächste Jahr ist eine weitere große Chance für uns."
Kritik am Team will er deshalb auch nicht ausüben: "Ich glaube nicht, dass es dem Team hilft. Es ist ein Mannschaftssport und wir sind alle involviert", so der 31-Jährige. "Wir sind alle verantwortlich, und ich will hier nicht wie eine heilige Kuh dastehen, ich bin ein Teil des Problems, wenn man so will, wie jedes Teammitglied bei Haas."
Eine ausführliche Analyse der Haas-Performance 2023 sowie der kompletten Saisondaten aller Teams gibt es im Übrigen am Freitag, den 01.12.2023, live auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de um 19 Uhr, wenn Host Kevin Scheuren und PACETEQ-Datenexperte Kevin Hermann das Formel-1-Jahr aus der Sicht der Zahlen näher beleuchten.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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