Kommentar: Die Geheimniskrämerei um Pascal Wehrlein in der F1 2017
Rätselraten um Formel-1-Fahrer Pascal Wehrlein, seinen Unfall beim Race of Champions in Miami und dessen Folgen: Warum kam die Wahrheit über seine Verletzungen erst lange nach dem Auftakt zur Formel-1-Saison 2017 auf den Tisch?
Foto: Sauber F1 Team
Gelegenheiten, über den tatsächlichen Gesundheitszustand von Wehrlein zu informieren, gab es seit dem 21. Januar 2017, dem Tag des Unfalls, schließlich mehr als genug.
Die Beteiligten vom Formel-1-Team Sauber und von Mercedes hätten jederzeit mit offenen Karten spielen können. Taten sie aber nicht. Von Anfang an nicht.
Wehrleins Nicht-Teilnahme am Nationencup des Race of Champions am Tag nach dem spektakulären Crash mag ja noch als Vorsichtsmaßnahme gegolten haben. Der Unfall lag da schließlich erst wenige Stunden zurück.
Doch spätestens als Sauber gut 2 Wochen später erklärte, Wehrlein befinde sich aufgrund des Unfalls in ärztlicher Behandlung, hätte es Fakten gebraucht. Die gab es aber erst 2 Monate später.
Bis dahin hatte Wehrlein bereits die 1. Testwoche der Formel 1 2017 in Barcelona und auch den Großen Preis von Australien in Melbourne ausgelassen. Er wurde dafür mit heftiger Kritik, wilden Spekulationen und Verschwörungstheorien jeder Art konfrontiert.
Wehrlein wurde zum Buhmann, weil er nicht fuhr – und weil ständig im Raum stand, dass die wahren Umstände seine Formel-1-Auszeit verheimlicht werden könnten. Letzteres hat sich nun bestätigt.
Geschadet hat diese (Des-) Informationspolitik vor allem Wehrlein. Er wurde in der Öffentlichkeit für sein Fehlen beim Formel-1-Auftakt zu Unrecht abgestraft.
Ein kommunikativer Eiertanz
Doch so weit hätte es nicht kommen müssen. Den ganzen Eiertanz der vergangenen Wochen, den großen Wirbel um Wehrlein und die Nachwirkungen seines Unfalls hätte man sich sparen können.
Dafür hätte es noch vor den Formel-1-Tests in Barcelona eine ehrliche Ansage gebraucht. So etwas wie: "Der Unfall beim Race of Champions war heftiger als gedacht, Wehrlein hat sich an der Halswirbelsäule verletzt. Seine Genesung hat Priorität und er bekommt jede Unterstützung, die notwendig ist, ehe er wieder ins Auto steigt."
Eine solche Äußerung hätte Verständnis hervorgerufen.
Ja, auch in diesem Fall hätte es die üblichen Kritiker gegeben, die Wehrlein für den Crash beim Race of Champions – den Auslöser der ganzen Situation – an den Pranger gestellt hätten.
Aber ein solches Vorgehen wäre angemessen gewesen, und fair gegenüber Wehrlein.
Damit hätte man auch den ganzen Gerüchten, die unweigerlich aufkamen, vorgebeugt.
Die Glaubwürdigkeit leidet
So aber bleibt der fade Beigeschmack, dass sich die Formel 1 eben ihre ganz eigene Wahrheit schafft. Ob das der Glaubwürdigkeit des Sports gut tut, kann jeder selbst für sich entscheiden.
In jedem Fall müssen sich die Verantwortlichen von Sauber und Mercedes sicher noch der einen oder anderen Nachfrage zum Thema stellen. Aber das haben sie ganz sich selbst und ihrer Geheimniskrämerei zuzuschreiben.
Mir tut bei dieser ganzen Sache einfach nur Wehrlein leid. Er hat sich als Rennfahrer bei einer Rennveranstaltung verletzt. Das kann passieren. Das Risiko fährt eben immer mit, auch bei einem Stadionevent wie dem Race of Champions.
Jetzt versucht Wehrlein lediglich, so schnell wie möglich gesund zu werden, damit er bald wieder in der Formel 1 fahren kann. Das ist aller Ehren wert. Und dafür wünsche ich ihm alles Gute!
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