Lewis Hamilton: Mick Schumacher erkundigt sich manchmal bei mir
Mercedes-Pilot Lewis Hamilton zieht seinen Antrieb vor allem aus der Arbeit abseits der Strecke und hofft, ein Vorbild für junge Fahrer wie Mick Schumacher zu sein
Ob es um Diversität, Rassismus oder Klimaschutz geht: Lewis Hamilton zählt in der aktuellen Formel 1 unbestritten zu jenen Fahrern, die sich in gesellschaftspolitischen Themen klar positionieren und sprichwörtlich gesagt Flagge zeige. Der Brite nutzt seine Prominenz, um auf Missstände aufmerksam zu machen.
Noch tun das längst nicht alle. "Aus meiner Erfahrung gibt es Befürchtungen wie 'mein Team will nicht, dass ich das sage' oder 'ich kann mich nicht äußern, weil das Team das nicht mag' oder 'die Sponsoren werden das nicht mögen'", zählt Hamilton die Gründe im Gespräch mit 'Sky' auf (geführt vor dem Saisonfinale).
"Ich hoffe, dass das Brechen einiger dieser unsichtbaren Regeln den anderen gezeigt hat, dass sie diese Dinge tun können. Es macht mir nichts aus, derjenige zu sein, der sie bricht."
Hamilton will junge Fahrer ermutigen
Dabei ist Hamilton nicht der einzige Fahrer, der mit seiner Stimme auf Veränderungen drängt. Auch Sebastian Vettel macht sich immer wieder für wichtige Themen stark. "Es ist großartig zu sehen, dass Seb wirklich aus sich herausgeht. Als zwei der älteren Fahrer hoffe ich, dass das einige der jüngeren Fahrer ermutigt", so der Brite.
Einige, wie etwas Formel-1-Rookie Mick Schumacher, kämen sogar aktiv auf ihn zu, um sich Rat zu holen, wie Hamilton verrät: "Ich spreche mit Mick, der so ein toller Kerl ist und manchmal zu mir kommt und sagt: 'Ich weiß nicht alles, kannst du mich irgendwie aufklären? Dasselbe gilt für Lando (Norris, Anm. d. R.)."
"Ich bin wirklich stolz auf diese nächste Generation, aber wir können sie immer noch dazu ermutigen, sich mehr zu engagieren und mehr Verständnis aufzubringen. Wenn man jung ist, denkt man nur ans Gewinnen. Man hat keine Zeit für viele andere Dinge - oder man denkt das zumindest. Denn in Wirklichkeit hat man sie."
Arbeit abseits der Strecke als Motivation
Auch im diesjährigen Titelkampf sah sich Hamilton mit Max Verstappen einem viel jüngeren Konkurrenten gegenüber. Die beiden trennen zwölf Jahre. Doch der siebenfache Formel-1-Champion sagt, dass ihm nicht der Vorsprung an Erfahrung, sondern vor allem die Arbeit abseits der Rennstrecke geholfen habe.
"Dieses Jahr habe ich nicht aus vergangenen Erfahrungen geschöpft, sondern aus der Energie, diese positive Arbeit zu leisten. Das habe ich schon vergangenes Jahr gemerkt und das war auch ein Teil davon. Auf das Podium zu kommen, damit ich Breonna (Taylor) diese Stimme geben kann, war ein großer Antrieb für mich."
In Mugello 2020 erinnerte Hamilton an die getötete Breonna Taylor
Foto: Motorsport Images
"Hilft es mir bei den Rennen? Ich denke schon, ja", sagt Hamilton. "Es ist mein neuer Antrieb. Ich habe das Gefühl, dass es mir mehr Langlebigkeit gibt, denn es ist eine Menge Arbeit, die wir noch tun müssen. Ich habe auch das Gefühl, dass es meinem Leben einen echten Sinn gibt. Denn der Rennsport ist kein Selbstzweck."
"Es geht nicht nur um Titel und Rennsiege"
In dem Zusammenhang gesteht der Brite, es habe Zeiten gegeben, in denen er keine Motivation finden konnte und nicht wusste, ob er weitermachen will. "Ich glaube nicht, dass ich bis zum vergangenen Jahr meine Bestimmung gefunden hatte", erklärt er.
"Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich eine Aufgabe im Leben habe. Es geht nicht nur darum, Meisterschaften und Rennen zu gewinnen, das ist alles cool, sondern auch darum, etwas zu bewirken, um jungen Leuten zu helfen, es auch zu schaffen." Und dieser Ansporn mache ihn im Umkehrschluss zu einem besseren Fahrer.
"Ich glaube, ich bin mental stärker als je zuvor. Ich war sowieso schon lange mental stark, aber das hat mich noch mehr gefestigt. Und ich lasse mich auch nicht von dem ablenken, was hier (auf der Strecke) passiert. Ich komme hierher und tue das, was ich gerne tue. Ich glaube, das ist ein Vorteil", sagt der 36-Jährige.
Kampf für mehr Diversität in der Formel 1
Wenn er das Fahrerlager irgendwann einmal verlassen sollte, werde er stolz sein, "mehr Frauen hier zu sehen, mehr Farbige hier zu sehen und festzustellen, wie es die Außenwelt besser widerspiegelt und weiter voranschreitet", kündigt der Mercedes-Pilot an.
"Das ist es, was mich stolz machen wird. Ich habe das bereits in meinem Team gesehen. Eine Erfahrung, an die ich mich erinnere, war, als wir nach der Schließung wieder in die Fabrik zurückkehrten und ich die Marketingabteilung sah. Es war ein größeres Team und ein vielfältigeres Team, als ich es je zuvor gesehen hatte."
"Ich war wirklich schockiert und es war sehr emotional für mich", gesteht Hamilton, "denn meistens ist man die einzige farbige Person im Raum und man fragt sich immer, warum."
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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