Lewis Hamilton: Hatten eigentlich gehofft, 2023 um die WM zu kämpfen
Lewis Hamilton ist zufrieden damit, wie sich Mercedes nach einem schwachen Saisonstart steigern konnte - Eigentlich habe man aber größere Hoffnungen gehabt
Nach der Hälfte der Formel-1-Saison 2023 liegt Mercedes auf dem zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM. Damit steht man eine Position besser da als zum gleichen Zeitpunkt ein Jahr zuvor, doch ein echter Erfolg ist das für den einstigen Serienweltmeister nicht.
Auf die Frage, welche Erwartungen er vor der Saison gehabt habe, antwortet Lewis Hamilton im Rahmen des Belgien-Wochenendes: "Um die Weltmeisterschaft zu kämpfen! Das ist immer die Erwartung." Ziel sei es gewesen, "in einer viel besseren Position" als 2022 zu sein.
"Und ich denke, das war nicht der Fall", gesteht der Formel-1-Rekordweltmeister. Nach dem Winter sei man sogar "weiter hinten" als im Vorjahr gewesen, sagt Hamilton. "Aber ich bin wirklich stolz auf das Team. Wir kämpfen um den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung."
"Das haben wir nach dem ersten Test nicht erwartet, und das liegt an der großartigen Teamarbeit, die im Hintergrund stattfindet", freut sich Hamilton über die Entwicklung, die Mercedes zuletzt hingelegt hat. Ein Beleg dafür sei auch das jüngste Rennen in Ungarn.
Dort verpasste Hamilton als Vierter zwar knapp das Podium, doch am Samstag holte er seine erste Poleposition seit 2021. Er gehe daher "optimistisch" ins Wochenende in Spa, weil vor allem der Ungarn-Samstag "großartig" gewesen sei. "Es zeigt, dass Potenzial im Auto steckt", so Hamilton.
Hamilton: "Man soll niemals nie sagen ..."
Auch die Rennpace sei auf dem Hungaroring "sehr gut" gewesen, betont Hamilton und erklärt, der "volle Fokus" liege für den Rest des Jahres darauf, Platz zwei in der Konstrukteurs-WM zu sichern und das Team "in eine gute Position für nächstes Jahr" bringen.
Hamilton betont, die erste Saisonhälfte sei für Mercedes insgesamt "ordentlich" gewesen. "Wir waren zu Beginn des Jahres noch nicht da, wo wir sein wollten. Aber wir haben große Fortschritte gemacht", betont er noch einmal und erklärt, dass er sich für die zweite Hälfte noch mehr erwarte.
Man wolle im weiteren Verlauf des Jahres noch so einen großen Sprung machen, wie es McLaren zuletzt gelungen sei, und "ich habe alles Vertrauen in der Welt, dass wir dieses Ziel erreichen werden", stellt Hamilton klar. Ob man 2023 allerdings auch noch ein Rennen gewinnen werde, das könne er nicht sagen.
In Spa konnte Hamilton in seiner Karriere übrigens bereits viermal gewinnen, zuletzt 2020. Teamkollege George Russell stand 2021 für Williams sensationell als Zweiter auf dem Podium in Belgien, profitierte dabei allerdings davon, dass im Rennen hinter dem Safety-Car nicht überholt werden durfte.
Den Grundstein legte er damals also im Qualifying. "Ich erinnere mich an alles, als wäre es gestern gewesen. Ich erinnere mich sogar daran, als wäre es erst vor 20 Minuten passiert", verrät er und betont, dass er sogar den Verlauf der Runde nie vergessen werde.
Russell weiß, wie es im nassen Belgien geht ...
"Ich erinnere mich an Kurve 1, wie ich die Kurve schön eng bekam, den Randstein berührte, wie ich in Eau Rouge herunterschaltete, dann in Kurve 14 am Eingang einen kleinen Schnapper hatte und in der letzten Kurve, glaube ich, ein wenig zu spät bremste, sodass ich vorne links das Rad ein wenig blockierte und den Randstein knapp verfehlte."
"Daran kann ich mich noch perfekt erinnern. Ich überquerte die Ziellinie, schaute auf den TV-Monitor und fuhr für den Moment die Pole-Zeit", so Russell, für den es "ein sehr, sehr spezieller Moment" gewesen sei, der gezeigt habe, "was bei solch verrückten Bedingungen möglich ist."
Es sei ein "magischer Moment" gewesen "und wahrscheinlich der speziellste Moment meiner Karriere, weil er so unerwartet und plötzlich kam", so der damalige Williams-Pilot, der auch für dieses Jahr "definitiv optimistisch" auf das Rennen in Belgien blickt.
Denn auch 2023 sind die Bedingungen wieder nass und schwierig. "An diesem Tag haben wir mit Williams alles bis auf den letzten Millimeter hinbekommen, aber ich denke, dass bei diesen Bedingungen viele Fehler passieren können, aber auch viele Möglichkeiten entstehen", so Russell.
Denn auch eine gute Runde könne so schnell in die komplett andere Richtung kippen. "Ein kleiner Fehler kann anderthalb Sekunden kosten. Es wird an diesem Wochenende also eine Herausforderung werden", so Russell, der zudem glaubt, dass die Reifen eine Rolle spielen könnten.
Denn die Fahrer haben maximal sechs Sätze Intermediates zur Verfügung. "Wenn es das ganze Wochenende über nass ist, werden einige Teams sehr strategisch mit den Reifen umgehen", glaubt Russell, der sogar befürchtet, dass einige Autos im Sprint-Shootout im schlimmsten Fall gar nicht fahren könnten.
Für die Zukunft solle man deshalb die aktuelle Regel überdenken, damit den Teams nicht die Reifen ausgehen, wenn das ganze Wochenende nass wird. Mercedes brachte übrigens einige Updates für den W14 mit nach Spa, vor allem die Seitenkästen hat man noch einmal überarbeitet.
Das Mercedes-Update in Spa unter der Lupe
Einer der Wirbelgeneratoren im Stil einer Augenbraue, der auf der Verkleidung der seitlichen Aufprallstruktur saß, wurde bei der letzten Überarbeitung bereits entfernt und nun komplett verworfen, da er eindeutig nicht gut für den Luftstrom in diesem Bereich des Autos war.
Gleichzeitig wurden Form und Größe des Seitenkasteneinlasses überarbeitet, wobei das kastenförmige Design zugunsten einer eher zylindrischen Form aufgegeben wurde. Dadurch wird auch die Motorkühlung verbessert und es sind weniger Lüftungsschlitze für eine bestimmte Kühlleistung erforderlich.
Die Änderungen wirken sich eindeutig auf den Luftstrom aus, der diesen Teil des Fahrzeugs umströmt, und der Undercut hat sich infolgedessen erheblich verändert. Dies wirkt sich auch auf das Management der vom Vorderreifen erzeugten Verwirbelungen aus.
Mercedes hat die Seitenkästen für den W14 noch einmal überarbeitet Foto: Roberto Chinchero
Die Rutsche auf der Oberseite scheint ebenfalls ein stärkeres Gefälle zum Boden hin aufzuweisen. Das fällt durch die Metallstütze auf, die nun die Außenwand des Rampenteils des Seitenkastens durchschneidet, dann aber noch einmal sichtbar wird, bevor sie auf die Motorabdeckung trifft.
Wie angesichts des Leistungsverhältnisses zwischen den Seitenkästen und dem Unterboden zu erwarten war, wurden auch an der Unterbodenkante Änderungen vorgenommen: Die Anzahl der Luftleitbleche, die sich im Flügel an der Kante befinden, wurde von drei auf zwei reduziert.
Außerdem gibt es einen neuen Heckflügel mit weniger Abtrieb. Sowohl die Hauptplatte als auch der obere Flap wurden neu gestaltet, um den Abtrieb und den Luftwiderstand zu verringern und so den Anforderungen der Strecke in Spa besser gerecht zu werden.
Weiterer Co-Autor: Jonathan Noble, Matt Somerfield. Mit Bildmaterial von circuitpics.de.
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