Liberty-Zukunftsmeeting: Budgetgrenze im Zentrum der Vision 2021
Erste Infos vom Meeting über die Zukunft der Formel 1 nach 2020: Maximale Ausgaben von 150 Millionen US-Dollar pro Jahr sind die Kernforderung
Start zum GP Australien 2018 in Melbourne: Lewis Hamilton, Mercedes-AMG F1 W09 EQ Power+, führt
Sutton Images
Schon bevor beim Grand Prix von Bahrain der erste Motor angelassen wurde, fand hinter den Kulissen eine entscheidende Weichenstellung statt. Am Freitagmorgen trafen sich Vertreter von Rechteinhaber Liberty Media im Beisein der FIA mit den Teamchefs, um ihre Vision für die Formel 1 nach 2020 zu präsentieren.
Das erste Malheur passierte schon, als das Meeting noch gar nicht lief. Einige Teamchefs, darunter Ferraris Maurizio Arrivabene, Force Indias Otmar Szafnauer und Haas' Günther Steiner, betraten auf der Suche nach dem Treffpunkt den Paddock und durchbrachen somit die offizielle FIA-Sperrstunde. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass die FIA dabei ein Auge zudrücken wird.
Nicht ganz eineinhalb Stunden dauerte das Meeting, das in den nächsten Wochen für Diskussionen sorgen könnte. Der Inhalt (vorerst nur ein Vorschlag, kein verbindliches Regelwerk): Budgetobergrenze von 150 Millionen US-Dollar pro Jahr, gerechtere Verteilung der Einnahmen, einfachere und günstigere Motoren ohne MGU-H. Das ist genau das, was sich viele gewünscht haben.
Bleiben sollen allerdings Sonderzahlungen an Ferrari sowie diverse Vergünstigungen für in der Formel 1 engagierte Motorenhersteller. In einem moderateren Rahmen. Wahrscheinlich, um eine Verhärtung der Fronten mit insbesondere Ferrari und Mercedes abzuwenden.
Gegenüber 'Motorsport-Total.com' waren die ersten (inoffiziellen) Reaktionen von Teamchefs, dass man "nichts Überraschendes" präsentiert bekommen habe und vor allem "keine harten Zahlen". Beim einen oder anderen war durchaus so etwas wie Enttäuschung zu spüren, auch wenn offiziell - natürlich - von einem sehr konstruktiven Meeting die Rede ist.
"Es war ein Meeting, um den Teams unsere Visionen und Meinungen mitzuteilen", erklärt Formel-1-Sportchef Ross Brawn gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Die Teams müssen das jetzt einordnen, dann werden ernsthafte Diskussionen beginnen." Insgesamt sei das Meeting "ohne nennenswerte Kontroversen" verlaufen.
Libertys große Vision war ohnehin schon vorher klar: Die Formel 1 muss billiger werden, um aktive Teams und Hersteller bei Laune zu halten und neue anzulocken. Und um für mehr Abwechslung auf den Siegerpodesten zu sorgen. Das soll mit der Verteilungsreform adressiert werden.
Die Technik soll reformiert werden, damit wieder mehr Rad-an-Rad-Racing stattfinden kann. Und der Hybrid-Antriebsstrang, der vielen zu kompliziert geworden ist, soll technisch einfacher, lauter und kostengünstiger werden. Zum Beispiel durch die Abschaffung der MGU-H, die am Turbolader am Auspuff Energie abschöpft. Oder durch die Vereinheitlichung zahlreicher Komponenten.
Ein ganz wesentlicher Punkt ist die Einnahmenverteilung. Bisher erhalten die großen Teams - allen voran Ferrari - deutlich mehr als die kleinen. Was zum Teil auf Leistung basiert (Konstrukteurs-WM des Vorjahres), zu einem erheblichen Teil aber auch auf komplizierten Boni für Ferrari, Mercedes, Red Bull und Co. Liberty möchte, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Zukunft nicht mehr so drastisch auseinanderklafft.
Alles in allem Visionen, die für mittlere und kleine Teams verlockend klingen, den Wettbewerbsvorteil der Großen aber beschneiden würden. Weswegen Ferrari und Mercedes nachgesagt wird, dass sie im Zweifel eine Allianz gegen allzu drastische Reformpläne bilden könnten.
Interessant zu beobachten: Nach dem Meeting trafen sich die Mercedes-Granden Toto Wolff (mit Ehefrau Susie), Andy Cowell und Niki Lauda noch separat mit Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. Was dabei besprochen wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Dass es dabei nicht nur um ein geselliges Frühstück ging, liegt aber auf der Hand ...
Mit Informationen von Dieter Rencken & Adam Cooper
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