Wo McLaren noch "ein ganzes Stück" hinter Mercedes und Co. liegt
Bremsprobleme sorgen dafür, dass McLaren in Bahrain weniger als alle anderen Teams fährt - Lando Norris erklärt, wo man "ein ganzes Stück" hinter der Spitze liegt
Lando Norris und Teamchef Andreas Seidl sind sich einig, dass der Formel-1-Wintertest in Bahrain vor der Saison 2022 für McLaren "nicht ideal" gelaufen ist. "Barcelona war gut, aber hier hatten wir etwas mehr Probleme, die uns bei der Rundenanzahl ziemlich limitiert haben", berichtet Norris.
Der Brite, der an allen drei Testtagen im Auto saß, weil Teamkollege Daniel Ricciardo mit einer Coronainfektion ausfiel, brachte es auf 1.082 Kilometer, was McLaren den letzten Platz in der Kilometertabelle einbrachte. Zum Vergleich: In Barcelona hatte man noch 1.716 Kilometer abgespult.
Grund für den Absturz waren vor allem Bremsprobleme. An der Vorderachse überhitze der MCL36 gleich ab dem ersten Testtag in Bahrain. "Die Runs mit weniger Benzin konnten wir fahren, aber nicht die mit mehr Sprit", erklärt Norris. Daher spreche die Rundentabelle auch nicht die ganze Wahrheit.
"[Am Freitag] haben wir 60 Runden absolviert. Aber wenn man die In- und Outlaps rausnimmt, dann sind wir nicht viele schnelle Runden gefahren", erklärt Norris. Mit anderen Worten: Bei den 200 Runden, die McLaren insgesamt absolvierte, hat man in vielen davon gar nichts gelernt.
Probleme noch "nicht vollständig" gelöst
Während andere Teams bereits am Freitag komplette Rennsimulationen fuhren, konnte Norris wegen der überhitzenden Bremsen nur ganz kurze Runs fahren und musste immer wieder an die Box kommen. "Wir machen auf jeden Fall Fortschritte, aber es ist definitiv nicht die Position, in der wir sein wollen", gesteht er.
"Der Test lief definitiv nicht nach Plan", erklärt auch Teamchef Seidl, der ergänzt, dass man durch die Probleme "stark beeinträchtigt" gewesen und nun "etwas im Hintertreffen" sei. Man sei von den Problemen "etwas überrascht" gewesen und habe viele Programmpunkte nicht abhaken können.
In Bahrain zeigte sich dann, dass die ursprüngliche Lösung zur Kühlung der Bremsen "nicht genug" war. Damit begann für McLaren ein Wettlauf gegen die Zeit, denn zwei Tage waren laut Seidl "einfach nicht genug Zeit, um eine richtige Lösung zu finden." Somit war der komplette Test beeinträchtigt.
Zwar schaffte es McLaren, am dritten und letzten Testtag noch einmal neue Teile an die Strecke zu bringen. Doch laut Seidl seinen die Probleme damit nur "zu einem gewissen Grad, aber nicht vollständig" gelöst. Zu mehr reichte die Zeit nicht. Die "echte Lösung" erwartet man erst zum Saisonauftakt.
Bahrain-Test hatte auch "positive" Seiten
"Jetzt hoffen wir einfach, dass die Upgrades, die wir nächste Woche bekommen, das Problem final lösen", so Seidl, der aber betont, dass er "sehr zuversichtlich" sei, dass das auch der Fall sein werde. "Und dann sprechen wir wieder mehr über die Performance", kündigt der Teamchef an.
Denn in Bahrain ging es wegen der anhaltenden Probleme fast immer nur um die Zuverlässigkeit, wenn über den MCL36 gesprochen wurde. "Trotzdem gab es auch viele positive Runs. Wir konnten trotzdem am Auto arbeiten, um mehr Performance herauszuholen", betont Seidl.
"Außerdem konnten wir weitere Upgrades ans Auto bringen. Das war positiv", so der Deutsche, der betont: "Wir haben eine sehr gesunde Plattform, mit der wir in diese neue Ära der Formel 1 gehen." Den Test beendete Norris mit einer 1:33.191 auf Platz neun in der Zeitenliste.
Auf die möchte man bei McLaren - wie auch bei den anderen Teams - aber nicht viel geben. "Man weiß nie, wann Leute ihre Pace zeigen und wann nicht. Es ist schwierig, das herauszufinden", grübelt Norris und Seidl ergänzt: "Einige Autos sehen schon seit Barcelona wirklich stark aus."
"Zum Beispiel der Ferrari. Einige andere Teams auch. Das Wichtigste ist es momentan, uns auf uns selbst zu konzentrieren und dieses Problem zu lösen. Dann werden wir nächste Woche sehen, wo wir stehen", so der Teamchef, für den es noch "zu früh" sei, eine Prognose abzugeben.
MCL36: Langsame Kurven die Achillesferse?
Für Norris steht derweil schon fest, dass McLaren noch "eine Menge Arbeit" vor sich hat - und das nicht nur wegen der Bremsprobleme. Er erklärt: "In den High-Speed-Kurven waren wir in Barcelona stark, ganz ähnlich wie in den vergangenen Jahren. In den High-Speed-Kurven waren wir immer stark."
In diesem Bereich habe McLaren sogar teilweise zur Spitze des Feldes gehört. "Aber in den langsamen Kurven haben wir Probleme", stellt er klar und betont: "In diesen Kurven liegen Mercedes, Red Bull und Ferrari ein ganzes Stück vor uns. Ich glaube, darum haben wir in Barcelona insgesamt stärker als hier ausgesehen."
Er sei daher "nicht so zuversichtlich" wie nach dem Barcelona-Test. Trotzdem betont er, dass McLaren "ordentlich" für die neue Saison aufgestellt sei. Und Teamchef Seidl erklärt, er sei zumindest "sehr zufrieden" damit, wie das Team auf die unerwarteten Probleme in der Wüste reagiert habe.
"Natürlich mussten wir unseren Plan anpassen und uns auf kürzere Runs konzentrieren", gesteht er, weshalb man "nicht komplett zufrieden" sein könne. In Krisenstimmung möchte er aber nicht verfallen. "Wir müssen es jetzt so nehmen und nächste Woche das Beste daraus machen", so Seidl.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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