Mercedes-Chef Toto Wolff: Die Formel 1 sollte kein "Betatest" werden
Toto Wolff warnt davor, Änderungen in der Formel 1 zu überstürzen und mit "Betatests" zu experimentieren, um die Zuschauerzahlen nach oben zubekommen.
Toto Wolff, Mercedes, Motorsportchef
XPB Images
Liberty Media hat nach der Übernahme der Geschäfte und der Absetzung von Bernie Ecclestone damit begonnen, die Formel 1 umzugestalten. Toto Wolff warnt aber davor, spontane Änderungen vorzunehmen, um die Show zu verbessern.
Er glaubt, dass jeder Schritt, die Show zu ändern, wohlüberlegt sein müsse und das Stammpublikum, dem die Formel 1 ihre Popularität zu verdanken hat, nicht vergraulen darf.
"Wir müssen anerkennen, dass die Formel 1 ein technischer Sport ist – sie wird also immer polarisieren", sagte Wolff. "Es wird Menschen geben, die sie hassen und andere, die sie lieben. Das ist okay."
"Aber eines ist sicher: Wir sollten aus ihr keinen Betatest machen."
"Wir sollten nicht mit unseren loyalen Fans und Zuschauern spielen, indem wir Regeln einführen, die wir nicht genau durchdacht haben."
"Wir sollten Daten aus einem wissenschaftlichen Ansatz verwenden und sehen, was in anderen Sportarten und Unterhaltungsplattformen funktioniert und das mit den vorhandenen Stärken und Werten der Formel 1 verbinden."
Wolffs Ansicht deckt sich mit der von Ross Brawn, dem Formel-1-Geschäftsführer, der damit beauftragt ist, den Grand-Prix-Sport aus sportlicher Sicht zu verbessern.
Brawn will eine vollständige und ordentliche Analyse der Stärken und Schwächen der Formel 1, die auch eine Befragung der Fans und Arbeitsgruppen, die die Regeln neu bewerten, einschließen soll, bevor man Änderungen vornimmt.
Nicht am Ende
Wolff findet es auch falsch, zu sagen, dass die Formel 1 als Sport am Ende sei – denn trotz einiger Gebiete, auf denen er sich verbessern kann, hat sie immer noch viele Zuschauer und loyale Fans.
"Wenn man bedenkt, dass wir uns als Team in den vergangenen Saisons gut geschlagen haben, haben sich die Zuschauerzahlen auf positive Art und Weise entwickelt", sagte er.
"Bei den letzten Rennen hatte wir auf einigen Märkten Rekordzuschauerzahlen. Es wurde viel darüber gesprochen, dass es der F1 nicht gut gehen würde. Tatsächlich schlagen wir uns aber ziemlich gut; vor allem, wenn man bedenkt, dass sich der Markt stark verändert hat."
"Ich bezweifle, dass jüngere Genrationen am Sonntagnachmittag um 14:00 Uhr einen herkömmlichen Fernseher einschalten. Sie erwarten, dass sie es auf ihrem Mobilgerät oder via Social Media verfolgen können. Nichtsdestotrotz sind unsere Zuschauerzahlen ziemlich stark."
"Wir dürfen den Sport nicht schlechtreden, da es ihm nicht schlecht geht. Es gibt Wege, um Dinge zu optimieren, und es gibt Bereiche, in denen wir nicht allzu viel getan haben - zum Beispiel auf dem digitalen Markt und im Bereich von Social Media. Aber wir müssen diese Bereiche verstehen lernen."
Soziale Medien
Liberty will die sozialen Medien und digitale Plattformen in den nächsten Jahren als Schlüsselbereiche für Wachstum besser nutzen. Wolff glaubt aber, dass die Situation ziemlich kompliziert ist.
Ecclestone war lange skeptisch, wie die Formel 1 aus den digitalen Medien Einnahmen generieren könnte und Wolff stimmt dem zu, dass es für den Sport nicht sinnvoll wäre, alle Inhalte kostenlos online zugänglich zu machen.
"Social Media ist ein sehr wichtiges Marketingtool, um mit unseren Zuschauern in Kontakt zu treten - das betrifft sowohl aktuelle als auch zukünftige Fans. Aber wir haben mit den TV-Sendern loyale Partner, die unseren Sport seit vielen Jahren übertragen und dabei mitgeholfen haben, einen Teil der Einnahmen für die Teams zu generieren."
"Dann darf man es nicht kostenlos in der digitalen Welt anbieten. Man kann es als Marketingtool ansehen, aber nicht als Allheilmittel, das alle Probleme löst."
Er sagte weiter: "Das Ende der Ära Ecclestone ist eine große Sache. Ich bin gespannt, aber auch optimistisch, was die Zukunft bereithält."
"Aber eins ist sicher: Die Welt dreht sich sehr schnell weiter und die Erfolge von gestern sind morgen schon nichts mehr wert."
"Wir müssen offen in die Zukunft gehen und sollten dabei nicht zu nostalgisch sein. Dem Sport bietet sich eine riesige Gelegenheit, um immer weiter zu wachsen. Davon können wir alle profitieren. Wir müssen nur den Weg in diese Richtung einschlagen."
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