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Mercedes fürchtet "harten" Brexit: "Es wäre ein Albtraum-Szenario"

Während Toto Wolff schlimme Folgen des EU-Austritts Großbritanniens für die Formel 1 fürchtet, witzelt Red-Bull-Kollege Horner über dessen Schweizer Wohnsitz

An der Formel 1 geht das Thema Brexit nicht spurlos vorbei: Der nahende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union bereitet sieben der zehn Teams, die ihren Hauptsitz oder wichtigste Dependance auf der Insel haben, Kopfschmerzen. Besonders tief runzelt Mercedes-Sportchef Toto Wolff die Stirn: Es gäbe "ernsthaften Grund zur Sorge", sagt er, "und es sollte jedem so ergehen."

Das Beispiel Silberpfeile illustriert, in welche Schwierigkeiten Formel-1-Mannschaften schlittern könnten. Mit dem Konzernsitz in Stuttgart und zwei Standorten in Großbritannien (der Autofabrik in Brackley und der Motorenfabrik in Brixworth) betreibt Mercedes ein paneuropäisches Projekt aus dem Bilderbuch. Die Belegschaften sind international, setzen sich aus 26 Ländern zusammen.

Der Daimler-Konzern besitzt 60 Prozent, Wolff selbst 30 Prozent und Niki Lauda zehn Prozent an dem Formel-1-Team, das als eine Limited (ähnlich einer deutschen GmbH) im britischen Handelsregister geführt wird. Umstände, die für Probleme sorgen könnten, wenn es keinen freien Waren-, Kapital- und Personenverkehr zwischen Großbritannien und dem Festland mehr gibt - schließlich garantieren diese Freiheiten des Binnenmarktes nur die EU-Verträge, die nun gekündigt werden.

Besonders gravierend wäre die Lage, wenn es zu einem "harten" Brexit käme - sich Großbritannien und die EU also nicht auf ein Austrittsabkommen verständigen und es am 29. März kein bilaterales Abkommen zwischen London und Brüssel gibt. Das Verhältnis zur EU würde dann einem x-beliebigen Drittstaat gleichen. Einfuhrzölle und Beschränkungen im Aufenthalts- und Arbeitsrecht für Ausländer wären die Folge und könnten die Formel-1-Teams und ihre Mitarbeiter schwer treffen.

"Wir reisen ständig ein und aus. Das gilt auch für unser Personal. Wenn wir Teile oder Dienstleistungen erhalten, passiert es auf den letzten Drücker", schnauft Wolff. Keine Zeit für Formalitäten, wenn ein Frontflügel aus Brackley fix nach Hockenheim gebracht werden muss. "Jede Störung an der Grenze oder zusätzliche Gebühren würde die Branche in Großbritannien massiv schädigen."

Dass es zu einem "harten" Brexit kommt, ist möglich, aber nicht wahrscheinlich. Das britische Parlament hat sich grundsätzlich dagegen ausgesprochen, bisher allerdings keinen Deal abgenickt, den Premierministerin Theresa May vorlegt hat - auch weil ihr der Rückhalt in der eigenen Partei fehlt.

Die Verhandlungen gehen weiter - und Toto Wolff hofft auf Vernunft. "Als Leiter eines Rennteams und als Geschäftsmann denkt man, dass sich am Ende rationales Denken durchsetzen würde", sagt er. Der britische Motorsportverband und einige Teams haben sich in einem Brief an May gewandt, um die Branche zu retten. Schließlich wäre die logische Antwort auf einen "harten" Brexit Abwanderung ins europäische Ausland. Ein Szenario, dass bei Mercedes offenbar eine Rolle spielt.

"Es wäre ein Albtraum-Szenario, das ich mir nicht vorstellen mag", so Wolff über Brexit ohne Austrittsabkommen. "Wir haben gewisse Notfallpläne in der Schublade, wie wir unsere Leute und Teile in und außer Landes bekommen, aber es wäre ein Störfeuer. Es würde bei allen Teams in Großbritannien für Kopfzerbrechen sorgen." Nicht bei Ferrari und Alfa Romeo, die aus Italien respektive der Schweiz operieren. Mit Abstrichen lässt sich auch Toro Rosso mit Sitz in Faenza ausklammern, jedoch ist das Red-Bull-Juniorteam auf die Zusammenarbeit mit Milton Keynes angewiesen.

Dort herrscht Gelassenheit, obwohl Red Bull als österreichisches Unternehmen ähnliche Schwierigkeiten erwarten dürften wie Mercedes - wenn auch nicht so extrem, weil sich das Formel-1-Business in Großbritannien konzentriert. "Jedes Mal, wenn ich den Fernseher einschalte, redet jemand über den 'harten' Brexit", meint Teamchef Christian Horner, "aber wie es kommen mag, wir müssen damit leben. Das Leben geht weiter." Dass Wolff sich sorgt, tut er ab: "Da er in der Schweiz wohnt, hat er wohl kein Problem damit. Man kann jetzt den Weltuntergang an die Wand malen oder man kann abwarten, wie der Brexit am Ende tatsächlich aussehen und das Leben beeinflussen wird."

Christian Horner, Toto Wolff, Maurizio Arrivabene

Die drei Topteams sehen den Brexit allesamt unterschiedlich

Foto: Sutton

Auch die kleineren Teams halten sich zurück. Haas-Teamchef Günther Steiner, der auf die reibungslose Zusammenarbeit zwischen seinem Rennteam in Großbritannien sowie Chassisbauer Dallara und Technikpartner Ferrari in Italien angewiesen ist, schlägt leise Töne an: "Wenn wir umziehen müssen, können wir es schnell tun. Wir packen unseren Wohnwagen voll und verlassen das Land." Schließlich beschäftigt keine Mannschaft weniger Mitarbeiter als Haas - vielleicht ein Vorteil.

Steiner kann sich auch vorstellen, dass ein "harter" Brexit für die Formel 1 zu bewältigen wäre. Er glaubt: Die Formalitäten bei der Ein- und Ausfuhr von Waren, die sich früher mit Papier und Bleistift erledigen ließen, wären heute mit elektronischen Hilfsmitteln noch lockerer zu stemmen.

Auch Force-India-Teamchef Otmar Szafnauer, dessen Mannschaft aktuell einige Teile für ihr Auto aus den USA bezieht und damit keine Probleme hat, bleibt cool: "Es könnte anfangs zu Schwierigkeiten kommen, ja, aber mit der Zeit wird es sich ausgehen", sagt er. "Es wäre mit Sicherheit einfacher, wenn es keinen Brexit gäbe. Aber alles hängt davon ab, wie dieser Brexit am Ende aussieht."

Weitere Co-Autoren: Jonathan Noble. Mit Bildmaterial von Sutton.

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