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Mercedes gibt zu: Beim Mexiko-Grand-Prix auf falsche Strategie gesetzt

Zum zweiten Mal binnen einer Woche muss sich Mercedes die Frage gefallen lassen: Wäre mit anderer Strategie der Sieg drin gewesen? - Welche Rolle Sergio Perez spielte

Mercedes gibt zu: Beim Mexiko-Grand-Prix auf falsche Strategie gesetzt

"Wir sind auf dem falschen Reifen, Kumpel." - "Nein, wir sind auf dem richtigen Reifen." - Lewis Hamilton ahnte es bereits 19 Runden vor Schluss. Auf seinen harten Reifen konnte der Mercedes-Pilot Max Verstappen, der Medium-Reifen auf seinem Red Bull aufgezogen hatte, nichts entgegensetzen. Die Prognose seines Renningenieurs Peter "Bono" Bonnington erfüllte sich nie.

Hat Mercedes also beim Großen Preis von Mexiko 2022 den ersehnten ersten Saisonsieg mit der falschen Strategie weggeworfen? Das ist im Nachhinein immer schwer zu sagen. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gibt bei 'Sky' zu: "Wir haben heute einfach auf die falsche Reifenstrategie gesetzt, aber im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer."

Während der ersten 24 Runden, als Verstappen auf dem Soft-Reifen fuhr und Hamilton auf dem Medium war, wuchs der Abstand nie auf mehr als 2,5 Sekunden an. Mercedes, so schien es, war auf Augenhöhe. Verstappen kam mit einem Polster von lediglich 1,6 Sekunden zum Stopp, um Mediums zu nehmen.

Durch den Undercut-Effekt machte der Weltmeister nun rasch Zeit auf Hamilton gut. Hier beging Mercedes den strategischen Fehler: "Mit dem Medium-Hard waren wir auf einer sicheren Einstoppstrategie. Und es hat eine kurze Zeit lang so ausgesehen, dass sie zweimal stoppen müssen."

Einmal weniger stoppen hätte Hamilton auf der Strecke an Verstappen vorbeigebracht. Doch es kam anders als gedacht: "Der Medium hat einfach bei denen am Ende gehalten und so haben wir einfach ins Klo gegriffen."

Der Abstand zwischen Verstappen und Hamilton schoss erst nach dem Boxenstopp in die Höhe

Der Abstand zwischen Verstappen und Hamilton schoss erst nach dem Boxenstopp in die Höhe

Foto: smg/Stritzke

Hamilton verlor auf dem harten Reifen sukzessive an Boden und hatte im Ziel 15,186 Sekunden Rückstand auf Verstappen. Perez, der seinerseits nie in Schlagdistanz zu Hamilton kam, fuhr mit einem 48-Runden-Stint auf dem Medium nur knapp drei Sekunden hinter Hamilton ins Ziel.

Perez brachte Mercedes von Soft-Strategie ab

Natürlich muss Mercedes sich die Frage stellen: Was, wenn man bis Runde 45 bis 50 gefahren wäre, um dann auf nagelneue Softs zu setzen? Daniel Ricciardo hat es mit einem 26-Runden-Stint auf Softs, in dem er sich von P13 bis auf Rang sieben nach vorne fuhr, schließlich vorgemacht.

"Bei Daniel hat man gesehen, was möglich war", stimmt Wolff zu. "Aber das stand zu diesem Zeitpunkt nicht fest. Wir haben ihn [den Soft] heute Vormittag diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass er stark ist. Aber wir haben nicht geglaubt, dass er so lange hält."

Was Mercedes letztlich davon abgehalten hat, auf die Medium-Soft-Strategie zu gehen, war die Sorge vor Sergio Perez. Der hatte schon nach 23 Runden gestoppt und machte auf frischen Mediums Zeit auf Hamilton gut. Mercedes ging hier noch davon aus, dass der Lokalmatador noch ein zweites Mal stoppen müsste, wollte aber nicht hinter ihn zurückfallen.

"Wir haben uns entschieden, mit Lewis [auf den Hard] zu gehen, um den Platz an Perez nicht zu verlieren", bestätigt Wolff. Mercedes kämpfte am ganzen Wochenende mit einem Topspeed-Nachteil gegenüber Red Bull, sodass die Soge, nicht an "Checo" vorbeizukommen, wohl groß gewesen ist.

Hamilton bestätigt: "Ich habe ihnen immer wieder gesagt, dass die [Medium-] Reifen okay sind. Aber ich bin auch davon ausgegangen, dass Sergio vielleicht deutlich schneller fährt als ich. Wenn wir länger draußen geblieben wären, wären wir wohl hinter Sergio gelandet."

"Leider hat mein Teamkollege [George Russel] am Start den dritten Platz an Sergio verloren. Deshalb war ich im Red-Bull-Sandwich. Es ist immer schwer in der Strategie, wenn man nicht beide Autos vorne drin hat. Ich denke, Sergio hat mich reingelockt. Das hat unsere Strategie beeinträchtigt."

Schon auf dem falschen Reifen gestartet?

Letztlich war der Knackpunkt für Mercedes aber bereits die Wahl, die Mediums zu starten. "Ich denke, wir hätten auf Softs starten sollen" bestätigt Hamilton. "Im ersten Stint war es ganz okay, aber der harte Reifen war einfach langsam."

Aber diese Strategie kam für Mercedes gar nicht erst in Frage, wie Wolff erklärt: "Unsere Berechnungen haben uns gesagt, dass Soft-Hard gehen würde. Aber sie haben nicht gesagt, dass Soft-Medium funktionieren würde. Das war nicht einmal auf dem Radar."

‘¿’"Ich glaube, dass auch einige andere davon überrascht worden sind, dass eine Einstoppstrategie mit Soft-Medium gehen würde." Einsatzleiter Andrew Shovlin ergänzt: "Wir hätten nicht gedacht, dass die Soft-Medium-Strategie so komfortabel sein würde."

Hamilton hatte früh ein ungutes Gefühl: "Als ich in der Startaufstellung stand, hatte ich schon das Bauchgefühl, dass sie auf Soft starten würden. Und als die Reifenwärmer runterkamen, waren alle um uns herum auf den weichen Reifen. Da dachte ich schon, dass wir in Schwierigkeiten geraten könnten." So schlimm war es dann nicht, Mercedes war auch mit Medium-Hard eindeutig zweite Kraft im Rennen.

Letztlich die Frage der Fragen: Hätte Hamilton mit Medium-Soft oder Soft-Medium gewonnen? Wolff verneint: "Ich denke nicht, dass wir sie hätten überholen können. Der Abstand wäre zu groß gewesen. Soft-Medium hätte uns sicher einen Vorteil in Kurve 1 verschafft. Man weiß nicht, wie nah wir rangekommen wären, aber es wäre mit einer anderen Strategie sicher enger geworden."

Russell wegen Latifi auf hartem Reifen

Eine weitere Frage ist, warum Mercedes nicht wenigstens die Strategien gesplittet hat. George Russell setzte sich noch auf Mediums dafür ein, lange zu fahren und auf Softs zu gehen. Doch die Antwort vom Team lautete, dass er dafür sehr lange auf Mediums fahren müsste. Letztlich kam er doch nach 34 Runden zum Service und erhielt die harten Reifen. Auf diesen brach er dann total ein.

Warum also hat Mercedes Russell von seinem Plan abgehalten? Der Formel-2-Meister von 2018 erklärt bei 'Sky': "Wir haben gesehen, dass [Nicholas] Latifi, nachdem er auf Hard gewechselt hat, persönlich beste Sektoren gefahren ist. Dasselbe war bei Lewis der Fall. Wir haben daher gedacht, dass es die richtige Entscheidung wäre."

George Russell war auf den harten Reifen völlig verloren

George Russell war auf den harten Reifen völlig verloren

Foto: Motorsport Images

"Aber schon auf der zweiten Runde ist uns klar geworden, dass der nicht funktioniert." Zehn Runden vor Schluss funkte er: "Ich bin mit diesem Reifen immer noch nicht glücklich." Aber da war das Kind längst in den Brunnen gefallen. Er beendete das Rennen mehr als eine halbe Minute hinter Perez und 49,431 Sekunden hinter Verstappen.

"Ich hätte wirklich gerne gesehen, was wir mit ein paar Runden mehr auf dem Medium und dann auf dem Soft zu leisten imstande gewesen wären, wie Daniel [Ricciardo]", hadert er. "Aber im Nachhinein sieht es halt immer so einfach aus."

Er nimmt auch Pirelli in die Pflicht: "Ich habe das Gefühl, dass die Reifenmischungen eine Stufe zu hart gewesen sind. Der Harte fühlte sich eher wie Ultrahart an. Am Ende habe ich so hart gepusht, wie es ging, aber es war wie auf Eis."

Bleibt für Mercedes das Positive: Zum zweiten Mal in zwei Rennen waren die Silberpfeile, die während der Formel-1-Saison 2022 lange nur dritte Kraft gewesen sind, in der Lage, aus eigener Kraft um den Sieg zu fahren. Zwei Gelegenheiten gibt es noch, den ersehnten Sieg doch noch einzufahren.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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