Mercedes mit Rückstand: Warum die Probleme diesmal anders sind
Alles nur Tiefstapelei oder doch echte Probleme? Wo Mercedes nach dem letzten Test in Bahrain mit dem W13 steht und warum die Lage anders ist als in den Jahren zuvor
Der schwierige Test, den Mercedes vergangene Woche in Bahrain absolvierte, veranlasste viele seiner Formel-1-Rivalen zu dem Verdacht, dass das Team blufft. Schließlich hat es in der Vergangenheit schon viele unauffällige Winter hinter sich gebracht, um die Konkurrenz dann beim ersten Rennen zu überrumpeln.
Sogar im Vorjahr, als Mercedes beim Test noch völlig im Rückstand zu sein schien, gelang es der Mannschaft dennoch, Red Bull zu überholen und den Saisonauftakt zu gewinnen.
Doch trotz der allgemeinen Skepsis scheint Mercedes diesmal wirklich mit einem Rückstand in die Saison zu gehen. Denn während man im vergangenen Jahr bei den Tests einfach nicht die richtige Balance mit dem W12 finden konnte, haben Fahrer und Team nun große Probleme, eine konstante Pace zu erzielen.
"Porpoising" macht Mercedes mehr zu schaffen
Das Auto leidet unter viel stärkerem "Porpoising" als die Hauptrivalen Red Bull und Ferrari, und Mercedes hat noch keinen Weg gefunden, das Problem in den Griff zu bekommen.
Das äußert sich nicht nur am Ende der Geraden, denn das Auto leidet unter dem Phänomen, dass der Unterboden den Asphalt berührt, auch in einigen Kurven, wenn es am Limit ist. Das ist dem Ziel, konstanten Abtrieb zu erzeugen, freilich wenig zuträglich.
Wenn Mercedes die Fahrhöhe anhebt, um "Porpoising" zu verhindern, wird der W13 aus seinem besten Leistungsfenster geholt. Heißt: Abtrieb und Rundenzeit gehen verloren.
Technikchef Shovlin sah zuletzt Fortschritte
Tatsächlich steht das Team vor einem kleinen Dilemma, denn je mehr Abtrieb es mit dem Auto erzeugt - wie beim Test-Update in Bahrain - desto mehr drückt es nach unten und desto schlimmer wird das "Porpoising", was zulasten der Rundenzeit geht.
In Bahrain konzentrierte sich das Team darauf, mit Aufhängungseinstellungen und Fahrhöhen zu experimentieren, um eine Antwort zu finden. Am Ende des Tests entschied man sich schließlich dafür, einen Teil des Bodens zu entfernen und das Heck des Autos ein wenig anzuheben, um zu sehen, ob das helfen würde.
Technikdirektor Andrew Shovlin sah dabei einige positive Rückmeldungen: "Wir haben ein paar Fortschritte beim Thema Porpoising gemacht, was das Auto im Grenzbereich weniger anfällig macht. Es ist noch viel Tempo drin, wenn wir uns in dem Punkt weiter steigern und das Auto besser abstimmen können."
Die Gewichtsunterschiede zwischen den Teams sind sehr groß, wobei Alfa Romeo als das leichteste Auto gilt. In der Boxengasse wird gemunkelt, dass es auch zwischen den drei Topteams große Unterschiede geben könnte. So soll der Ferrari ein ganzes Stück leichter sein als der vergleichsweise schwere Mercedes.
Gewichtsunterschiede auch unter den Topteams
Da in der Formel 1 allgemein davon ausgegangen wird, dass zehn Kilogramm Gewicht etwa 0,3 Sekunden Rundenzeit ausmachen, könnte jeder Gewichtsunterschied von ein paar Kilogramm in dieser Saison eine ziemlich wichtige Rolle spielen.
Doch trotz der Schwierigkeiten, in denen sich Mercedes befindet, ist es nicht so, dass es mit einem nicht konkurrenzfähigen Auto feststeckt und keine Möglichkeit hat, aufzuholen.
Das Team weiß, dass der W13 vielversprechend ist und das Potenzial hat, um es mit den Besten an der Spitze aufzunehmen. Man muss nur einen Weg finden, seine Stärken auszuspielen und in der Lage zu sein, das "Porpoising" weitestgehend abzustellen.
Wie Lewis Hamilton am Ende des letzten Tests ganz klar feststellte: "Unser Auto hat das Potenzial, uns dorthin zu bringen. Wir müssen nur in der Lage sein, es zu nutzen und einige der Probleme zu beheben. Genau daran arbeiten wir." Die Frage ist nur, wie lange es dauert, bis man die nötigen Antworten gefunden hat.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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