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Mercedes' Windschatten-Taktik: Hatte Hamilton noch einen Vorteil?

Valtteri Bottas hat sich dagegen entschieden, im Windschatten von Lewis Hamilton zu fahren, und damit möglicherweise einen kleinen Fehler gemacht

Das erneute Qualifying-Chaos in Monza Formel 1 2020 live im Ticker! hatte vor allem damit zu tun, dass vor Beginn der schnellen Runde jeder in einer Track-Position mit möglichst optimalem Windschatten sein wollte. Nur den beiden Mercedes-Piloten, die vorne wegfuhren, schienen diese Spielchen ziemlich egal zu sein. Kein Wunder: "Wenn du so viel schneller bist, brauchst du keinen Windschatten", winkt etwa Max Verstappen ab.

Mercedes hat nach dem Freitagstraining "die Auswirkungen des Windschattens analysiert", erklärt der leitende Renningenieur Andrew Shovlin, "und wir schienen dadurch in den Kurven so viel zu verlieren, wie wir auf den Geraden gewannen. Deshalb entschieden wir uns dazu, freie Runden für unsere Runs zu suchen, wodurch das Qualifying auch etwas einfacher wurde."

Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Auch wenn Bottas schon fast die Parabolica anbremsen musste, als Hamilton aus der Variante Ascari ausfuhr, spürte der hinterherfahrende Mercedes Windschatten. Nicht mehr signifikant, denn optimal wäre der Effekt bei drei bis fünf Sekunden Abstand. Aber im Topspeed wurden zwischen Bottas und Hamilton immerhin 3,6 km/h Unterschied gemessen.

"Der Windschatten bringt ein paar Zehntel", erklärt Renault-Sportdirektor Alan Permane. "Auf den Geraden gewinnst du sechs, sieben Zehntel - dafür verlierst du aber in den Kurven drei oder vier wieder. Wenn du einen perfekten Windschatten erwischst, sind es zwei, drei Zehntel. Lewis hat sich sechs oder sieben Sekunden hinter Valtteri positioniert. Das ist kein massiver Windschatten mehr."

 

Bottas konnte sich die Position selbst aussuchen

Daraus zu schließen, dass Mercedes Hamilton bewusst bevorzugt, wäre aber falsch. Ganz im Gegenteil: Bottas hatte dieses Wochenende erste Wahl, darüber zu entscheiden, ob er im Qualifying vor oder nach seinem Teamkollegen rausfahren möchte - und entschied sich für freie Fahrt statt Windschatten. Im Nachhinein betrachtet womöglich ein Fehler.

"Ich hatte im Qualifying nur einmal einen Windschatten", erzählt der Finne, "nämlich am Ende von Q2." Da wurde er bis zur Parabolica zuerst von Esteban Ocons und dann von Daniel Ricciardos Renault gezogen. "Hat sich nicht schlecht angefühlt", gibt er zu. "Der Wind war durchschnitten, und in den Kurven war ich trotzdem schnell."

Bottas erzielte im Renault-Windschatten eine Bestzeit von 1:18.952 Minuten. In Q3, als er vor Hamilton fuhr und weit und breit keinen Vordermann hatte, konnte er sich nicht mehr steigern: 1:18.956 Minuten. Hamilton hingegen, der vermutlich durch den Windschatten ein paar km/h gewann, legte von 1:19.092 Minuten noch um 0,205 Sekunden zu.

"Valtteri hat sich dafür entschieden, dieses Wochenende als Erster rauszufahren", sagt Hamilton. "Es war eine sehr, sehr enge Entscheidung zwischen freier Fahrt und Windschatten. Ich kann wirklich nicht sagen, was besser ist. Einige werden sagen, dass es besser ist, Windschatten zu haben - aber dann verlierst du in der Mitte des letzten Sektors."

Eine Ansicht, die die Mercedes-Ingenieure ziemlich exklusiv zu vertreten scheinen. "Hier kann der Windschatten drei, vier, fünf Zehntelsekunden bringen", glaubt Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer. Mercedes sei der Windschatten nur "egal" gewesen. "Die brauchen diese letzten zwei Zehntel nicht. Wir aber schon", unterstreicht McLaren-Pilot Carlos Sainz.

 

Verstappen: Ohne Windschatten geht nichts

"Für uns zählt jede Hundertstelsekunde", ergänzt Verstappen. "Wenn du im Windschatten fährst, verlierst du ein bisschen in den Kurven. Du gewinnst aber auf den Geraden weit mehr dazu. Vor allem, wenn du wie wir weniger Topspeed hast. Für uns war das die einzige Möglichkeit, da vorne mitzumischen."

Und: "Lewis ist zwar sechs, sieben Sekunden hinter Valtteri gefahren. Er hatte aber trotzdem den besseren Topspeed", fällt dem Fünften des Qualifyings (0,100 Sekunden hinter Sainz auf P3) auf. "Für die ist es perfekt gelaufen - bei sechs Sekunden Abstand gewinnst du ein, zwei Zehntel auf den Geraden." Ohne gleichzeitig in den Kurven groß was zu verlieren.

"Du musstest schon aufpassen, nicht zu nahe ranzufahren", räumt Kevin Magnussen ein. Seiner Meinung nach sind "dreieinhalb bis viereinhalb" Sekunden Abstand optimal. Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko sagt: "Wir hatten den besten Effekt bei zweieinhalb bis vier Sekunden. Acht Sekunden, glaube ich, ist zu weit weg."

"Es stimmt schon", ergänzt Sainz, "dass der Windschatten auch nachteilig sein kann. Du nimmst dir damit in den Kurven Grip weg. Das Auto wird etwas leichter und unberechenbarer. Daher bin ich nicht unbedingt ein Freund des Windschattens. Ich habe immer ziemlich großen Abstand gelassen. Einfach weil ich das Handling im Windschatten nicht mag."

Im Rennen könnte Hamiltons Pole-Position freilich auch ein kleiner Nachteil sein. Er steht acht Meter vor Bottas, 16 vor Sainz und 24 vor Sergio Perez. Letzterer hatte im Qualifying den um sieben km/h besseren Topspeed. Und der Weg bis zur ersten Kurve ist lang. So wird der Start auf einer Strecke, auf der das Überholen kein Selbstläufer ist, zu einer wichtigen Rennsituation ...

Weitere Co-Autoren: Luke Smith. Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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