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Mexiko 1990: Das beste Überholmanöver aller Zeiten?

Beim Grand Prix von Mexiko 1990 sorgte Nigel Mansell für ein Überholmanöver, über das bis heute gesprochen wird - Ein Rückblick auf sein Duell mit Gerhard Berger

Auch wenn das Überholmanöver von Nigel Mansell an Gerhard Berger beim Grand Prix von Mexiko 1990 bereits 30 Jahre her ist, zieht es die Fans noch heute in seinen Bann. Mansells Attacke über die Außenbahn in Peraltada, einer der furchterregendsten Kurven in der Formel 1, zeugte von Mut und Vertrauen - in sich und seinen Gegner.

Denn hätten sich ihre Räder in dem Moment, als sie Seite an Seite fuhren, verzahnt, wäre es zur Katastrophe gekommen. Abgespielt hat sich das Manöver in der vorletzten Runde des Mexiko-Rennens, als Mansell im Ferrari den auf Platz zwei liegenden Berger jagte, um diesen zu überholen. Alain Prost lag komfortabel in Führung.

Mansell wurde nicht nur von seinem unbändigen Ehrgeiz beflügelt. Auch die Tatsache, dass Berger ihm den zweiten Platz zuvor abgejagt hatte, nachdem er im Windschatten auf der Hauptgeraden vorbeigegangen und vor ihm in die Kurve 1 eingetaucht war, stachelte Mansell zusätzlich an.

Nigel Mansell: "Es hat mich wirklich geärgert"

"Ich war so wütend darüber, wie Gerhard mich auf der Geraden überholte", sagte er in einem Gespräch während eines Dinners in Mexiko vor einigen Jahren. "Ich dachte, dass er auf keinen Fall den zweiten Platz von mir einnehmen würde!"

"Gerhard ist ein sehr versierter Rennfahrer, ein Gewinner, und er war im Jahr zuvor auch mein Teamkollege. Wir kannten uns recht gut. Es hat mich wirklich geärgert, als er mich überholte - weil bei ihm alle vier Räder blockierten. In der ersten Kurve schaute ich in den Spiegel und sah es innen qualmen. Hätte ich normal eingelenkt, hätte er mich seitlich gerammt", erinnerte sich Mansell an das Duell.

"Also verließ ich meine Linie, was ihm die Gelegenheit gab, den zweiten Platz zu übernehmen. Ich dachte nur, du ungehobelter Kerl!" Mansell bedrängte Berger daraufhin und suchte nach jeder Gelegenheit, seine Position zurückzuerobern.

Peraltada

Die alte Peraltada in Mexiko: Hier attackierte Mansell Berger in der vorletzten Runde

Foto: Sutton

Als sie sich zum vorletzten Mal der superschnellen Rechtskurve näherten, ging Berger auf die Innenseite, um das zu decken, was seiner Meinung nach für Mansell der naheliegendste Plan für ein Manöver war. Doch Mansell wollte nicht warten und und schoss um die Außenseite, was bei den Fernsehkommentatoren für Ekstase sorgte.

Selbst für einen Fahrer, der für seine Tapferkeit im Cockpit bekannt ist, war es ein herausragender Moment. "Es war wahrscheinlich eines der größten Überholmanöver meiner Karriere", sagt der Weltmeister von 1992 selbst. "Das liegt vor allem daran, dass ich, wenn ich es jetzt sehe, denke: Habe ich das wirklich getan?"

"Wenn es damals schiefgegangen wäre, hätten wir uns ernsthaft verletzt. Man musste ein bisschen verrückt sein", gibt Mansell zu. Aber es waren nicht nur die Geschwindigkeit und das Layout der Kurve, die den Moment zu einem echten Formel-1-Klassiker machen.

Was das Überholmanöver so besonders macht

Denn, wie sich Mansell erinnert, trugen auch die holprige Strecke und die einzigartigen Herausforderungen des fehlenden Abtriebs dazu bei: "Es war ziemlich schrecklich, weil es in der Mitte der Strecke Unebenheiten gab. Wir hatten keine Servolenkung, sodass man auf das Auto immer wieder einfangen musste. Und je schneller man fuhr, desto schwieriger war es", erklärt er die Problematik.

"Hinzu kam, dass das Griplevel, den man von Runde zu Runde hatte, wegen der Höhenlage nicht konstant war. Es gab Smog, und wenn der Wind wehte, wirbelte er den Staub herum, sodass man sich nicht Runde für Runde auf das gleiche Griplevel verlassen konnte. Das war beunruhigend, vor allem, wenn man so schnell unterwegs war."

Mansell sagte, es habe nicht viel Vorbereitung darauf gegeben, wohin er Berger bringen wollte: Er habe einfach gewusst, dass er alles geben müsse, um vorbeizukommen. "Es war ein spontaner Moment", sagt er. "Ich musste es versuchen, denn wenn man zu viel darüber nachdenkt, dann ist es oft schon zu spät dafür."

"Ich habe das Manöver am Kurveneingang ausgeführt, da wir uns sehr nahe waren, und ich dachte, wenn er mich jetzt berührt, bin ich Geschichte - mit Sicherheit. Aber, wenn ich ehrlich bin, denke ich, dass es ihn schockiert und auch erschreckt hat, denn wenn er sich mit mir angelegt hätte, wäre er auch abgeflogen", so Mansell.

Alain Prost, Nigel Mansell

Am Ende feierte Mansell neben Sieger und Teamkolleg Alain Prost den zweiten Platz

Foto: LAT

Es gab noch einen weiteren Aspekt, der das Manöver ermöglichte: Mansell wusste nämlich, dass, wenn er auch nur eine Sekunde zögerte und vom Gas ging, das Auto aus dem Gleichgewicht geraten und er wahrscheinlich abheben würde.

Sobald er sich dazu entschlossen hatte, musste er es also durchziehen: "Es gab im Grunde genommen eine Linie um ihn herum. Aber was ich tun konnte, war, meinen Fuß irgendwie unten zu halten und die Aerodynamik nicht zu beschädigen. Nur ein kleiner Lupfer in der Mitte der Kurve und ich wäre Geschichte gewesen."

Warum er die aktuellen Formel-1-Fahrer bedauert

Peraltada, so wie sie war, ist längst weg. Jetzt ist in der aktuellen Kurve nur noch die zweite Hälfte der alten Kurve zu sehen, während die Autos aus dem Baseballstadion auftauchen. Mansell ist sich bewusst, dass Sicherheitsbedenken in den vergangenen Jahren Vorrang haben mussten, aber er sagt, es sei schade, dass einige der anspruchsvolleren Kurven der Formel 1 dem zum Opfer gefallen sind.

"Ich bedauere sehr, dass 1994 zwei Menschen ihr Leben verloren haben, und das hat alle Rennstrecken auf der ganzen Welt für immer verändert - denn wir haben ikonische Kurven verloren", erklärt er. "Wenn man sich Silverstone ansieht, sind die alten Becketts, Copse, Stowe und Club verschwunden."

"Ich muss sagen, dass es aus den richtigen Gründen getan wurde. Aber die Psyche, die man haben musste, zusammen mit der Fähigkeit, etwas auszuprobieren, war anders. Als Rennfahrer ist man nicht selbstmordgefährdet, man will sein Leben nicht verlieren. Aber man musste kämpfen - mit dem rechten Fuß und dem Gehirn, denn auch wenn der Kopf sagt: 'Halt dich zurück', will man schneller sein."

Von der Tatsache, dass die Leute immer noch über diesen einzigartigen Mexiko-Moment 1990 sprechen, ist Mansell berührt. Aber er empfindet auch ein Gefühl der Trauer für die heutige Generation von Fahrern, die Autos fahren müssen, von denen er glaubt, dass sie nicht in der Lage sind, das zu wiederholen, was er getan hat.

"Um den heutigen Fahrern gegenüber fair zu sein, hatten wir vor Jahren einen unfairen Vorteil", sagte er. "Dieser unfaire Vorteil, den wir hatten, war, dass wir größere Reifen hatten. Wir konnten unsere Persönlichkeit in das Auto einbringen."

"Es gab keine Servolenkung, keine Traktionskontrolle, und alles lag an uns. Das Auto war ständig in Bewegung, sodass wir ein wenig mit ihm tanzen mussten. Jetzt hat es sich durch die Raffinesse des Computers und der Steuerung unermesslich verändert. Die Autos können nicht unregelmäßig oder mit Persönlichkeit gefahren werden."

Denn wenn man das tut, "sind die Reifen so klein, dass sie schneller verschleißen und schneller abbauen", analysiert Mansell. "Es wird also nicht das Beste aus dem ganzen Paket herausgeholt. Die Fahrer haben einige Einschränkungen, die nicht ihre Schuld sind." Insofern dürfte Mansells Überholmanöver an Berger in Mexiko 1990 für die Formel 1 immer ein herausragender Moment bleiben.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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