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Monaco-Grand-Prix 1989: Brabhams letzte Sternstunde - mit dem "falschen" Fahrer

Stefano Modena erzielte 1989 beim Monaco-Grand-Prix das letzte Podium für Brabham, während Teamkollege Martin Brundle der tragische Held war

30 Jahre lang, zwischen 1962 und 1992 war das Brabham-Team eine feste Größe in der Formel 1. Teamgründer Jack Brabham ist bis heute der einzige Fahrer, der mit einem selbst konstruierten Auto Weltmeister wurde. Auch Denny Hulme und Nelson Piquet fuhren mit Brabham-Boliden zum Formel-1-Titel.

Die letzten Jahre des Rennstalls waren allerdings vom Niedergang geprägt. Doch 1989 gelang Brabham beim Grand Prix von Monaco noch einmal ein letztes Glanzlicht. Stefano Modena fuhr im Fürstentum auf Rang drei.

Zweifelsfrei eine starke Leistung des jungen Italieners. Doch eigentlich hätte sein Teamkollege Martin Brundle zusammen mit Ayrton Senna und Alain Prost auf dem Podium vor der Fürstenloge feiern sollen. Doch der Brite wurde zum tragischen Held des Rennens.

Brabham-Comeback nach einem Jahr Pause

Denn am Ende musste sich Brundle mit Rang sechs und einem WM-Punkt begnügen. Was allerdings umso beachtlicher war, da er während des Rennens einige Minuten lang in der Boxengasse neben seinem Auto stand. Doch beginnen wir von Anfang an.

Nach dem Ausstieg von Motorenpartner BMW machte Brabham 1988 in der Formel 1 ein Jahr Pause. Der damalige Teambesitzer Bernie Ecclestone fand schlicht nicht genug Sponsoren um weiterzumachen. Stattdessen baute das Unternehmen im Auftrag von Alfa Romeo Autos für die Procar-Serie.

Im Winter 1988/89 machte sich Ecclestone dann daran, das Formel-1-Geschäft wiederzubeleben und verkaufte das Team an den Schweizer Geschäftsmann Joachim Lüthi. Brundle hatte ebenfalls ein Jahr Pause in der Formel 1 eingelegt. 1988 fuhr er für Jaguar in der Gruppe C und gewann die Sportwagen-Weltmeisterschaft. Zudem fuhr er beim Grand Prix in Spa für Williams.

Brundle kehrt als Sportwagen-Weltmeister zurück

"Ich hatte meinen Ruf wiederhergestellt", erinnert sich Brundle. "Tom Walkinshaw wollte, dass ich bei den Sportwagen bleibe, aber ich wollte zurück in die Formel 1. Es war ein gutes Jahr. Ich haben für Williams getestet und bin ein Rennen gefahren, wurde Sportwagen-Weltmeister und siegte bei den 24 Stunden von Daytona."

Ayrton Senna

Ayrton Senna feierte 1989 seinen zweiten Monaco-Sieg

Foto: Motorsport Images

"In Chessington habe ich den Vertrag mit Bernie und Lüthi unterschrieben. Bernie war damals noch am Ruder, bereitete aber schon den Verkauf vor. Ich weiß noch, wie ich in der Ecke saß, wo sein Büro war. Neben mir ein nervöser junger Mann, der sich als mein Teamkollege Stefano Modena entpuppen sollte."

"Dann rief Bernie 'Brundle!' über den Flur, und ich trat ein. Da saßen Bernie und Lüthi und machten mir ein Angebot, das ich freudig annahm. Es war ein sehr fairer Vertrag", so Brundle. "Bizarrer weise endete das Ganze in einem Einkaufszentrum nahe Zürich, wo wir plötzlich als Fahrer von Walter Brun vorgestellt wurden."

Ein windiger Schweizer Teambesitzer

"Modena und ich schauten uns gegenseitig an und zuckten mit den Schultern. Warum sollten wir plötzlich Brun-Fahrer sein? Das war alles sehr verwirrend. Lüthi war ein Betrüger und ist letztlich im Knast gelandet."

Das wiederbelebte Team wurde vom langjährigen Teammanager Herbie Blash geleitet, der 1988 für Ecclestone in der TV-Produktion der Rennen gearbeitet hatte.

"Lüthi hatte mich gefragt, ob ich die Teamleitung übernehmen will und sagte, er wolle sich zurückhalten", erinnert sich Blash. "Das erste Rennen war in Brasilien. Er wollte zurückhaltend auftreten, kam dann aber mit vier Nutten im Gefolge und einer Krawatte mit einem vierfachen Knoten um seinen Glatzkopf an."

Der mühsame Weg durchs Pre-Qualifying

"Das Team hatte noch den Spirit von Brabham", sagt Brundle. "Allerdings gingen einige Leute weg. Gordon Murray war bei McLaren, Charlie Whiting bei der FIA."

Die Designer Sergio Rinland und John Baldwin entwarfen eine neues Auto namens BT58, das von einem Judd-V8-Motor angetrieben wurde. "Das war ein nettes, kleines Auto. Recht gutmütig und fahrbar", sagt Brundle. "Und hin und wieder waren auch die Pirellis recht gut."

Es gab jedoch eine große Herausforderung. Nachdem das Team ein Jahr ausgesetzt hatte, musste es im Pre-Qualifying antreten. In diesem Jahr gab es 20 Teams, und in einer hektischen Session am Freitagmorgen wurden nicht weniger als neun Autos eliminiert. Und selbst diejenigen, die durchkamen, hatten keinen Platz im Feld der 26 Starter sicher, denn nach dem Qualifying mussten vier weitere einpacken.

Brundle lässt im Monaco-Qualifying aufhorchen

Beim Auftaktrennen in Rio und auch in Imola meisterten beide Brabhams diese Hürde. Die Rennen verliefen aber ernüchternd, es gab insgesamt vier Ausfälle. Dann kam mit Monaco das dritte Saisonrennen.

Stefano Modena

Der Brabham funktionierte 1989 in Monaco richtig gut

Foto: Motorsport Images

Eine Strecke, die Brundle immer geliebt hatte. Doch von einer Erkältung geplagt, schaffte er es am Donnerstagmorgen so gerade durch das Pre-Qualifying. Danach ging es ihm aber immer besser, und er steuerte den BT58 immer schneller um den Kurs.

Trotz einiger Probleme am Samstag qualifizierte er sich auf einem beeindruckenden vierten Startplatz - geschlagen nur von den beiden McLaren von Prost und Senna sowie dem Williams von Thierry Boutsen, aber vor dem Ferrari von Nigel Mansell. Modena fuhr auf Startplatz acht.

Gutmütiges Auto und Pirelli-Reifen in Hochform

"Das war eine herausragende Qualifying-Runde, die alle beeindruckt hat", sagt Brundle. "Die Pirellis haben damals richtig gut funktioniert, und es war wie gesagt ein gutmütiges, kleines Auto."

"Das war einfach erstaunlich, wenn man bedenkt, wir kurzfristig das Team aufgestellte worden und wie hart der Wettbewerb war", sagt Blash. "Es war ehrlich gesagt unglaublich." Dementsprechend hoffnungsvoll blickte die Mannschaft auf das Rennen am Sonntag.

"Ich weiß noch, dass ich mich am Morgen des Renntags richtig gut gefühlt habe", so Brundle. "Mein Chefmechaniker sagte mir: 'Wir haben alles erneuert, sogar eine nagelneue Batterie eingebaut. Das wird heute ein richtig gutes Rennen.'"

Schwacher Start wirft Brundle nur kurz zurück

"Alles war neu und frisch, alle Verschleißteile einschließlich der Batterie ausgetauscht. Mir wurde auch noch gesagt, dass ich keine Startübungen machen darf, um das Getriebe und die Kupplung zu schonen."

Nigel Mansell

Nigel Mansell wurde vom Getriebe ausgebremst

Foto: Motorsport Images

"Ich habe meine Onboard-Aufname vom kompletten Rennen. Ein Typ von der FOM kam eines Tages damit zu mir und sagt: 'Verrate es keinen, aber das könnte dich interessieren.' Ich schaute mir an, wie ich zur Startlinie rollte und denke mir: Was machst du da Martin? Ich lasse die Kupplung einfach kommen, komme nicht vom Fleck und falle hinter Nigel zurück."

In den ersten Runden hält Brundle Rang fünf, dicht hinter dem Ferrari. Als Boutsen wegen eines Problems mit dem Heckflügel an die Box fährt, rückt er einen Platz auf. In Runde 27 geht Brundle dann auf der Start-Ziel-Gerade an Mansell vorbei auf Rang drei, nachdem sich am Ferrari Getriebeprobleme bemerkbar machen.

Die frische Batterie macht schlapp

Senna lag meilenweit in Führung, der Vorsprung des Zweitplatzierten Prost auf Brundle betrug 20 Sekunden. Dieser schmolz aber auf nur sieben Sekunden, nachdem Nelson Piquet und Andrea de Cesaris in der Haarnadel aneinander gerieten und Prost an der Unfallstelle aufgehalten wurde.

Brundle hielt diesen Rückstand, verlor dann aber selbst Zeit. Nach einem Motorschaden war viel Öl auf der Strecke, welches von den Streckenposten beseitigt werden musste. Anschließend fuhr er die Lücke wieder zu und war zeitweilig das schnellste Auto auf der Strecke.

20 glorreiche Runden lang hielt er Rang drei - bis sein Judd Fehlzündungen bekam. Die neue Batterie, eines der Teile, die seine Crew erneuert hatte, ließ ihn im Stich. "Ich weiß nicht, ob ich Prost noch eingeholt hätte, aber mein Auto war so gut, als plötzlich die Batterie einging", sagt Brundle. "Ich fuhr sehr langsam zurück und musste dann aus dem Auto aussteigen, denn die Batterie war unter dem Sitz."

Brundle kämpft sich auf frischen Reifen zurück

"Ich sagte Martin, dass wir die Batterie wechseln", sagt Blash. "Als er die Boxengasse entlang fuhr, habe ich ihn am Funk angeschrieen: Öffne die Gurte, du musst rausspringen." Das Auto stand mehr als zweieinhalb Minuten an der Box, während sich ein Mechaniker ins Cockpit beugte und die Batterie wechselte. Die Zeit auf dem Weg in die Box noch nicht mitgerechnet.

Bedingt durch viele Ausfälle und sein hohes Tempo vorher, fiel Brundle aber nur auf Rang zehn zurück, vier Plätze hinter den Punkterängen. "Sie haben die Batterie gewechselt und ich bin wieder eingestiegen", so Brundle. "Das hat mich mindestens Platz drei gekostet, wenn nicht noch mehr."

"Dafür hatte ich einen neuen Satz Reifen. Das Auto ging ab wie ein geölter Blitz. Es kam mir anschließend wie ein Videospiel vor, ich bin auf meinen frischen Pirellis wie ein Besessener gefahren. Wer mir auch immer in den Weg kam, den habe ich innen attackiert, denn ich hatte nichts mehr zu verlieren. Ich habe reihenweise Autos eingeholt und überholt und mich sogar zurückgerundet."

Überholmanöver auf dem Bürgersteig

"Ich habe Eddie Chever auf dem Bürgersteig überholt, ganz im Stil von Stefan Bellof. Ich dachte damals echt, ich würde abheben. Man fragt sich dann immer, warum man nicht ständig so fährt, aber das Risiko war einfach zu hoch."

Wenige Runden vor dem Ende hatte sich Brundle bis auf Platz sieben verbessert. Und als dann kurz vor Schluss der Leyton House von Ivan Capelli ausfiel, war er Sechster und sicherte sich den letzten WM-Punkt.

Seine schnellste Rennrunde war nur 0,3 Sekunden langsamer als die von Prost und schneller als jede von Rennsieger Senna, der über weite Strecken des Rennens mit Getriebeproblemen kämpfte, wovon Prost aber nichts erfuhr.

Modena staubt das Podium ab

Der Frust bei Brabham hielt sich aber in Grenzen, denn Modena hatte Rang drei geerbt, mehr als eine Runde hinter dem Sieger. Doch alle wussten, dass eigentlich Brundle hätte auf dem Podium stehen müssen.

Stefan Modena, Ayrton Senna, Alain Prost

Statt Brundle stand Modena mit Senna und Prost auf dem Podium

Foto: Motorsport Images

"Er hätte es verdient gehabt", sagt Blash. "Er ist einfach beeindruckend gefahren. Und er hat all seine Energie darein gesteckt, dem Team zu helfen. Er war ein brillanter Stratege und hat nach jedem Wochenende einen Bericht abgegeben."

"Was diese Liebe zum Detail betrifft, war er der beste Fahrer, mit dem ich je zusammengearbeitet habe. Niki Lauda war großartig, aber für ihn gab es nur Schwarz oder Weiß, während Martin immer neue Ideen hatte."

Letzter Erfolg in der langen Teamgeschichte

Es schien, als sei das Team wieder dick im Geschäft. In Phoenix qualifizierte sich Brundle danke der Pirellis auf Platz fünf. Doch seine einzig weiteren guten Resultate waren ein fünfter Platz in Suzuka und ein sechster in Monza. Modena qualifizierte sich regelmäßig in den Top 10, gewann nach Monaco aber keine weiteren Punkte mehr.

In den Jahren 1990 und 1991 setzte sich der Abwärtstrend des einst so großartigen Teams fort. Die Besitzer wechselten, und Blash sowie die meisten langjährigen Mitarbeiter verabschiedeten sich schon bevor das Team Mitte 1992 kollabierte, womit Damon Hill ohne Cockpit dastand.

Brundle hingegen fuhr später für Benetton, Ligier und McLaren auf das Podium. Doch die Erinnerung an Monaco 1989 schmerzt ihn noch heute. "Es bricht mir ehrlich gesagt das Herz", sagt er. "Aber der größte Teil meiner Formel-1-Karriere bricht mir das Herz! Bei anderen Leuten, die auf Platz drei liegen, fallen plötzlich die beiden vor ihnen aus."

"Man kann es nicht ändern, aber das wäre ein unglaublicher Tag gewesen, nach dieser Vorstellung mit Prost und Senna auf dem Podium zu stehen. Aber was will man machen? Man kann nur fahren und nicht selber die Batterie bauen."

"Bis zu Beginn unseres Gesprächs hatte ich völlig vergessen, dass ich noch die Onboard-Aufnahme habe. Ich werde sie mir heraussuchen und wieder einmal ansehen. Das habe ich seit Jahren nicht mehr gemacht."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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