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Monza seiner Seele beraubt? Fahrer nach Umbau traurig: "An Charakter verloren"

Die Änderungen am Kurs in Monza sorgen schon im Vorfeld für Ärger: Formel-1-Stars fühlen sich übergangen, groß ist der Unmut vor allem über die neuen Randsteine

Monza seiner Seele beraubt? Fahrer nach Umbau traurig: "An Charakter verloren"

Im Fokus: Vor allem die flachen Kerbs in der Ascari-Schikane verägern die Fahrer

Foto: Motorsport Motorsport

Der Klassiker in Monza hat sich für die Formel 1 2024 besonders rausgeputzt: Zum 75. Jubiläum des Italien-Grand-Prix wurden 21 Millionen Euro in die Hand genommen, um die etwas in die Jahre gekommene Rennbahn nördlich von Mailand auf Vordermann zu bringen, etwa mit neuem Asphalt und modifizierten Randsteinen.

Doch nicht jedem gefällt das - Daniel Ricciardo, 2021 selbst Monza-Sieger, äußert vor dem anstehenden Auftritt im Königlichen Park Bedenken, dass dem Traditionskurs dadurch die Seele geraubt wurde: "Ich bin die Strecke heute Früh abgelaufen, und ich kann nicht gerade sagen, dass ich begeistert bin. Ich fürchte, an manchen Stellen hat der Kurs etwas an Charakter eingebüßt", moniert der Racing-Bulls-Pilot.

Dabei ist dem Australier weniger die neue Asphaltierung ein Dorn im Auge, als die Randsteine: "Die Außenseite, die Randsteine und so, die machen eine Strecke einzigartig. Wenn man jetzt einfach paar flache Randsteine dorthin macht, wie in der zweiten Schikane zum Beispiel ... oder auch Kurve fünf: Da bist du sonst über die Randsteine, dann war da ein schmaler Asphaltstreifen, und dann Kies."

Asphalt nicht das Problem - aber die Randsteine

Dort hätten alle Fahrer immer versucht, das Asphaltband möglichst gut auszunutzen. "Da war es auch recht wellig, einfach Monza, und irgendwie auch etwas oldschool." Doch davon sei nichts übriggeblieben: "Jetzt ist das weg", sagt Ricciardo, der immerhin findet: "Die Neuasphaltierung sieht wirklich großartig aus. Aber mit den Randsteinen, da bin ich schon etwas enttäuscht."

Auch in der Ascari-Schikane vermisst der Australier dem ersten Blick nach ein bisschen die alte Herausforderung: "Die ist nun auch sehr flach - und weil wir dort jetzt wahrscheinlich so viel mehr Randstein benützen können, wird sie weiter, und es dann in Kurve neun und zehn leichter sein, Vollgas zu geben."

Nicht begeistert: Daniel Ricciardo bei der Streckenbesichtigung mit dem Fahrrad

Nicht begeistert: Daniel Ricciardo bei der Streckenbesichtigung mit dem Fahrrad

Foto: Motorsport Images

In Bezug auf die Umbauten hat Ricciardo das Gefühl, "dass sie immer noch unterschätzen, was Randsteine mit einem Kurs machen, wie sie das Gefühl, den Charakter und die Herangehensweise beeinflussen. Wir werden morgen sehen, wie es ist, und ich fahre gerne hier. Aber ja, es wirkt ein bisschen so, als hätte es etwas von seinem alten Charme verloren."

Die Formel 1 fahre ohnehin schon auf vielen neuen und modernen Strecken, "und die sind auch super. Aber wenn wir schon ein paar alte behalten, dann sollten wir die auch oldschool belassen, das ist ein bisschen meine Sorge", so Ricciardo, der zudem nicht damit zufrieden ist, dass die Fahrer bezüglich der Änderungen nicht konsultiert wurden.

Ricciardo sauer: "Lasst uns wenigstens Feedback geben"

"Dort, wo wir befragt wurden, das war Montreal - und das war großartig. Und wir haben danach auch alle sehr viel Lob verteilt, denn sie haben es neu asphaltiert, aber sie haben die Randsteine gelassen. Und ich garantiere euch, wenn man in Montreal flache Randsteine anbringt, dann fährt da keiner von uns mehr mit einem breiten Grinsen rum, so wie sonst", sagt Ricciardo.

Nicht auf die Fahrer zu hören, das sei eine verschenkte Chance, lamentiert der Australier: "Wir brauchen ja kein Vetorecht oder sowas, aber lasst uns doch wenigstens etwas Feedback geben. Vielleicht sparen wir ihnen auch Geld. Sie müssen die Randsteine nicht ändern, und wir haben vielleicht eine kosteneffizientere Lösung", so Ricciardo: "Ich finde, da werden wir manchmal immer noch etwas im Dunklen stehengelassen. Denn am Ende des Tages sind wir es, die fahren."

Unterstützung bei seiner Kritik erhält Ricciardo am Donnerstag von vielen Fahrerkollegen, allen voran von George Russell, der als Direktor der Fahrervereinigung GPDA den Finger in die Wunde legt: "Es ist etwas, worüber wir ja schon öfter gesprochen haben, dass die Fahrer oft die letzten sind, die etwas von Streckenänderungen erfahren", ärgert sich der Brite über die ignorierte Meinung der Piloten.

In Monza wurde für 2024 kräftig umgebaut, wie hier etwa in der ersten Schikane

In Monza wurde für 2024 kräftig umgebaut, wie hier etwa in der ersten Schikane

Foto: Motorsport Images

"Persönlich finde ich, dass es ziemlich schade ist, denn alles hier hatte viel Charakter: Die Ascari zum Beispiel, ich glaube nicht, dass die noch so beeindruckend ist wie bisher, nach den Änderungen an den Randsteinen", sagt Russell, der sich wundert: "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wer diese Entscheidungen trifft. Ich glaube nicht, dass das die FIA ist, eher die Strecke selbst."

Deshalb räumt der Brite auch ein: "Wir müssen natürlich anerkennen, dass die Strecken für die ganze Saison designt sind, auch für verschiedene Rennserien. Aber wir haben immer gewarnt, dass diese alten Strecken mit unglaublichem Charakter bewahrt werden müssen." In der nächsten GPDA-Sitzung werde das Thema auf jeden Fall auf den Tisch kommen, glaubt der Mercedes-Pilot.

Russell über Ascari-Schikane: Brauchte keine Veränderung

"Die Änderungen werden jetzt nicht wirklich das Racing hier verhindern oder schlechter machen", gibt Russell allerdings zu, dass es sich um ein Luxusproblem handelt: "Es macht es nur für uns Fahrer einfach ein bisschen weniger genussvoll. Da sind wir natürlich ein bisschen egoistisch, und wollen immer das Beste. Aber hoffentlich finden wir da in Zukunft einfach eine bessere Lösung."

Doch auch für die Zuschauer sieht Russell einen Verlust - die spektakulären Bilder, wie die Piloten durch die Ascari driften, gehören nach Meinung des Mercedes-Star nun jedenfalls der Vergangenheit an: "Jetzt ist es richtig flach, es wird den Fahrern die Möglichkeit geben, die Kurve zu schneiden. Wir sind immer noch durch den Kies limitiert, und es wird vielleicht eine schnellere Kurve, was nicht unbedingt schlecht sein muss", so Russell: "Aber es hat sich einfach nicht so angefühlt, als bräuchte diese Kurve eine Veränderung."

Hamilton und Leclerc wissen noch nicht, was sie von den Änderungen halten sollen

Hamilton und Leclerc wissen noch nicht, was sie von den Änderungen halten sollen

Foto: Motorsport Images

Teamkollege Lewis Hamilton sieht die Sache vor der ersten Ausfahrt etwas entspannter: "Ich will es nicht beurteilen, bevor ich es gefahren bin. Vielleicht steigen wir morgen ins Auto, und es ist die beste Sache und tollste Änderung überhaupt", erklärt der zukünftige Ferrari-Star seine Zurückhaltung. Doch auch Hamilton ist klar: "Die Randsteine waren mindestens 20 Jahre lang gleich, das ist also eine richtig große Veränderung."

So groß sogar, dass sie Aston Martins Testfahrer Felipe Drugovich seinen Trainingseinsatz am Freitag gekostet hat, wie Stammpilot Fernando Alonso im Monza-Vorfeld ausplaudert: "Ich hätte mein erstes Training an Felipe abtreten sollen, aber dann haben wir gemerkt, dass die Neuerungen doch größer sind als erwartet", verrät der Spanier: "Deshalb hat das Team den Plan wieder verworfen, es passiert dafür jetzt in Mexiko."

Ocon verrät: "Viel näher an Melbourne als an Monza"

Hört man sich im Fahrerlager unter den Piloten um, ist der Tenor jedenfalls eindeutig: Die Angst vorm Charakterverlust der Strecke teilen die meisten Fahrer, grundsätzliche Änderungen stoßen aber nicht überall auf Ablehnung.

Ferrari-Star Charles Leclerc gibt etwa zu bedenken: "Irgendwann kommt man eben an den Punkt, wo man neu asphaltieren muss. Da geht es dann ja gar nicht um die Wahl, ob man den alten Asphalt Jahr für Jahr behalten möchte. Irgendwann wird er einfach zu wellig. Vor allem, da wir die Autos jetzt so tief fahren, müssen die Strecken es einfach erneuern."

Alpines Esteban Ocon offenbart in diesem Zusammenhang allerdings schon im Vorfeld spannende Details: "Wir haben ja unsere Reifeningenieure, die die Strecke schon abgelaufen sind, und den Asphalt und das Bitumen gescannt haben." Dadurch verfüge man bereits über grobe Kennzahlen, so Ocon, "und wir wissen mehr oder weniger, wie der Grip sein wird, dass er viel näher an Melbourne sein wird als an Monza, was vorher immer eine sehr raue Strecke war."

Historischer Bolide auf Start-Ziel: Von seinem Flair hat Monza nichts eingebüßt

Historischer Bolide auf Start-Ziel: Von seinem Flair hat Monza nichts eingebüßt

Foto: Motorsport Images

Der Franzose fügt außerdem hinzu: "Wenn es regnen sollte, wird es sehr rutschig, im Trockenen sollte es aber sehr viel Grip bieten." Zwar sei auch er "kein Fan" der neuen Randsteine, insgesamt findet Ocon die Änderung aber nicht nur schlecht: "Es wird super interessant, weil wir Monza seit Jahren nur so kennen, hier hat sich nichts verändert." Nun, glaubt der Alpine-Pilot, "wird es anders sein. Wahrscheinlich können wir wegen des Grips mit den Flügeleinstellungen sogar noch weiter runter. Das wird eine Herausforderung."

Kevin Magnussen hätte auf die, in seinem mutmaßlich letzten Italien-Grand-Prix, hingegen gut und gerne verzichten können: Der Däne, der Haas, und wohl auch die Königsklasse, zum Saisonende verlassen muss, klingt fast schon wehmütig, wenn er sagt: "Ich liebe diese Strecke. Es ist eines dieser Rennen, wo es sich noch wirklich wie ein Formel-1-Rennen anfühlt. Einige der neuen Strecken sind toll, aber sie fühlen sich fast wie eine neue Formel 1 an."

Nicht so in Monza: "Hier hast du aber fast das Gefühl, wie wenn du ein bisschen in der Zeit zurückreist, und das genieße ich sehr", schwärmt der Haas-Fahrer: "Monza ist mit all seiner Historie einfach einzigartig. Die alte Start-Ziel-Gerade, die Windschattenschlachten - das haben wir jetzt in Baku, und ein bisschen in Las Vegas auch, aber Monza war einfach der erste Kurs dieser Art", so Magnussen, "all die Kurven sind legendär, die Strecke ikonisch. Ich hoffe, es fühlt sich noch wie das alte Monza an."

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