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Nach Baku: Haben die F1-Fahrer das Vertrauen in Pirelli verloren?

Nach den Reifenschäden in Aserbaidschan herrscht Diskussionsbedarf in der Formel 1: Sind die Pirelli-Reifen zu unsicher oder sind die Teams in der Verantwortung?

Reifenschäden sind Teil des Motorsports seit seiner Geburt und über die Jahrzehnte haben zahleiche Fahrer ihre Leben aufgrund von Reifenproblemen verloren.

Lange Zeit waren Aufhängungsschäden und zerbrochene Flügel ähnliche Sorgenkinder, aber sie sind in der modernen Formel 1 sehr selten geworden. Jeder Fahrer, der heute in ein Formel-1-Auto steigt, hat volles Vertrauen, dass es absolut perfekt zusammengebaut wurde.

Reifen hingegen sind ein Teil des Fahrzeugs, über den die Teams nicht die komplette Kontrolle haben. Zum Teil aber schon, schließlich hat Pirelli klargestellt, dass die derzeitige Kontroverse auch den Umgang der Teams mit den Reifen einbezieht. Die Teams haben also einen Input, wie die Reifen sich verhalten.

Eine Technische Richtlinie der FIA hat in dieser Woche Schlupflöcher geschlossen und sorgt dafür, dass die Reifen immer im von Pirelli vorgeschriebenen Fenster arbeiten. Die Fahrer heißen diese Initiative willkommen, weil sie es sind, die von der erhöhten Sicherheit profitieren. Sie müssen darauf vertrauen, dass Pirelli und die FIA auf sie aufpassen.

Fahrer einig: Glück im Unglück in Baku

Die zwei Reifenschäden beim Aserbaidschan-Grand-Prix hat allen Seiten zu denken gegeben. Der Konsens ist, dass zwei Fahrer und die Formel 1 an sich knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt sind.

"Als ich die Replays gesehen habe, war ich einfach nur erleichtert", sagt Daniel Ricciardo. "Ich glaube, sie haben das Richtige getan, indem sie nach rechts gelenkt haben. Hätte Max nach links gelenkt, wäre es ein fürchterlicher Unfall geworden. Deshalb tut es mir natürlich leid für sie, aber gleichzeitig bin ich erleichtert, dass sie Glück im Unglück hatten."

"Natürlich macht einem das Sorgen. Ich will ja nicht, dass einer meiner Kollegen sich verletzt", fügt Pierre Gasly hinzu. "Das gilt auch für mich persönlich. Wir Formel-1-Fahrer erreichen sehr hohe Geschwindigkeiten. Wir gehen ein Risiko ein. Da ist es wichtig, dass man sich sicher fühlt."

Max Verstappen

Der Unfall von Max Verstappen hätte auch wesentlich schlimmer enden können

Foto: Motorsport Images

"Die Zwischenfälle von Max und Lance haben sich bei sehr hohen Geschwindigkeiten ereignet. Sie haben relativ viel Glück gehabt, das hätte auch deutlich schlimmer enden können. Meines Erachtens muss das große Untersuchungen nach sich ziehen, damit sichergestellt ist, dass es für uns sicher ist. Und dass wir weiterhin mit diesen Geschwindigkeiten fahren können, ohne befürchten zu müssen, einen Kollegen zu verlieren."

George Russell, Vorsitzender der Fahrergewerkschaft GPDA, stimmt zu: "Es geht hier um Leben und Tod. Wenn Max mit 330 km/h nach links in die Boxenmauer abgebogen wäre, würde er dieses Wochenende wahrscheinlich nicht fahren."

Fahrer mögen es, alles unter Kontrolle zu haben. Es ist ein Gefühl der Hilflosigkeit, wenn ein Reifen hochgeht. Dieses Gefühls sind sich alle bewusst. "Als Fahrer möchte man sich sicher fühlen, wenn man bis ans absolute Limit geht", sagt Russell.

"Wir alle sind uns der Risiken bewusst, wenn wir durch Highspeed-Kurven fahren. Wenn wir versuchen, das Limit immer weiter ausloten, wissen wir um das Risiko, das wir eingehen. Aber wenn man mit 330 km/h die Gerade hinunterfährt und etwas passiert, dann hat man überhaupt keine Kontrolle."

"Deshalb ist es meines Erachtens wichtig, dass wir dieses Problem aussortiert bekommen. Die neue Technische Richtlinie kann da nur helfen, wenn sie überzeugt davon sind, dass es die Sicherheit verbessert und dass einige Teams über das Limit gegangen sind."

Russell sieht ein, dass Pirelli eine schwierige Aufgabe zu meistern hat: "Es ist niemals leicht, denn wir wollen ja keine Holzreifen, bei denen wir zu 120 Prozent sicher sein können, dass nichts passiert. Wir wollen etwas, das uns Performance und Spaß bringt, gut zu fahren ist, gut fürs Racing und die Spannung ist."

"Mit Müllreifen, die keinen Grip und Performance bringen, würde es niemandem Spaß machen. Aber natürlich muss alles in einem sicheren Umfeld passieren. Ob jetzt ein Psi mehr oder weniger den Unterschied machen sollte, ist eine andere Frage." (1 Psi = 0,07 bar)

"Wir wissen, dass die Pirelli-Reifen in einem schmalen Fenster operieren. Ich hoffe nur, dass dieses schmale Fenster [nur Performance- und] keine Sicherheitsaspekte einschließt. Aber letztlich sind sie Profis und wenn sie glauben, dass neue Richtlinien die Situation verbessern werden, sind wir alle dafür."

Ein Psi sollte nicht über Reifenschäden entscheiden

Der anhaltende Fokus auf die Wichtigkeit marginaler Änderungen am minimalen Reifenluftdruck hat auch die Aufmerksamkeit anderer Fahrer auf sich gezogen. Sollten solche kleinen Änderungen für die Sicherheit so entscheidend sein?

"Aus meiner Sicht gibt es zwei verschiedene Dinge, die wir betrachten müssen", sagt Carlos Sainz. "Meine persönliche Sicht als Fahrer ist, dass ein bis zwei Psi Abweichung vom vorgeschriebenen Druck nicht darüber entscheiden sollten, ob ein Reifen kaputtgeht oder nicht. Das sei einmal klargestellt."

"Zweitens, wenn es Befürchtungen gibt, dass ein Reifen unter einen bestimmten Druck hochgehen könnte, dann sollten die Teams niemals ihre Fahrer für eine bessere Performance gefährden. Ich denke, die neuen Richtlinien sollten allen dabei helfen, sich wieder auf die Pirelli-Vorschriften zu beziehen. So fühle ich als Fahrer. So sollte sich die Formel 1 meines Erachtens auch entwickeln."

Ricciardo ergänzt: "Natürlich haben wir großes Vertrauen in Pirelli, dass sie ihre Reifen sicher machen. Das ist das Allerwichtigste. Und natürlich machen wir bei der Entwicklung immer mehr Druck. Vergangenes Jahr hatten wir beispielsweise Reifenschäden in Silverstone und Max hatte einen in Imola."

"Wir müssen einfach konstant Feedback geben und auch Druck machen, dass sie uns Antworten geben und dass der Dialog aufrechterhalten bleibt. Damit wir wissen, woran sie sind. Aber wir Teams müssen diese Richtlinien auch ernst nehmen."

"Aber wenn wir darüber sprechen, dass ein Bruchteil eines Psis solche Folgen hat, dann ist das nicht gerade beruhigend! Natürlich habe ich Vertrauen, dass unser Team sich an das hält, was sie sagen. Und natürlich vertraue ich auch darauf, dass das, was Pirelli sagt, korrekt ist."

Pirelli hat klargestellt, dass einige Teams die Reifen außerhalb der vorgeschriebenen Parameter zum Einsatz gebracht haben. Das hat sofort die Aufmerksamkeit aller Fahrer auf sich gezogen. Natürlich war die unausweichliche Schlussfolgerung, dass Teams ihre Fahrer einem Risiko aussetzen. Aber natürlich geht es auch um den Einfluss auf ihre eigene Konkurrenzfähigkeit.

Ferrari- und McLaren-Fahrer: Wir sind sauber

"Pirelli hat diese Minimaldrücke und ähnliche Dinge aus einem guten Grund festgelegt", sagt Lando Norris. "Einer der Gründe ist Sicherheit. Wenn also jemand diese Regeln missbraucht, bringen sie ihre Fahrer in Gefahr."

"Von unserer Seite aus kann ich sagen: Wir halten uns an die Regeln. Vielleicht bestrafen wir uns damit selbst und verlieren etwas Performance. Aber es sind Regeln und wenn man diese umgeht, dann schummelt man. Wir halten uns dran. Die Regeln gelten aus gutem Grund. Ich habe Vertrauen ins Team und Vertrauen in Pirelli. Ich habe nichts gegen sie."

Norris sieht ein, dass es unausweichlich ist, dass die Teams immer in allen Bereichen das Limit weiter ausloten. Das gehört dazu. "Aber es gibt das Ausloten von Limits und das Verbiegen oder Brechen von Regeln. Und wenn sie Letzteres getan haben, dann haben sie ihre Fahrer in Gefahr gebracht. Sie haben geschummelt - einfach das getan, was man nicht tun darf."

Charles Leclerc

Charles Leclerc hat weiterhin Vertrauen in Pirelli

Foto: Motorsport Images

Carlos Sainz schließt sich seinem früheren Teamkollegen an und betont, dass Ferrari sich an die Regel gehalten habe: "Es ist sicher kein Geheimnis, dass die Teams nach so viel Kühlung [für die Reifen] wie möglich suchen, um sie vor Überhitzung zu schützen. Wir wissen, dass der Pirelli-Reifen schnell mal überhitzt. Wir haben immer wieder Probleme mit den Hinterreifen und Baku war keine Ausnahme."

"Ich bin mir sicher, dass jedes Team alles gegeben hat, um die Temperaturen und Drücke so niedrig wie möglich zu halten. Ob sie unter das Limit gegangen sind, kann niemand sagen; das wissen nur die jeweiligen Teams selber."

"Ich würde mir wünschen, dass Pirelli stärker kontrolliert, was die Teams eigentlich machen, um sicherzustellen, dass die Fahrer sich zu keiner Zeit in Gefahr befinden. Und zweitens, wie ich schon gesagt habe, dürfen zwei Psi mehr oder weniger nicht darüber entscheiden, ob einem ein Reifen um die Ohren fliegt."

"Wir hatten keinerlei Anzeichen dafür, dass der Reifen an unserem Fahrzeug kaputtgehen würde. Als Fahrer habe ich volles Vertrauen, was mein Team für mich macht. Aber ich habe auch das Gefühl, dass wir Fahrer im Falle beispielsweise eines Safety-Car-Restarts zu große Gefahr laufen, in Probleme zu kommen, wenn die Reifen einen geringeren Druck haben als sie haben sollten."

"Bei allem Respekt für Pirelli: Als Fahrer glaube ich, dass ein Reifen etwas robuster bei unterschiedlichen Bedingungen sein sollte."

Sein Teamkollege Charles Leclerc hat ebenfalls Vertrauen in das Ferrari-Team beim Umgang mit den Reifen: "Fakt ist, dass wir unsere Reifen gehalten haben, und ich habe 200 Prozent Vertrauen in mein Team, dass sie bei diesem Thema keine Spielchen machen. Auch weiß ich genau, wie ich mit ihnen umgehen muss und bin mir sicher, dass das so okay ist. Ich habe diese Sorgen also nicht."

"Ich denke schon, dass Pirelli sein Bestes gibt, um uns den bestmöglichen Reifen bereitzustellen. Sicherheit ist ein wichtiges Thema für alle hier im Fahrerlager. Das wird für sie ebenfalls gelten. Mein Vertrauen in Pirelli ist intakt."

"Was auch immer in der Vergangenheit passiert ist, sie müssen verstehen, warum es passiert ist. Meinem Gefühl nach liegt es auch in der Verantwortung des Teams, dass sie die Sicherheit ihrer Fahrer gewährleisten. Die neuen Protokolle werden diejenigen stoppen, die damit herumgespielt haben. Deshalb ist das eine gute Sache."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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