Nach Baku-Interview: Aussprache zwischen Pirelli und George Russell
Pirelli-Sportchef Mario Isola hat George Russell nach dem Rennen in Baku erklärt, warum dort nicht beide Reifensätze gleich gut funktioniert haben
George Russells Aussagen nach Baku kamen bei Pirelli nicht gut an
Foto: LAT Images
Pirelli hat am Rande des Grand Prix von Singapur erklärt, Unstimmigkeiten mit Mercedes-Pilot George Russell geklärt zu haben, nachdem dieser die "ärgerlichen" Leistungsschwankungen zwischen den verschiedenen Reifentypen kritisiert hatte.
Russell hatte sich nach dem Grand Prix von Aserbaidschan dahingehend geäußert, dass die aktuellen Produkte von Pirelli aufgrund der starken Tempounterschiede "nicht gut genug" seien. Nach dem Rennen in Baku, bei dem er mit der mittleren Mischung zu kämpfen hatte, sich dann aber auf der harten Mischung als sehr stark erwies und auf dem Podium landete, sagte Russell in TV-Interviews: "Ehrlich gesagt ist es ziemlich ärgerlich, dass es so große Unterschiede gibt."
"Es ist nicht nur der Mercedes, es ist jedes Team und jeder Fahrer. In einer Session ist man schnell, in der nächsten nicht. Und es gibt nur eine Sache, die sich ändert. Es ist 'schwarze Magie'. Ich glaube, selbst die Leute, die die Reifen herstellen, verstehen die Reifen nicht."
"Ich denke, wir alle müssen uns wahrscheinlich nochmal ernsthaft drüber unterhalten, was hier vor sich geht, denn wir haben 2.000 Leute, die sich den Hintern aufreißen, um das schnellste Auto zu liefern. 20 Runden des Rennens hatten wir ein Auto, mit dem wir bequem um den Sieg kämpfen konnten, die 20 anderen Runden hatten wir ein Auto, das wahrscheinlich nicht in die Punkte hätte kommen dürfen. Und der einzige Unterschied sind die Reifen. Und das ist wirklich nicht gut genug."
Russells Aussagen kamen bei Pirelli nicht gut an
Nach diesen Äußerungen setzte sich Pirelli-Sportchef Mario Isola in Singapur mit Russell zusammen, um die Dinge zu besprechen - und zu erklären, warum die Dinge so gelaufen sind, wie sie eben gelaufen sind.
Isola sagt: "Ich habe mit George gesprochen, und wir hatten ein nettes Gespräch. Natürlich verstehe ich, dass er in den Interviews nach dem Rennen, mit dem immer noch sehr hohen Adrenalinspiegel, etwas zu den Medien gesagt hat. Darüber hinaus haben wir, wie wir es nach jedem Rennen tun, einige Untersuchungen durchgeführt, um das Verhalten der Reifen zu verstehen."
Nach der Analyse der Geschehnisse beim Grand Prix von Aserbaidschan sagt Isola, dass eine Reihe von Faktoren eine Rolle spielten, die dazu beitrugen, dass Russell auf der harten Mischung so viel besser war: "Es stimmt, dass George auf der mittleren Mischung nicht besonders schnell war, während er auf der harten Mischung viel schneller war."
"Aber wir wissen, dass die Pace eine Kombination aus verschiedenen Elementen ist. Das Set-up des Autos ist wirklich wichtig, die Streckenentwicklung ist wirklich wichtig, und die Art und Weise, wie der Fahrer in den ersten paar Runden mit den Reifen umgeht, ist ein weiteres sehr wichtiges Element, das in Baku deutlich sichtbar war."
"Wenn man sich den letzten Stint auf der harten Mischung ansieht, hatten wir einige Fahrer, die gezwungen waren, zu pushen, wie zum Beispiel Leclerc, weil er hinterherfuhr und die harte Mischung stark beanspruchte. In den letzten paar Runden konnte er das Tempo von Oscar, der in Führung lag, nicht halten."
Wie Pirelli die Abweichung erklärt
"George fuhr die ersten paar Runden mit dem harten Reifen, schonte ihn - und am Ende war er viel, viel schneller. Das war bei den mittleren nicht der Fall. Um ehrlich zu sein: Wenn ich mir die Mehrheit der Autos ansehe, haben wir nichts Seltsames im Verhalten der Reifenmischung gefunden. Wir haben den Verschleiß von McLaren, Red Bull, Ferrari, den Topteams, verglichen. Und sie sind sehr, sehr nah beieinander."
"Die Delta-Rundenzeit wurde bestätigt, das Verhalten der Mischungen, sowohl der mittleren als auch der harten, wurde bestätigt. Ich kann also nichts Ungewöhnliches feststellen. Ich glaube, dass die beiden Mischungen, die in Baku verwendet wurden, wie erwartet funktioniert haben."
Isola sagt, dass es normal sei, dass die Leistung der Autos auf verschiedenen Mischungen nicht identisch und dass auch das Fahrgefühl völlig unterschiedlich sei: "Wenn wir allgemein von harten und mittleren Reifen sprechen, dann ist die harte Mischung weniger empfindlich. Wenn man den Reifen stärker beansprucht, ist er in jedem Fall beständiger."
"Das bedeutet, dass dieser Effekt weniger sichtbar ist, wenn man den Reifen überhitzt, weil die Mischung einen höheren Arbeitsbereich hat, sodass man mehr pushen kann. Bei mittelharten oder weichen Reifen verstärkt sich dieser Effekt natürlich erheblich, und je nach Rennstrecke kann dieser Delta-Effekt viel größer sein."
"Es ist auch wahr, dass in einer Meisterschaft, in der wir mindestens vier Teams haben, die sehr, sehr nah beieinander liegen, jede Tausendstelsekunde in einem Rennen zählt und jeder Unterschied sichtbarer ist."
"Der Grund, warum es manchmal zu diesen unterschiedlichen Leistungen zwischen den beiden Mischungen kommt, ist, dass man das Auto optimal auf eine Mischung einstellt und dann Gefahr läuft, mit der anderen nicht das gleiche Ergebnis zu erzielen. Man belastet den Reifen stärker, überhitzt ihn mehr, beschleunigt den Verschleiß und erzeugt eine Körnung."
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