Nach Leclerc-Kritik: Binotto gibt Ferrari-Fehler in Monaco zu
Mattia Binotto hat strategische Fehler von Ferrari in Monaco eingeräumt und will nun herausfinden, wie diese zustande gekommen sind
Charles Leclerc war nach dem verlorenen Monaco-Rennen ziemlich sauer auf sein Ferrari-Team, das mit seinen Entscheidungen in Monte Carlo dafür gesorgt hatte, dass der Monegasse beim Heimspiel von Platz eins auf Platz vier zurückgefallen war und weiter an Boden im WM-Kampf auf Max Verstappen verlor. "Das darf uns nicht passieren", hatte er gesagt.
Leclerc monierte bei der Scuderia "zu viele Fehler", und Teamchef Mattia Binotto muss unumwunden zugeben: "Wir haben Fehler in unserer Einschätzung gemacht, und wir haben Fehler in unseren Entscheidungen gemacht. Und jetzt müssen wir schauen, was uns dazu gebracht hat, diese Entscheidungen zu treffen."
Vor allem zwei Situationen im Rennen hatte Leclerc als Fehler moniert - beide Male beim Boxenstopp. Dass ihn Ferrari in Runde 18 zunächst für Intermediates an die Box geholt hatte, konnte er nicht nachvollziehen. Zwei Runden zuvor war Red Bulls Sergio Perez auf die Intermediate-Reifen gewechselt und hatte Ferrari strategisch unter Druck gesetzt.
Ferrari wollte zunächst Sainz an die Box holen, doch der weigerte sich und wollte warten, bis er von Regenreifen direkt auf Slicks wechseln kann. Kurz darauf kam aber Leclerc für eben jene Strategie an die Box und fiel hinter Perez zurück. Das war der erste Fehler von Ferrari.
"Wir haben die Pace der Intermediates unterschätzt, genau wie unseren Vorsprung auf die anderen Autos", gibt Binotto zu. Perez war auf Intermediates deutlich schneller unterwegs als Leclerc auf Regenreifen und hatte seinen Rückstand so in den zwei Runden zufahren können.
Das lässt für Binotto zwei Schlüsse zu: "Wir hätten ihn eher reinholen sollen oder wir hätten einfach auf den Regenreifen draußen bleiben und unsere Position verteidigen sollen." Diesen Fehler kann Binotto klar analysieren. "Aber was uns dazu gebracht hat, braucht noch etwas mehr Zeit."
Leclerc wusste nichts von Intermediates
Den Boxenstopp wie Teamkollege Sainz abzulehnen, kam Leclerc dabei übrigens nicht in den Sinn: "Ich wusste nicht, dass wir auf Intermediates gehen würden", sagt er. "Wir hatten nicht genügend Zeit, um darüber zu sprechen. Ich habe die Anweisung bekommen und darauf gehört. Ich denke, das Ziel war, auf Perez zu reagieren."
Für den Mexikaner hätte die Taktik übrigens nicht zwangsläufig funktionieren müssen, denn zunächst steckte er hinter McLarens Lando Norris fest, der aber eine Runde später selbst reinfuhr und den Red-Bull-Piloten somit nicht weiter aufhielt - sonst wäre Leclerc eventuell vor ihm wieder auf die Strecke genommen.
Von Pech möchte Binotto diesbezüglich aber nicht sprechen: "Es geht nicht um Glück oder Pech. Wir haben einfach Fehler in unserer Einschätzung gemacht. Und wenn du in Monaco führst und dann nicht Zweiter, sondern Vierter wirst, dann haben wir etwas falsch gemacht."
Binotto verteidigt Doppel-Stopp
Der zweite Fehler war laut Leclerc, dass man ihn wenige Runden später in der gleichen Runde wie Teamkollege Carlos Sainz zum Wechsel auf Trockenreifen an die Box geholt hatte, was ihn die entscheidende Zeit kostete, sodass Max Verstappen später knapp vor ihm aus der Box kommen konnte.
"Wir haben das gemacht, weil wir wussten, dass die Trockenreifen deutlich schneller sind", verteidigt der Teamchef. "Wir hielten das für eine gute Möglichkeit, den Undercut gegen Red Bull zu machen. Also praktisch umgekehrt wie zuvor, als sie zuerst auf den Intermediate gegangen sind. Sie wollten einen Undercut machen, und dann haben wir mit den Trockenreifen das Gleiche gemacht."
Genaue Antworten auf die Umstände hebt sich der Italiener allerdings für später auf: "Es war eine ziemlich komplexe Situation", sagt Binotto und kündigt eine Menge Meetings nach dem Rennen an, um die Situation als Team zu verstehen. "Wir müssen noch ein bisschen mehr diskutieren und ein wenig mehr ins Detail gehen", sagt er.
Leclerc: "Werden stärker zurückkommen"
Auch Leclerc steht weiter hinter seinem Team und ist überzeugt, dass man die Probleme überstehen wird. "Natürlich ist es enttäuschend und tut weh, vor allem zu Hause, aber so ist es nun einmal, und ich werde nun mit dem Team zusammenarbeiten, wir werden alle gemeinsam versuchen, es zu verstehen", sagt er.
"Wir hatten alles, um zu gewinnen. Die Pace war im ersten Stint sehr stark, und im Nassen lief es extrem gut. Aber dann lief leider alles gegen uns. Das tut zu Hause weh, aber so ist das Leben, und wir werden stärker zurückkommen."
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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