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Nach Pleiten-Wochenende: Maurizio Arrivabene verteidigt das Ferrari-Team

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene findet, seine Mannschaft wird aufgrund der Qualifying-Panne in Suzuka viel schlechter gemacht, als sie wirklich ist

Ferrari mechanics pushing Ferrari SF71H with new Ferrari livery

Ferrari mechanics pushing Ferrari SF71H with new Ferrari livery

Rubio / Motorsport Images

Nein, der Japan-Grand-Prix 2018 wird nicht als Glanzleistung in die Ferrari-Historie eingehen. Ganz im Gegenteil. Denn das italienische Traditionsteam hat sich in Suzuka nicht mit Ruhm bekleckert, sondern vor allem Hohn und Spott kassiert. Grund dafür war eine Fehleinschätzung im letzten Qualifying-Segment, als Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen auf Intermediates hinausgeschickt wurden – ohne dass der Regen kam. Auch im Rennen stolperte Ferrari: Beide Piloten hatten Kollisionen, keiner schaffte es in die Top 3.

Alles in allem ist das zu wenig für Ferrari. Zu wenig für die Erwartungen der Tifosi und auch zu wenig für die eigenen Erwartungen. Und der Frust sitzt tief. So tief, dass sich Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene noch am Samstag zu Äußerungen hatte hinreißen lassen, die er besser teamintern gehalten hätte. Er verlieh seiner Enttäuschung Ausdruck und stellte in Aussicht, personelle Konsequenzen zu ziehen. Weil sein Ferrari-Team laut seiner Einschätzung vielleicht nicht reif genug für den WM-Titelkampf ist.

Nach der Zieldurchfahrt in Suzuka klang all dies schon ganz anders und Arrivabene gab sich wieder politisch korrekt und die üblichen Standardfloskeln zum Besten: "Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen." Und er lobte die Mannschaft für ihr Abschneiden im Grand Prix: "Am Sonntag haben das Team und die Fahrer eine gute Leistung gezeigt. Das Podium war unser Ziel und es gab Umstände, die ein eben solches Ergebnis auch ermöglicht hätten. Wären unsere Autos nicht beschädigt worden, hätten sie ziemlich gut abgeschnitten."

Arrivabene relativiert Kritik

Ziemlich gut – das hätte in diesem Fall bedeutet: hinter Mercedes. Denn die Silberpfeile waren in Suzuka klar eine Nummer zu groß für Ferrari. Die Zwischenfälle der Ferrari-Piloten mit Max Verstappen und deren Folgen ließen aber keinen direkten Vergleich zu. Und so bleiben nur die Fakten: P5 für Räikkönen, P6 für Vettel. "Weil beide Fahrzeuge beschädigt waren, konnten wir unsere wahre Leistung nicht unter Beweis stellen", erklärt Arrivabene. "Der Sieg lag vielleicht nicht in Reichweite, wohl aber ein Podestplatz. Doch was auf der Strecke passiert ist, ist passiert."

Sebastian Vettel vor Kimi Räikkönen

Sebastian Vettel vor Kimi Räikkönen

Foto: Andy Hone / LAT Images

Fahrer und Team hätten immerhin "gut" auf die Qualifying-Schlappe reagiert, meint Arrivabene. Und er beschwört den Kampfgeist seiner Mannschaft für die noch ausstehenden vier Rennen: "Die Situation [in der Gesamtwertung] scheint unmöglich zu sein. Doch manchmal ist es unsere Aufgabe, das Unmögliche möglich zu machen. Genau das werden wir in den restlichen vier Rennen versuchen." Kein Wort mehr über vermeintliches Unvermögen oder menschliches Versagen im Team.

Die Strategie-Panne bei Ferrari beschäftigt allerdings auch die Konkurrenz. Mercedes-Sportchef Toto Wolff etwa fand keine bissigen Worte in Richtung der WM-Rivalen, sondern brachte Verständnis auf. Zur Personalpolitik in der Formel 1 hat er einen klaren Standpunkt: "Du brauchst die richtige Mischung im Team. Es braucht erfahrene Leute, die schon mal ähnliche Situationen erlebt haben. Du brauchst aber auch junge Leute, die keine Grenzen kennen. Du musst Innovationen zulassen, aber ein sicheres Umfeld und die richtige Einstellung bieten."

Auf Spurensuche: Ab wann ging's schief?

Allerdings glaubt Wolff auch, dass es nie ein Idealzustand eintreten wird. "Den Stein der Weisen", sagt Wolff, "gibt es hier nicht. Du musst nur all diese Fähigkeiten miteinander kombinieren, um gute Leistungen zu erzielen." Das ist Ferrari in Suzuka nicht gelungen – und wohl auch nicht in den Rennen davor. Denn mit Ausnahme von Spa-Francorchamps hat Mercedes alle Rennen seit der Sommerpause für sich entschieden, obwohl Ferrari teilweise ebenfalls Siegchancen hatte.

Ist die Weiterentwicklung in Maranello also im WM-Endspurt ins Stocken geraten? Oder hat Mercedes schlicht besser gearbeitet? Das gilt es in den nächsten Tagen herauszufinden, sagt Vettel. Er meint: "Die vergangenen Wochen waren schwierig für uns. Wir könnten insgesamt besser dastehen, aber das ist nicht der Fall. Das kommt auch nicht von ungefähr."

Maurizio Arrivabene mit Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel

Maurizio Arrivabene mit Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel

Foto: Mark Sutton / Sutton Images

Deshalb habe Ferrari bereits am Samstag in Suzuka ein "Krisengespräch" anberaumt. "Irgendwas hatte nicht geklappt, also haben wir analysiert, was wir hätten besser machen können. Und nächste Woche schauen wir uns das in aller Ruhe noch einmal an", erklärt Vettel und fügt hinzu: "Es gibt aber keinen Grund, das Qualifying und das Timing in den nächsten beiden Wochen immer und immer wieder zu thematisieren. Wenn es regnet, dann ist es ein Lotteriespiel. Und wenn der Regen dann plötzlich kommt, dann stehen wir als die Genies da und alle anderen sind die Deppen. Es ist eben ein schmaler Grat mit solchen Entscheidungen. Aber ja, das hätten wir besser hinkriegen können."

Vettel zollt Mercedes Respekt

Der letzte Satz steht dabei scheinbar symptomatisch für die Ferrari-Leistung der vergangenen Wochen und Vettel selbst räumt ein: "In den jüngsten Rennen haben wir es [Mercedes] ein bisschen zu einfach gemacht. Allerdings muss man ihnen auch Respekt zollen: Sie haben es gut durchgezogen. Darum geht es in diesem Geschäft."

Mercedes-Sportchef Wolff kann das nur bestätigen. Er führt die aktuelle WM-Situation auf konsequente Arbeit seiner Mannschaft zurück: "In Spa sind wir hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben. Dort hatte Ferrari ein sehr starkes Wochenende. Aber seither haben wir unser Paket kontinuierlich optimiert und bestmöglich gearbeitet, am und im Auto. Das hat sich als die richtige Strategie erwiesen. Denn jetzt ist das Auto richtig gut. Wir verstehen das Zusammenspiel zwischen Aerodynamik und Reifen und haben viel Vertrauen ins Fahrzeug. All dies hat dazu geführt, dass wir besser waren als unsere Gegner."

Vettel wiederum erkennt Ferrari-teamintern einige Baustellen: "Wir können noch einiges von unserem Potenzial freisetzen, müssen einfach noch härter dafür arbeiten. In jedem Fall wollen wir beweisen: Wir können es besser als das, was wir in den jüngsten Rennen gezeigt haben", so der Deutsche. Er habe den Traum vom WM-Titelgewinn mit Ferrari noch nicht aufgegeben. "Es gibt noch immer eine Chance", meint Vettel. "Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, dann sehen wir weiter. Aber ja, es hat nicht unbedingt geholfen, dass sie das Rennen gewonnen und wir nur P6 belegt haben."

Ferrari-Teamspirit bleibt intakt

"Manchmal", sagt Vettel weiter, "bezahlst du im Rennen den Preis für die Fehler im Qualifying. Manchmal spielen Fehler vom Samstag am Sonntag überhaupt keine Rolle. Dieses Mal bekamen wir am Sonntag die Quittung." Es bringe aber nichts, sich lange mit Dingen zu befassen, die man nicht beeinflussen könne, meint der Ferrari-Pilot. "Es ist Schnee von gestern und lässt sich jetzt leider nicht mehr ändern. Aber es gibt Themen, die wir in Zukunft besser machen müssen."

Am Teamspirit liege es jedenfalls nicht, betont Vettel. Trotz der Rüge des Teamchefs sei die Mannschaft in Maranello weiter hochmotiviert. "Das hat dieses Team schon immer stark gemacht und wird es auch in Zukunft stark machen", sagt Vettel. Doch für den WM-Titelgewinn in der Formel-1-Saison 2018 reicht es wahrscheinlich trotzdem nicht.

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