Schumacher auch in Austin ohne Punkte: Landsmann rät zu Haas-Abschied
Mick Schumacher kann auch in Austin nichts Zählbares vorweisen und muss mehr denn je um seine F1-Karriere fürchten - Christian Danner rät zu Abschied und Pause
War der Große Preis der USA der finale Sargnagel für Mick Schumachers Zeit bei Haas? Der Deutsche kämpft aktuell um seine Formel-1-Zukunft, die 2023 nur noch bei Haas weitergehen könnte. Doch dort hatte sich Teameigner Gene Haas zuletzt kritisch geäußert und Punkte von Schumacher gefordert, will er sein Cockpit behalten.
Doch ausgerechnet beim so wichtigen Heimspiel von Haas in Austin gab es für Schumacher den nächsten Rückschlag: Er beendete das Rennen in Texas abgeschlagen auf Platz 15, während Teamkollege Kevin Magnussen mit Platz neun erneut zwei wichtige Punkte holen konnte, die den Rennstall in der WM vor AlphaTauri bringen.
Schumacher wartet hingegen seit Spielberg auf ein zählbares Ergebnis und war nach dem Rennen sichtlich niedergeschlagen. Denn das Ergebnis hat wieder einmal nicht unbedingt zur gezeigten Leistung des Deutschen gepasst.
Punkte waren für den Haas-Piloten in Austin definitiv drin gewesen, denn bis Runde 33 von 56 lag er sogar vor Magnussen, bis ihn das Team an die Box holte, um noch einmal auf harte Reifen zu wechseln. Doch nach vorne ging es für ihn nach dem Boxenstopp nicht mehr, während Magnussen auf seinen Mediums blieb und sich bis ins Ziel an Rang neun klammerte.
Hat sich Haas bei der Strategie von Schumacher verzockt? "Ich weiß nicht, ich muss mir das anschauen", seufzt er. "Ich hatte das Gefühl, dass ich noch hätte mithalten können, aber ich sehe nur einen bestimmten Teil und kann nur einen bestimmten Teil fühlen. Und wenn das Team das Gefühl hat, dass wir an die Box fahren müssen, dann ist das so."
Schaden am Auto raubt Traum von Punkten
Schumachers Problem zu dem Zeitpunkt war, dass sein Auto beschädigt war. "An der Außenseite vom Auto hatten wir irgendwas, was rausstand", sagt er bei 'Sky'. Er geht davon aus, dass beim Unfall zwischen Lance Stroll und Fernando Alonso in Runde 22 ein großes Trümmerteil sein Auto getroffen und beschädigt hat.
"Das Auto hat sich nicht mehr wie vorher angefühlt, und daher war die Pace auch nicht mehr toll", sagt er. "Aber auch von den Nummern, die wir hatten, sah es einfach so aus, als ob wir nicht mehr die Downforce hatten, die wir vorher hatten."
Das führte bei Schumacher zu einem erhöhten Reifenverschleiß und auch dazu, dass Haas ihn auf die Strategie mit dem zusätzlichen Reifenwechsel setzte. Aber er sagt: "Das Auto war beschädigt, von daher hat es keinen Unterschied gemacht. Wir wären sowieso nach hinten durchgereicht worden."
Zu allem Überfluss ging auch ein Überholmanöver gegen Nicholas Latifi schief, bei dem ihn der Williams-Pilot in Kurve 12 von der Strecke drängt und dafür eine Fünf-Sekunden-Strafe kassierte. "Und dann ging es halt wirklich bergab", hadert er.
Am Ende kassierte Schumacher ebenfalls noch eine Zeitstrafe von fünf Sekunden, weil er zu oft gegen die Tracklimits verstoßen hatte - womöglich auch eine Auswirkung der Schäden: "Das hat natürlich einen Einfluss. Du rutschst herum und die Reifen fühlen sich nicht mehr gleich an", sagt er. "Am Ende fährst du einfach mit einem unberechenbaren Auto."
Ist das Formel-1-Aus besiegelt?
Ohne die Strafe wäre Schumacher als 13. klassiert worden, was ihm aber natürlich ebenfalls nicht die ersehnten Punkte gebracht hätte. Doch weil die Formel 1 nun einmal ein Ergebnissport ist, wird es für ihn immer enger. Sind seine Tage in der Königsklasse vorerst gezählt?
"Seine Position ist nicht zu beneiden", sagt Ex-Formel-1-Pilot Christian Danner im 'AvD Motor & Sport Magazin'. Er fragt sich ebenfalls, ob der Zug aus Sicht von Schumacher nicht schon längst abgefahren ist. "Wenn man die ganzen Zwischentöne analysiert, dann stellt man fest, dass er wohl nicht passt und man ihn loswerden will", sagt Danner, der betont: "Das höre ich zwischen den Zeilen heraus."
Er selbst würde sich wünschen, dass Schumacher eine weitere Chance bekommen würde, weil er laut Danner auch in die Formel 1 gehört. "Aber im Umfeld von Mick Schumacher ist schon viel Kritik an Haas geübt worden. Ob das schlau war, das wollen wir mal dahingestellt sein lassen. Speziell wenn man bedenkt, dass es für einen Insider die einzige Option war, die er hatte."
Danner rät zu Haas-Abschied
Denn Haas ist seit diesem Wochenende das einzige offene Cockpit für 2023. Das zweite Cockpit bei Williams ist zwar noch nicht zu 100 Prozent fixiert, weil Formel-2-Pilot Logan Sargeant noch die notwendigen Superlizenzpunkte braucht, doch dass der Amerikaner diese am letzten Wochenende in Abu Dhabi noch verspielt, ist sehr unwahrscheinlich.
"Ich bin der Meinung, dass für einen Burschen wie ihn ein Jahr Päuschen nicht so schlimm wäre. Er ist noch so jung und kann dann ohne Probleme wieder an seine Formel-1-Karriere anschließen", glaubt Danner und rät ihm zu einem Abschied von Haas: "Meiner Ansicht nach ist es für Mick aufgrund der Situation, wie sie sich dieses Jahr entwickelt hat, außerordentlich kritisch, dort weiterzumachen."
Schumacher: "Das Team weiß, was ich kann"
Schumacher selbst will noch nicht über einen Abschied sprechen und gibt sich kämpferisch: "Ich glaube, das Team weiß, was ich kann. Das Team hat gesehen, was ich konnte, speziell im ersten Stint", sagt er.
"Und ich glaube, jeder da draußen hat gesehen, dass wir auf Punktekurs waren - auf großem Punktekurs. Von daher sehr schade, dass wir es doch nicht einfahren konnten, aber die Pace ist da."
Das ist Teamchef Günther Steiner am Sonntag nicht entgangen: "Mick hatte im ersten Stint eine sehr gute Pace und hat einen fantastischen Job gemacht", lobt er und nimmt ihn in Schutz: "Wir haben das Auto noch nicht gesehen, aber ich schätze, dass der Diffusor beschädigt ist. Er konnte mit neuen Reifen einfach nicht mehr die gleichen Zeiten fahren."
Am Ende fehlen aber trotzdem die (zählbaren) Argumente für eine Weiterbeschäftigung.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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