Nachruf auf Tony Brooks: Letzter Grand-Prix-Sieger der 50er-Jahre verstorben
Mit Tony Brooks ist einer der größten Rennfahrer der 1950er-Jahre gestorben - Wir blicken auf die einzigartige Karriere des Briten zurück
Die Formel 1 trauert um Tony Brooks. Der ehemalige britische Rennfahrer ist am Dienstag im Alter von 90 Jahren gestorben. Er war der letzte noch lebende Formel-1-Rennsieger aus den 1950er Jahren.
Stefano Domenicali, Präsident und CEO der Formel 1, würdigt Brooks mit den Worten: "Er gehörte zu einer besonderen Gruppe von Fahrern, die Pioniere waren und in einer Zeit großer Risiken die Grenzen überschritten haben. Wir werden ihn vermissen und unsere Gedanken sind in dieser Zeit bei seiner Familie."
Nachdem Brooks 1952 mit Clubrennen begonnen hatte, trat er nur zwei Jahre später nach einigen beeindruckenden Tests dem Aston-Martin-Sportwagen-Team bei. Bekannt wurde er, als er 1955 für Connaught den Grand Prix von Syrakus gewann, der nicht zur Meisterschaft zählte, während er noch Zahnmedizin studierte.
Es war seine erste Fahrt in einem zeitgenössischen Formel-1-Auto und der erste Grand-Prix-Sieg eines britischen Fahrers in einem britischen Auto seit 31 Jahren.
Nach einer kurzen Zeit beim immer noch in Schwierigkeiten steckenden BRM-Team, zu der auch ein feuriger Unfall in Silverstone gehörte, wechselte Brooks zu Vanwall und bildete mit Stirling Moss und Stuart Lewis-Evans ein britisches Formel-1-Superteam.
Nach einem kämpferischen zweiten Platz beim Grand Prix von Monaco 1957 hinter dem Maserati von Juan Manuel Fangio verunglückte Brooks in Le Mans, als er für Aston Martin fuhr. Er hatte Glück zu überleben, litt aber noch immer, als er mit seinem Vanwall beim britischen Grand Prix 1957 in Aintree startete.
Triumph auf dem Nürburgring 1958
Er lag auf dem sechsten Platz, als das Auto von Moss in Schwierigkeiten geriet. Brooks wurde eingewechselt und Moss übernahm das Steuer. Er fuhr zu einem seiner berühmtesten Siege, bei dem ein britisches Auto erstmals ein WM-Rennen gewann.
Moss war die klare Nummer eins bei Vanwall (und Aston) und hatte Vorrang bei der technischen Ausstattung, was bedeutete, dass Brooks sein eigenes Auto nur selten über ein Rennwochenende hinweg verbessern konnte. Aber er spielte das Teamspiel brillant und glänzte oft, wenn Moss in Schwierigkeiten geriet.
Das zeigte sich auch 1958. Brooks gewann drei Rennen - in Spa, auf dem Nürburgring und in Monza. Seinen deutschen Grand-Prix-Sieg, bei dem er an den Ferraris von Mike Hawthorn und Peter Collins vorbeizog, der dann bei der Verfolgung leider tödlich verunglückte, betrachtete Brooks als seinen größten.
Seinen Sieg auf dem Nürburgring 1958 betrachte Brooks als seinen größten Foto: Motorsport Images
1959 wechselte Brooks zu Ferrari und war der unbestrittene Teamleader in einer Mannschaft, zu der auch Phil Hill und Dan Gurney gehörten. Zwei Siege brachten ihn in einen Titelkampf mit Jack Brabham (Werks-Cooper) und Moss (Rob Walker Cooper).
Die Absage des Grand Prix von Belgien und ein Kupplungsdefekt beim Start in Italien beraubten Brooks wichtiger WM-Punkte. Denn beide Rennen hätten den leistungsstarken Frontmotor-Ferraris gut gelegen. So ging er nur noch mit einer Außenseiterchance auf den Titel in das Entscheidungsrennen von Sebring.
Viele Erfolge abseits der Formel 1
Ein Zusammenstoß mit seinem Teamkollegen Wolfgang von Trips und ein anschließender Boxenstopp - Brooks wollte kein unnötiges Risiko eingehen - bedeuteten, dass er bestenfalls Dritter werden konnte. Damit wurde er am Ende Zweiter hinter Brabham.
Danach war der Erfolg nur noch schwer zu toppen. Zudem war Brooks kein Fan der Umstellung auf Heckmotor-Maschinen. Mit dem Yeoman-Credit-Cooper-Team sammelte er 1960 Punkte. Bei seinem letzten WM-Start mit BRM in den USA im folgenden Jahr fuhr er aufs Podium, bevor er sich aus dem Sport zurückzog.
Außerhalb der Formel 1 war Brooks einer der führenden Langstreckenfahrer. Er gewann sowohl den Grand Prix von Spa für Sportwagen als auch die 1000 Kilometer auf dem Nürburgring im Jahr 1957 mit Aston Martin DBR1, bei letzterem mit Noel Cunningham-Reid.
1958 gewann er die Tourist Trophy in Goodwood an der Seite von Moss, bevor er zu Ferrari wechselte, mit denen sich der Sportwagen-Erfolg aber nicht recht einstellen wollte.
Brooks' feines Gespür und sein Urteilsvermögen machten ihn auf den wirklich anspruchsvollen Rennstrecken besonders beeindruckend. Und er war wohl ein besserer Rennfahrer als der erste britische Weltmeister Hawthorn. Seine sechs Weltmeisterschaftssiege und 10 Podiumsplätze kamen bei nur 38 Starts zustande.
Der ruhige und bescheidene Brooks war einer der besten Fahrer, die nie Weltmeister wurden. Das Ableben des letzten Grand-Prix-Siegers der 50er markiert das Ende einer Ära.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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