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Neue Überhol-Regeln 2019: Es gibt nicht nur Befürworter

Die neuen Aero-Regeln für die Formel-1-Saison 2019, die das Überholen einfacher machen sollen, in einer ersten Analyse - Teams äußern auch Bedenken

Ferrari SF70H: Frontflügel

Foto: Giorgio Piola

Die am Dienstag beschlossenen Regeländerungen für 2019, die das Überholen in der Formel 1 leichter machen sollen, stoßen im Paddock nicht nur auf Gegenliebe. Erstens, weil sie relativ spät beschlossen wurden. Und zweitens, weil nicht alle Teams davon überzeugt sind, dass die Regeln ausreichend durchdacht sind.

"Die Frage, die ich mir stelle ist: Was ist die Strategie dahinter?", sagte McLaren-Rennleiter Eric Boullier bereits vor den gestrigen Abstimmungen der Formel-1-Kommission und des FIA-Motorsport-Weltrats. Er befürchtet, dass die Panikmache nach dem moderat aufregenden Saisonauftakt in Australien ein Kernmotiv für die Änderungen sein könnte. Aber die drei Rennen nach Australien waren wesentlich spannender.

"Ich weiß", erklärt er, "dass es auf FOM-Seite eine Arbeitsgruppe gibt, die sich mit dem Thema auseinandersetzt, wie die Formel 1 ab 2021 aussehen soll. Unter der Führung und ausgestattet mit der Erfahrung von Ross Brawn. Aber da frage ich mich, warum wir jetzt so überhastet eine Entscheidung treffen und das Risiko eingehen, dass wir die Regeln 2020 wieder ändern müssen, wenn sie nämlich nicht das erreichen, was wir uns erhoffen. Und dann 2021 noch einmal."

In dem Punkt widersprechen die Verantwortlichen Boullier. Ja, die Regeländerungen beinhalten Risiken. "Mehr Zeit wäre besser gewesen", heißt es in einem Dokument zum Thema. "Aber diese Regeln wurden wahrscheinlich genauer analysiert als jede Regeländerung zuvor, trotz der kurzen Vorbereitungszeit. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sie negative Auswirkungen haben werden. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die Auswirkungen positiv sein werden."

Seitens des Rechteinhabers Liberty Media wurde unter der Leitung des ehemaligen Renault- und Williams-Technikchefs Pat Symonds eine Arbeitsgruppe installiert, die sich wissenschaftlich mit dem Thema Überholen auseinandersetzt. Die Liberty-Gruppe arbeitet eng mit Nikolas Tombazis auf FIA-Seite zusammen. Hilfreich: Die Technologie zur Strömungssimulation (CFD) war noch nie so weit fortgeschritten wie jetzt.

Ein fundamentaler Unterschied zu früheren Regeländerungen ist außerdem: Haben die Teams bisher meistens versucht, gegen die von der FIA gesteckten Grenzen zu arbeiten, um den individuellen sportlichen Vorteil zu suchen, so wurden sie diesmal selbst gebeten, sich an der Erforschung des Themas Überholen zu beteiligen. Acht von zehn Teams haben zugesagt, sich damit auseinandergesetzt und ihre Ergebnisse bereitgestellt.

Diese Ergebnisse stimmen zwar laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' nicht hundertprozentig überein, gehen aber doch generell in die gleiche Richtung. Eine Kernlektion lautet: Der neue (stark vereinfachte) Frontflügel mit größerer Spannweite (aber ohne komplexe Endplatten-Konstruktionen) soll die "dirty Air" für das hinterherfahrende Auto deutlich reduzieren. Das würde es einfacher machen, dicht auf den Vordermann aufzufahren.

Die aerodynamische Logik dahinter ist einfach: Ein breiterer Frontflügel leitet den Luftstrom besser an den Vorderreifen vorbei, die derzeit die meisten Verwirbelungen verursachen. Der ebenfalls beschlossene größere Heckflügel wiederum soll dabei helfen, möglichst viel sauberen Luftstrom aus einem möglichst großen Korridor aufzufangen. Je kleiner der Heckflügel, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er nur da wirkt, wo die "dirty Air" am stärksten verwirbelt ist.

Warum die Vereinfachung der seitlichen Barge-Boards, die neuerdings immer komplexere Blüten treiben, abgelehnt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Doch unabhängig davon ist die Arbeit der Aero-Gruppen auf Liberty- und FIA-Seite damit nicht abgeschlossen. Es bleibt dabei, dass das Reglement für 2021 von Grund auf neu gedacht werden soll. 2019 ist nur der Anfang.

"Angenommen, wir ändern die Regeln jetzt drei Jahre hintereinander, dann kostet das viel Geld", kritisiert Boullier. Das sei finanziell nicht nachhaltig. Stattdessen schlägt er vor: "Warum standardisieren wir nicht bestimmte Teile? Ich denke, damit sollten wir uns genauer beschäftigen, wenn es um die Zukunft der Formel 1 geht. Den Aero-Kit sollten wir so lassen, wie er ist. Zumindest bis wir genau wissen, was wir für 2021 eigentlich wollen."

An dem Punkt widersprechen die Entscheider erneut: Es sei das viel größere Risiko, jetzt nichts zu unternehmen. Denn durch die stabilen Regeln werde das Potenzial der Autos immer besser ausgeschöpft, die Abstände werden immer geringer - und das Racing dadurch potenziell schlechter. Die Hände in den Schoß zu legen, war daher für Brawn, Symonds und Co. keine Option.

Force India gehörte zu den Teams, die für die Regeländerung gestimmt haben. Trotz Bedenken: "Dass technische Regeln für das nächste Jahr noch im April geändert werden, hatten wir glaube ich noch nie", sagt Technikchef Andrew Green und ergänzt: "Jeder geht davon aus, dass die Vorschläge das Überholen verbessern werden. Das ist eine ziemlich gewagte Annahme. Denn es gibt keine Daten, die das beweisen. Es ist nur eine Idee von jemandem."

Mit Informationen von Dieter Rencken & Adam Cooper

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