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"Nicht erreichbar": Mercedes stellt sich gegen Budgetobergrenze

Weitere Details zur geplanten Geldverteilung neu unter Liberty Media und warum Mercedes Widerstand gegen die Budgetobergrenze von 150 Millionen Dollar leistet

Toto Wolff, Mercedes AMG F1 Director of Motorsport and Niki Lauda, Mercedes AMG F1 Non-Executive Chairman

Toto Wolff, Mercedes AMG F1 Director of Motorsport and Niki Lauda, Mercedes AMG F1 Non-Executive Chairman

Sutton Images

Die geplante Einführung einer Budgetobergrenze in der Formel 1 stößt auf Widerstand. Während mittlere und kleinere Teams wie Williams angesichts der gerechteren Einnahmenverteilung, wie Rechteinhaber Liberty Media sie plant, bereits die Champagnerkorken knallen lassen, haben die drei Topteams nicht vor, sich kampflos ihrem Schicksal zu ergeben.

Ferrari-Präsident Sergio Marchionne blieb seit der Präsentation der "Vision 2021" am Rande des Grand Prix von Bahrain erstaunlich still. Dafür sendet Mercedes umso deutlichere Signale. Die von Liberty avisierten 150 Millionen US-Dollar pro Jahr seien "nicht erreichbar", stellt Sportchef Toto Wolff klar: "Das ist für die großen Teams viel zu wenig", sagt er im Interview mit 'Sky Sports F1'.

Wolff plädiert stattdessen für einen "vernünftigen" Gegenvorschlag, "denn wir leben alle in der gleichen finanziellen Realität". Und äußert sich damit ähnlich wie sein Landsmann und Geschäftspartner Niki Lauda, der den Schritt auf 150 Millionen Dollar ebenfalls "zu groß" findet, aber sagt: "Man kann über alles reden. Ein Kompromiss in eine etwas höhere Richtung wäre super."

Dabei sind in der "Vision 2021" ohnehin schon Ausnahmen von der Budgetobergrenze definiert. Zum Beispiel wären Fahrergagen, Marketingausgaben und das Gehalt des bestbezahlten Mitarbeiters nicht inkludiert.

"Wenn wir all die zusätzlichen Dinge dazuzählen, die nicht eingerechnet werden, kommen wir auf eine viel höhere Zahl als 150 Millionen. Eher 250", rechnet Wolff vor. "Das klingt dann schon nicht mehr ganz so verrückt." Trotzdem bleibt er bei seiner Kritik: "Für mich hat oberste Priorität, unsere Struktur und unsere Mitarbeiter zu schützen."

Mercedes beschäftigt in der Formel 1 derzeit rund 860 Mitarbeiter und verfügt über ein Jahresbudget von geschätzt 325 Millionen Euro. Eine Reduktion um mindestens 75 Millionen Euro würde zwangsläufig zu Entlassungen führen. Mit ein Grund, warum Mercedes so vehement gegen eine Budgetobergrenze protestiert.

"Wir haben Mitarbeiter, die sind langfristig angestellt", erklärt Lauda im 'ORF'. "Wenn jetzt jemand sagt, wir kürzen auf die Hälfte, ist das unmöglich, weil ich die nicht entlassen kann. Eine Halbierung ist unmöglich. Das muss schrittweise geschehen. Sonst kann das weder Mercedes noch Renault noch Ferrari umsetzen."

 

 

Mercedes und Ferrari müssten ihren Personalstamm wahrscheinlich um 350 Mitarbeiter verkleinern. Bei Red Bull und McLaren wären geschätzte 150 Entlassungen fällig. Und auch Renault müsste 100 Mitarbeiter vor die Tür setzen. Das würde in der Formel 1 insgesamt potenziell ungefähr 1.000 Personen arbeitslos machen.

Zwar könnte Mercedes Personal konzernintern bei Daimler versetzen, ebenso wie Ferrari zu FIAT. Ein paar Red-Bull-Mitarbeiter kämen wohl für Toro Rosso in Frage. Aber viele würden sich einen völlig neuen Job außerhalb der Branche suchen müssen.

Formel-1-Sportchef Ross Brawn winkt ab. Seiner Meinung nach bliebe das Modell der Formel 1 ähnlich, nur wäre die Verteilung gerechter. Sprich: Während die großen Teams Personal abbauen müssten, hätten die kleinen Teams mehr Geld, sich zu verstärken. "Ich schätze, viele dieser Mitarbeiter würden bei anderen Teams unterkommen", sagt Brawn gegenüber 'Sky Sports F1'.

"Ich will nicht arrogant klingen", sagt Brawn, "aber ich vertrete meine Meinung zur Budgetgrenze, weil ich beide Seiten erlebt habe. Ich kenne die Seite, in der es nur ums Gewinnen geht, in der nur die Rundenzeit zählt. Da ist dir die Show egal und es lässt dich kalt, wie riesig dein Vorsprung auf den nächsten Verfolger ist. Je größer, desto besser! All das juckt dich nicht, und das ist auch gut so."

Aber jetzt habe er den gesamthaften Blick auf die Formel 1, und da sei es seine Aufgabe, darauf zu achten, dass es keine Dominanzen mehr gibt, sondern der sportliche Wettkampf ausgeglichen bleibt und möglichst vielen Teilnehmern Chancen ermöglicht, mal aufs Podium zu fahren oder sogar ein Rennen zu gewinnen.

Nur für Ferrari will Liberty weiterhin Extrawürste braten. 40 Millionen Dollar pro Jahr, um genau zu sein. Bisher wurden weit höhere Boni ausgeschüttet. Neben Ferrari kamen auch Mercedes, Red Bull, McLaren und Williams in den Genuss von Sonderzahlungen. Ferrari würde (auf Basis der Auszahlungen von 2016/17) 63 von 103 Millionen verlieren. Mercedes und Red Bull sogar 74 (von 74).

Kein Wunder, dass Lauda vom Liberty-Vorschlag nicht begeistert ist: "Ferrari ist das weltweit bekannteste Team. Darüber, dass sie 40 Millionen für den Namen bekommen, da muss man gesprächsbereit sein. Aber ich glaube, dass Red Bull und Mercedes nicht dahinter stehen. Red Bull und Mercedes sind vielleicht nicht so bekannt wie Ferrari. Aber auch bekannt."

 

 

Das Liberty-Modell zur Verteilung der Einnahmen basiert auf zwei Säulen. Aus "Column 1" würde jedes Team zehn Prozent erhalten. Aus "Column 2" zwischen 18,0 und 2,0 Prozent, je nach Position in der Konstrukteurs-WM. Das bedeutet, dass zwischen dem Weltmeister und dem Letzten nur noch eine Schwankungsbreite von maximal 14,0 zu 6,0 Prozent der Gesamteinnahmen bestehen könnte.

Aber die Gretchenfrage bleibt: Wer soll überwachen, dass die Budgetobergrenze von allen eingehalten wird, und wie? Wie will die Formel 1 verhindern, dass zum Beispiel Honda im Auftrag von Toro Rosso in den japanischen Wäldern eine Forschungseinrichtung betreibt, von der in Europa noch nie jemand etwas gehört hat?

"Wenn tatsächlich jemand eine geheime Fabrik errichten oder irgendwo Ideen und Bauteile entwickeln sollte, dann wäre das glatter Betrug", argumentiert Brawn. "Und weil das Personal in der Formel 1 ständig in Bewegung ist, würde so etwas irgendwann rauskommen."

Dann wiederum sollen die harten Strafen greifen, die Liberty für Verstöße gegen die Budgetobergrenze vorgesehen hat. Vor allem ist geplant, nicht nur die Teams zu sanktionieren, zum Beispiel mit hohen Geldstrafen. Sondern es sollen auch die Teamverantwortlichen persönlich in die Haftung gezogen werden, damit sie sich zweimal überlegen, dubiose Handlungen freizugeben.

Williams-Technikchef Paddy Lowe nickt zustimmend. Er glaubt, dass eine Budgetobergrenze sehr wohl überwacht werden könnte: "Es wird kompliziert, aber es wurde in anderen Sportarten auch schon gemacht. Geheimnisse kommen immer irgendwann heraus. Die Formel 1 ist eine kleine Industrie, und die Leute wechseln von A nach B."

Übrigens sind inzwischen weitere Details aus der "Vision 2021" durchgesickert, die beschreiben, was Liberty den Teams konkret anbieten möchte. Unter anderem stehen dabei zwei unterschiedliche Modelle zur Verteilung der Einnahmen zur Wahl.

Eines davon sieht vor, dass die Teams mehr garantiertes Geld hätten, auch bei niedrigeren Einnahmen der Formel 1 insgesamt. Das andere Modell sieht zwar niedrigere garantierte Einnahmen vor, dafür aber potenziell wesentlich höhere, falls der Umsatz des Sports insgesamt steigen sollte. Bei einem Formel-1-EBIT von 1,56 Milliarden Dollar wären beide Modelle exakt gleich.

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