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"Nicht mehr zeitgemäß": Experten stellen Williams vernichtendes Urteil aus

Nico Rosberg, Ralf Schumacher und Martin Brundle über das Williams-Chaos - Alle glauben, dass das Team nur durch tiefgreifende Änderungen gerettet werden kann

Nach den katastrophalen Wintertests und dem kaum besseren Saisonauftakt in Melbourne, stellen diverse Formel-1-Experten Williams ein geradezu vernichtendes Zeugnis aus. Ex-Weltmeister Nico Rosberg, der selbst vier Jahre für Williams gefahren ist, erklärt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com', dass der Abstieg des Teams ein Prozess sei, der sich "über Jahre hinweg" gezogen habe.

Zum einen habe man in der Vergangenheit teilweise "Pech gehabt", zum anderen aber beispielsweise auch "falsche Personalentscheidungen" getroffen. Ein Fehler sei es zum Beispiel gewesen, 2018 mit Lance Stroll und Sergei Sirotkin "auf zwei Paydriver zu setzen." Rosberg erklärt: "Es geht da nicht nur um den Speed, sondern es ist auch eine Motivationsfrage für das Team."

"Die ganzen Leute, die da Tag und Nacht arbeiten, sehen dann zwei Fahrer, die nicht die Besten der Welt sind, die mit Sicherheit unter anderem auch da sind, weil sie Geld mitbringen. Das ist halt auch demotivierend. Dann gehen die um 17:00 Uhr nach Hause, weil die sich sagen: 'Was soll ich hier schuften, wenn wir sowieso nix erreichen können?' Das sind so Multiplikatoren, die man nicht unterschätzen darf."

Schumacher: Williams muss sich "hinterfragen"

"Das geht dann ins nächste Jahr auch rein. Bis die sich wieder motivieren, ist alles ganz schwierig", so Rosberg. Ähnlich sieht es auch Martin Brundle. Der heutige TV-Experte war 1988 Williams-Testpilot und fuhr damals auch einen Grand Prix für das Traditionsteam. "Es stimmt was nicht. Das Team bewegt sich schon seit einiger Zeit nicht mehr in die richtige Richtung, obwohl sie den vielleicht besten Motor der Formel 1 haben", so Brundle.

Ralf Schumacher

Ralf Schumacher feierte mit Williams seine größten Erfolge in der Formel 1

Foto: LAT

"Ich kenne weder Jonathan noch Claire [Williams] besonders gut. Aber ich glaube, es braucht einen neuen Manager an der Spitze. Hoffentlich ist es dafür noch nicht zu spät", sagt Brundle und erklärt: "Vielleicht stecken sie ein bisschen in der Vergangenheit fest. Genau wie McLaren sind sie im Niemandsland. Sie sind kein Werksteam, McLaren war eins, ist aber keins mehr. Weil sie den Honda-Motor weggegeben haben."

"Sie sind aber auch kein B-Team wie Haas oder Alfa Romeo. Sie stecken da also in einem unmöglichen Kampf im Mittelfeld, weil sie nicht die Ressourcen haben, um es mit Ferrari und Mercedes aufzunehmen, aber gleichzeitig müssen sie jedes einzelne Teil selbst bauen. Das ist ihr Problem. Deshalb steckt Williams in solchen Problemen", vermutet Brundle. "Vielleicht ist es an der Zeit, dass man sich bei Williams hinterfragt", fordert auch Ralf Schumacher.

"Wir wussten, dass wir hinten sein würden"

Der Deutsche, mittlerweile ebenfalls TV-Experte, fuhr zwischen 1999 und 2004 für Williams und erklärt bei 'Sky': "Ich kenne die Arbeitsweise ja, und ich glaube, dass das alles nicht mehr zeitgemäß ist. Die Formel 1 ist mehr als nur Technik. Es geht darum, eine Truppe zusammen zu schaffen und zu motivieren. Das war damals schon nicht der Fall und ich fürchte, dass Claire das von ihrem Vater so gelernt hat."

"Es ist schade, einst waren sie das Team schlechthin", grübelt Schumacher, der sich auch im Podcast 'Starting Grid' zuletzt ähnlich kritisch über sein Ex-Team äußerte. Tatsächlich sind die nackten Zahlen aus Melbourne vernichtend. Im Qualifying belegten George Russell und Robert Kubica abgeschlagen die letzten beiden Plätze. Russell fehlten in Q1 knapp 1,3 Sekunden auf den Rest der Welt, Kubica sogar fast 3,0 Sekunden.

Von Lewis Hamiltons Pole-Zeit in Q3 waren die beiden am Ende knapp 3,9 respektive 5,6 Sekunden weg - eine schallende Ohrfeige für das einst so stolze Traditionsteam. "Wir wussten, dass es hart werden würde. Wir wussten, dass wir hinten sein würden", lautet das fast schon resignierende Urteil von Claire Williams nach Melbourne. Trotzdem sei es "noch immer wichtig, dass wir rausgehen und unseren bestmöglichen Job machen."

Saison 2019 jetzt schon aufgegeben?

Die Fahrer machten "auf der Strecke einen guten Job", und für das Team sei es wichtig, die Strategie und die Boxenstopp bestmöglich umzusetzen. "Wir haben beide Autos ins Ziel gebracht [auf den letzten beiden Plätzen], wir hatten großartige Boxenstopp, und wir haben bei der Strategie gute Entscheidungen getroffen. Das ist alles, was wir momentan erwarten können", so Claire Williams.

Nico Rosberg

Nico Rosberg startete seine Formel-1-Karriere einst bei Williams

Foto: Williams

Das alles klingt mehr nach Durchhalteparolen als nach einer Kampfansage. Es hört sich irgendwie so an, als habe Williams die Saison 2019 bereits nach dem ersten Rennen aufgegeben. "Das Wichtigste ist, dass wir hier eine Menge lernen konnten. Wir haben jetzt viele Informationen, die wir analysieren können, um Verbesserungen vorzunehmen", so Claire Williams. Doch bis Bahrain dürfte die Zeit deutlich zu knapp sein.

Das Rennen in der Wüste steht bereits am Wochenende an, und Williams hätte in knapp zwei Wochen mehr als eine Sekunde finden müssen, um überhaupt den Anschluss ans Mittelfeld zu schaffen. Will man wirklich mitkämpfen, müssten es eher 1,5 Sekunden sein. "[Uns fehlt] einfach insgesamt Abtrieb", erklärt Russell und ergänzt: "Wir verstehen, woran es liegt, aber das heißt nicht, dass wir am Montagmorgen aufwachen und es beheben können."

Große Fortschritte erst in "Monaten" zu erwarten

Das Problem sei "so fundamental" im FW42 verankert, dass es "Monate" dauern werde, es zu beheben. "Leider wird es noch einige Rennen dauern, bevor wir kämpfen können", ist sich Russell bewusst. "Ich denke, sobald wir das grundlegende [Problem] behoben haben, werden wir einen großen Schritt machen. Aber wir werden dann wahrscheinlich noch immer hinten sein", zuckt er die Schultern.

Das Problem: Selbst wenn Williams sein Problem in den Griff bekommen sollte, wäre man in vielen Monaten wohl gerade einmal auf dem Stand, auf dem die anderen Teams bereits in Melbourne waren. Weil die ihre Autos in diesem Zeitraum aber natürlich auch weiterentwickeln, wird sich der Rückstand von Williams zwar möglicherweise verkleinern, kann aber im Worst Case bis zum Saisonende nie mehr ganz geschlossen werden.

"Fakt ist, dass wir keine Hoffnung haben, weil wir zu weit hinten sind", findet Russell klare Worte. Auch Kubica glaubt 2019 nicht mehr an die große Wende. "Ich glaube, im vergangenen Jahr wussten wir noch früher, dass es ein fundamentales Problem mit dem Auto gab - und trotzdem blieb es fast das gesamte Jahr gleich", so der Pole, für den Australien lediglich "so etwas wie ein Test" war.

Rosberg: Williams braucht "mindestens fünf Jahre"

"Wir kämpfen sowieso um nichts, daher können wir auch einige Dinge testen", erklärt er pragmatisch. Im Hinblick auf die Problemlösung zeigt er sich ebenfalls skeptisch und erklärt: "Ich hoffe, es wird nur zwei oder drei Monate dauern. [...] Aber ich kann es nicht sagen. Ich weiß es nicht." Was ist also die Lösung für die Misere? 2019 jetzt schon abhaken und sich bereits auf 2020 konzentrieren? So einfach ist das laut Rosberg nicht.

Claire Williams

Hat das Team mit Claire Williams an der Spitze keine Chance mehr?

Foto: LAT

Der Ex-Weltmeister erklärt, dass es bei Williams "eine große Änderung" braucht. "Es dauert aber mindestens fünf Jahre, um aus so einer Situation wieder rauszukommen", warnt er und erklärt: "Das ist ein ganz langer Prozess, in dem die Struktur neu aufgebaut werden und dann stehen muss. Es ist echt schwierig, sauschwierig, da wieder rauszukommen. Und die sind so weit weg. Das ist echt heftig."

Und Brundle glaubt, dass sich Williams ohne fremde Hilfe möglicherweise gar nicht mehr aus dem Sumpf ziehen kann. "Wenn es neue Motorenhersteller geben sollte, die in die Formel 1 wollen, dann sollten sie sich um so einen bemühen. Oder sie sollten ein B-Team von Mercedes werden und das Getriebe des Werksautos übernehmen. So eng sollten sie sich verzahnen", erklärt er. Für die Saison 2019 hilft das jetzt aber sowieso nicht mehr.

Weiterer Co-Autor: Heiko Stritzke, Adam Cooper. Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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