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Nigel Mansell: Sind die heutigen Formel-1-Autos zu einfach zu fahren?

Nigel Mansell vergleicht die heutige Formel 1 mit der Königsklasse zu seiner Zeit und kommt zu dem Schluss, dass der Sport eine "unglaubliche" Entwicklung gemacht hat

Nigel Mansell: Sind die heutigen Formel-1-Autos zu einfach zu fahren?

Als Nigel Mansell vor 30 Jahren Weltmeister wurde, war die Formel 1 noch eine ganz andere Welt als heute. "Die Formel 1 war damals sehr gefährlich", erinnert sich der Champion von 1992 im Gespräch mit 'Adrian Flux' an seine aktive Zeit zurück.

"Zu unserer Zeit gehörte es zum Job dazu. Viele Leute sind gestorben", sagt er zum Beispiel über tödliche Unfälle in der Königsklasse. Alleine in Mansells Zeit in der Formel 1 zwischen 1980 und 1995 gab es sechs Todesfälle bei Renn- oder Testunfällen.

Unter anderem erlebte Mansell den Tod seines gutes Freundes Gilles Villeneuve 1982 in Zolder direkt im Cockpit. "Wenn wir vor vielen Jahren einen Fehler machten, dann mussten wir den Preis dafür bezahlen", erinnert sich der heute 69-Jährige.

Das habe sich erst mit den tödlichen Unfällen von Roland Ratzenberger und Ayrton Senna am schwarzen Imola-Wochenende 1994 geändert. Anschließend gab es lediglich noch einen Unfall mit Todesfolge in der Formel 1: Jules Bianchi 2014 in Suzuka.

Strecken sind heute "sterilisiert"

"In [knapp] 30 Jahren hat eine einzige Person ihr Leben verloren - und das war ein Freak-Unfall. Bei uns kam das quasi jedes Jahr vor", erinnert Mansell und erklärt, dass ein Fehler zu seiner Zeit fast immer einen Einschlag und damit einen Unfall zur Folge gehabt hätte.

Seit 1994 habe man allerdings alle Strecken "sterilisiert", so Mansell. "All die schnellen, gefährlichen Kurven wurden weggenommen", erklärt er. "Enorme Auslaufzonen" würden dafür sorgen, dass Fahrer nach Fehlern einfach auf die Strecke zurückfahren können.

Einerseits sei es "schade", dass es keine gefährlichen Kurven mehr gebe. Aber: "Aus Sicht der Fahrer ist das [...] fantastisch. Sie fühlen sich übermenschlich. Sie können mit den aktuellen Autos die schlimmsten Unfälle haben und einfach aussteigen", so Mansell.

"Das ist erstaunlich", gesteht er und verrät: "Manchmal zucken die alten Fahrer [bei einem Unfall] zusammen und sagen: Oh, das war furchtbar! Aber das Fahrer steigt einfach aus dem Cockpit und geht an die Box zurück und ist in Ordnung. Das ist fantastisch."

Karrieren heute viel länger als früher

"Alle Fahrer sollten unglaublich dankbar dafür sein", findet er und erklärt, dass die Piloten dadurch heute viel längere Karrieren haben können. "Ich bin um die 180 Grands Prix gefahren", erinnert er sich. "Aber heutige Piloten fahren 300 oder mehr Grands Prix!"

Mansells Beobachtung: "Nach manchen Rennen steigen sie aus dem Auto und es sieht aus, als wären sie gerade vom Frisör gekommen. Sie schwitzen nicht oder irgendwas in der Art." Dafür sei vor allem die Servolenkung in den heutigen Autos verantwortlich.

"Wir mussten wirklich starke Arme haben und das Auto in den Kurven abfangen. Wenn man nicht die physische Kraft für ein Formel-1-Auto hatte, dann hatte man einen Unfall. Heute kann man mit einem Finger fahren", witzelt der 31-malige Grand-Prix-Sieger.

"Dadurch ist der Sport offen geworden für eine Menge Fahrer, die eigentlich gar nicht die Physis haben", glaubt Mansell. Ein weiterer Unterschied: "Man hat 30 bis 50 Ingenieure, die das Auto für den Fahrer ausbalancieren. [...] Wir hatten einen Ingenieur!"

Auch deswegen sei die heutige Formel 1 nicht mehr mit der Königsklasse von damals zu vergleichen. Mansells Fazit 30 Jahre nach seinem WM-Triumph: "Es ist unglaublich, wo der Sport heute steht."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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