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Nordschleifen-Traum lebt: Formel 1 auch 2019 in Deutschland?

Während man am Nürburgring weiter an den Traum von einem Nordschleifen-Grand-Prix glaubt, hat Hockenheim für 2019 plötzlich wieder eine echte Chance

A scenic view of the grid at Hockenheim as fans wear the German national colours

A scenic view of the grid at Hockenheim as fans wear the German national colours

Sam Bloxham / Motorsport Images

Die Chance auf einen Grand Prix von Deutschland im Jahr 2019 lebt. Das haben Recherchen von 'Motorsport.com' im Umfeld des Hockenheim- und Nürburgrings ergeben. Beide Rennstrecken machen sich Hoffnungen auf eine Rückkehr in den Formel-1-Kalender. Doch zumindest für nächstes Jahr ist nur noch Hockenheim ein Thema.

"Aus wirtschaftlichen Gründen", lässt der Nürburgring ausrichten, habe man entschieden, die Verhandlungen mit Rechteinhaber Liberty Media für 2019 zu beenden. Anders die Situation in Hockenheim: Der Grand Prix 2018 mit 71.000 Zuschauern am Renntag, dem besten Ergebnis seit 2005, war ein echter Impuls. Weil er sowohl dem Veranstalter als auch Liberty gezeigt hat: Die Formel 1 in Deutschland lebt.

Besonders im Qualifying am Samstag, nach der Pole-Position von Lokalmatador Sebastian Vettel, herrschte wieder einmal so etwas wie Motodrom-Stimmung in Hockenheim. Was nicht zuletzt daran lag, dass diesmal keine leer gebliebenen Zuschauerplätze mit Abdeckplanen versteckt werden mussten. Die 71.000 Fans am Rennsonntag lagen rund 20 Prozent über dem Schnitt der fünf Grands Prix in den vergangenen zehn Jahren.

Parallel dazu passieren gerade für Hockenheim positive Entwicklungen: Erstens, dass der für 2019 geplante Grand Prix in Miami zumindest verschoben werden muss. Zweitens, dass es um ein Stadtrennen in Hanoi (Vietnam) in den vergangenen Monaten ruhig geworden ist. Und drittens, dass Buenos Aires eher kein Thema mehr ist, solange die Inflationsrate in Argentinien bei 30 Prozent liegt. Wo soll unter solchen Rahmenbedingungen das Geld für die Formel 1 herkommen?

Ursprünglich hatte Liberty für 2019 einen 23 Rennen umfassenden Kalender in Aussicht gestellt. Davon ist inzwischen keine Rede mehr. Es werden 20 oder 21 sein. Wahrscheinlich mit Hockenheim. "Logischerweise führen wir Verhandlungen. Wir haben die Formel 1 nicht abgeschrieben", sagt Georg Seiler im Interview mit 'Motorsport.com' und stellt klar: "Wir wollen die Formel 1."

Aber: Nach wie vor nicht um jeden Preis. Zwischen dem Hockenheimring und Liberty klafft immer noch eine Lücke, wenn es um die finanziellen Rahmenbedingungen geht. Dass diese in den nächsten Wochen geschlossen werden kann, davon sind alle Beteiligten überzeugt. Wie hoch die Differenz in den Vorstellungen ist, darüber will keiner sprechen. Man vermutet: Es sind rund drei Millionen Euro.

Hockenheim möchte jedoch nicht nur Lückenbüßer sein, damit Liberty nach der Sommerpause einen ordentlichen 2019er-Kalender präsentieren kann, bis dann Miami, Hanoi und Co. den Platz wieder wegnehmen. Seiler stellt klar: "Unsere Absicht ist nicht, in die Bresche zu springen, nur weil 2019 ein Platz im Kalender frei ist. Wir würden gerne eine langfristige Lösung herbeiführen."

Dass beim einen oder anderen Gespräch am Rande des Rennwochenendes Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) mit am Tisch saß, war auf symbolischer Ebene hilfreich. Es zeigt Liberty, dass der Automobilnation Deutschland die Königsklasse des Motorsports nicht egal ist. Scheuer steht der Formel 1 positiv gegenüber. Gelder für den Grand Prix aus öffentlicher Hand wird es trotzdem nicht geben. Das ist anno 2018 in Deutschland politisch nicht mehr durchsetzbar.

Liberty scheint verstanden zu haben, dass man Hockenheim genau deswegen ein anderes Angebot unterbreiten muss als Russland, Abu Dhabi oder Aserbaidschan, wo politische Führer aus ihrer Portokasse die Millionen für den Grand Prix überweisen, um ihr internationales Ansehen aufzupeppen und sich im glanzvollen Licht der Formel 1 sonnen zu dürfen.

"Wir wollen in Deutschland bleiben", sagt Sean Bratches, Marketingchef der Formel 1, im Interview mit der Nachrichtenagentur 'Reuters'. "Wir haben derzeit drei von 21 Ländern, in denen der Grand Prix nicht von der Regierung unterstützt wird: Österreich, Großbritannien und Deutschland. Und wir versuchen, dafür eine angemessene Lösung zu finden. Wir sind jedenfalls noch nicht bereit, den Deutschland-Grand-Prix 2019 aufzugeben."

Interessant ein Nebensatz, den Bratches fallen lässt: "Es gibt viele Strecken in diesem wunderbaren Land." Ein Stadtrennen in Berlin, vor dem Brandenburger Tor, wäre Libertys Wunschvorstellung. Dass so ein Projekt realisierbar ist, glaubt aber kaum jemand. Der Sachsenring wurde für Motorräder gebaut. Und Lausitzring und Oschersleben haben nicht den Glamour-Appeal, mit dem man die showorientierten Liberty-Amerikaner begeistern kann.

Aber seit dem Hockenheim-Wochenende geistert wieder die alte Nordschleifen-Idee durch die Medien, über die von 'Motorsport-Total.com' bereits vor einem Jahr erstmals berichtet wurde. Formel-1-Sportchef Ross Brawn hatte damals gesagt: "Vielleicht wäre es die Sache wert, uns das einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Die Nordschleife gehört zu den Kultstrecken der Welt."

 

Nach dem Brawn-Interview erklärte uns Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort, dass "eine mögliche Rückkehr der Formel 1 auf die legendäre Nordschleife sicherlich ein interessantes Gedankenspiel" wäre. Und schlug die Idee prompt den Formel-1-Machern vor, wie Recherchen von 'Motorsport.com' ergeben haben.

Pressesprecher Alexander Gerhard erklärt auf Anfrage, die Nordschleifen-Idee sei ein "ernst gemeinter Denkanstoß" gewesen, "für beide Seiten reizvoll". Wie Liberty auf den Vorschlag reagiert hat, lässt er nicht durchblicken. Zumindest hat es die Story vor zwei Wochen in die 'Frrankfurter Allgemeine Zeitung' geschafft.

Markfort ist Feuer und Flamme für die verrückte Idee, und spätestens seit Timo Bernhard im Porsche 919 Evo den 35 Jahre alten Streckenrekord von Stefan Bellof geknackt hat, fragen sich viele: Wenn solche Geschwindigkeiten auf der Nordschleife möglich sind, könnte man dann dort nicht auch wieder Formel 1 fahren?

Niki Lauda, der bei seinem Feuerunfall 1976 beinahe sein Leben gelassen hätte, findet die Idee zwar "super", antwortet aber auf die Frage der 'FAZ', ob für ein Grand-Prix-Comeback ein tragfähiges Sicherheitskonzept denkbar sei, per SMS: "Nein." Eine Ansicht, die viele Motorsport-Experten teilen.

Markfort mag ein Träumer sein, aber er ist nicht naiv. Den Nürburgring-Machern ist klar, dass ein solches Projekt nur dann möglich ist, wenn die FIA für einen so speziellen Event ihre Sicherheitsbestimmungen lockert. Mit FIA-Präsident Jean Todt eher nicht machbar. Aber es wäre kein Novum in der Formel 1: Auch für die enge Altstadt-Passage in Baku, um nur ein Beispiel zu nennen, wurde eine Ausnahmeregelung geschaffen.

Notwendig wären wahrscheinlich auch Modifikationen der Autos, denn Highspeed-Sprünge etwa am Pflanzgarten sind mit den aktuellen Boliden kaum denkbar. Am Nürburgring ist man sich dessen voll bewusst - und betont daher, dass der Traum vom Nordschleifen-Grand-Prix nur wahr werden kann, wenn nicht nur Liberty und die FIA das unbedingt wollen, sondern auch die Teams bereit sind, sich dafür zu bewegen.

McLaren hat früher speziell für Monaco ein eigenes Chassis mit kürzerem Radstand gebaut, aber die Zeiten, in denen Teams und Hersteller Milliarden in der Formel 1 verbrannt haben, neigen sich dem Ende zu. Ein spezieller Aero-Kit für die Nordschleife wäre noch denkbar. Aber was ist mit den Radaufhängungen? Die einen sagen, die Idee ist unter keinen Umständen umsetzbar. Die anderen sagen: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Der ehemalige Grand-Prix-Pilot Marc Surer gehört zu den Skeptikern: "So, wie die Formel 1 jetzt ist, würde sie zwei Drittel der Nordschleife voll fahren", sagt er im Sommerinterview des Formel-1-Podcasts 'Starting Grid', das am Sonntag erscheint und entweder im Radioplayer von 'Motorsport-Total.com', via kostenlosem iTunes-Abo oder bei unseren Kollegen von meinsportradio.de abgerufen werden kann.

"Ich kann mich erinnern, als ich mit dem Formel 2 da fuhr, da hatten wir Schürzenautos. Da gab es nur noch wenige Kurven, die man anbremsen musste - der Rest ging alles voll. Das war schon damals kriminell. Irgendwann hat es mit dem Rückwärts-Salto von Manfred Winkelhock geendet", erinnert Surer an den legendären Horrorcrash im Jahr 1980.

 

"Mit einem Formel 1", sagt er, "ist das für mich nicht vorstellbar, weil die Autos so dermaßen schnell wären, dass es zu gefährlich ist. Mit dieser Downforce und mit den Kuppen, wo sie vom Boden abheben, ist das nicht vertretbar." Nachsatz: "Obwohl es faszinierend wäre!"

Das finden auch die aktuellen Stars der Formel 1, die für ein Nordschleifen-Comeback Feuer und Flamme wären. "Das wäre der absolute Hammer", sagt Sebastian Vettel gegenüber der 'FAZ'. "Das wäre episch, wenn sich das realisieren lassen würde. Wow. Gänsehaut." Und Lewis Hamilton ergänzt: "Das wäre einzigartig. Es ist die längste Strecke der Welt, das gibt es so nicht mehr. Ihr Charakter ist wunderbar. Ich würde es lieben."

Vor ein paar Jahren hätte es auch noch als unmöglich gegolten, mit 380 km/h durch eine Stadt wie Baku zu donnern. Aber inzwischen ist das Realität. Ein Nordschleifen-Grand-Prix würde Hunderttausende zur "Grünen Hölle" locken, und es wäre ein weltweites TV-Spektakel. Markfort gibt seinen Traum jedenfalls nicht auf: "Wir sind überzeugt, dass es möglich ist."

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