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Panis' Monaco-Wunder 1996: Wieso dafür sogar eine Boutique sonntags aufsperrte

Olivier Panis spricht über seine Erinnerungen an seinen Sensationssieg im Regen von Monaco, einen weinender Honda-Ingenieur und einen fluchenden Flavio Briatore

Podium: 1. Olivier Panis, 2. David Coulthard, 3. Johnny Herbert

Sutton Images

Es war einer der überraschendsten Außenseiter-Siege, den die Formel 1 je erlebt hat: Als Olivier Panis 1996 den Monaco-Grand-Prix und damit sein erstes sowie einziges Rennen gewann, staunte die Motorsport-Welt – und ein Boutique-Besitzer im Fürstentum. Er musste an jenem Sonntag auf Bitten des damaligen Prinzen Albert II. seinen Laden aufsperren. Warum, das erzählt Panis in der aktuellen Ausgabe des Formel-1-Talks "Starting Grid", der sich im Radioplayer unseres Schwesternportals Motorsport-Total.com anhören lässt.

Von der Shopping-Tour ahnte Panis nichts, als er – mit lediglich einem müden WM-Punkt auf dem Konto – in Monaco eintraf. Er kam aber mit heimlichen Erwartungen und bestätigte sie mit einem starken Freitagstraining. "Ich habe gespürt, dass mit dem Auto etwas geht", erinnert sich Panis. Er hatte zuvor zwei Testtage lang nur am Motorenmapping für den Stadtkurs gearbeitet und beharrlich missachtet, was die Ingenieure des Ligier-Zulieferers Honda eigentlich von ihm verlangt hatten.

Nach seiner ersten Qualifying-Runde lag der Franzose auf Rang vier, wurde aber von einem Elektronikdefekt am Antriebsstrang gestoppt. Da Teamkollege Pedro Diniz seinen Wagen im Training gecrasht und auch das Ersatzauto in seine Einzelteile zerlegt hatte, war Feierabend. Panis wurde auf der schneller werdenden Strecke durchgereicht und musste am Ende mit Platz 14 vorliebnehmen.

"Der Honda-Ingenieur hat geweint", sagt Panis. "Ich habe ihm gesagt: 'Hör auf. Ist nunmal so. Morgen fahre ich auf das Podium.' Er hat mich nur ausgelacht und dachte sich wohl: 'Der spinnt!'" Doch er meinte es ernst. Als Panis am Sonntagmorgen im Hotelbett aufwachte und sah, dass es regnete, verklickerte er auch seiner Ehefrau Anna, dass er unter an einen Platz unter den Top 3 glauben würde. "Da hielt sie mich auch noch für verrückt, aber es war mir egal. Es war mein Bauchgefühl."

Als Panis im Warm-up die Bestzeit setzte, glaubten alle an einen Bluff mit wenig Sprit im Tank. Doch der Ligier hatte reichlich Sprit an Bord, was ihn in seinem Glauben an eine Sensation bestärkte. "Natürlich hätte ich aber niemals geglaubt, das Rennen zu gewinnen", räumt er ein. Zu hoch waren Pole-Setter Michael Schumacher im Ferrari und WM-Leader Damon Hill im Williams gewettet.

 

Doch es ging gut los für Panis: "Ich habe im Regen sieben Autos überholt - in Monaco! Ich kam mir vor, als würde ich fliegen." Ein gut getimter Boxenstopp spülte ihn auf Rang vier. Danach krallte er sich Eddie Irvine im zweiten Ferrari – mit leichter Kollision. "Ich hatte auch richtig viel Glück", meint Panis, "aber ich weiß nicht, wie viele schnellste Runden ich gefahren bin." Jean Alesi (Benetton) räumte sich mit einem Crash aus dem Weg. Der führende Hill wurde Opfer eines Motorschadens, nachdem Schumacher schon zu Beginn in der Leitplanke gelandet war. Plötzlich Rang eins!

Letzter verbliebener Gegner waren Panis' Ingenieure: "Zehn Runden vor Schluss wollten sie, dass ich an die Box komme, weil das Benzin nicht ausreichen würde. Ich funkte nur: 'Niemals, ich komme nicht rein. Ich schaffe das, spare ich eben Sprit.'" Sogar Flavio Briatore, dem das Ligier-Team gehörte, meldete sich vom Benetton-Kommandostand: "Olivier, du musst reinkommen! Sonst rollst du noch aus." Nachzutanken hätte zwar den zweiten Platz abgesichert, aber den Sieg gekostet.

Panis setzte alles auf eine Karte und riskierte das Podium. Verfolger David Coulthard im McLaren hielt er hinter in Schach, indem er jedes Mal ein bisschen Gas gab, wenn er näher kam. "Um ihm zu zeigen, dass ich kontern kann", sagt Panis. Er triumphierte als einer von nur drei Fahrern im Ziel.

"Ich will nicht behaupten, dass ich klüger gewesen wäre als alle anderen. Ich hatte Glück. Manchmal brauchst du Glück, um zu gewinnen", blickt Panis zurück. Nachdem er die Auslaufrunde mit Tricolore in der Hand gefahren und die Franzosen nach drei sieglosen Jahren zurück auf die Formel-1-Landkarte gebracht hatte und vor dem Podium stehenblieb, war kein Tropfen Sprit im Tank. Die Mechaniker konnten den Motor nicht starten, als sie später versuchten, das Auto wegzufahren.

So zuversichtlich wie er behauptet, kann Panis nicht gewesen sein. "Irgendwer hat mich gefragt, ob ich einen Smoking dabei hätte. Hatte ich natürlich nicht!", erzählt er – schließlich werden die Top 3 in Monaco am Sonntagabend traditionell zu einem Gala-Dinner mit dem Fürsten geladen. Panis und seine Frau aber hatten einen Tisch in einem schicken Restaurant reserviert – und nun ein Problem.

"Prinz Albert hat eine Boutique dazu gebracht, kurz nur für mich zu öffnen, damit ich mir zumindest eine Krawatte ausleihen kann", lacht Panis. "Es war ein fantastischer Abend, ein Traum. Am Morgen danach mussten wir sogar Fotos für Paris Match machen – ein Gesellschaftsmagazin. Es war ein Schock für mich. Am Dienstag hätte ich testen sollen. Aber sie haben mir frei gegeben."

Der Monaco-Grand-Prix 1996 hätte sein Leben verändert, meint Panis rückblickend. "Was den Respekt der anderen Fahrer und der anderen Teams angeht, aber auch im Umgang mit der Presse. Es war alles anders danach. Viele Jahre lang." Denn ein weiteres Rennen gewann er nicht mehr.

Das komplette Interview mit Olivier Panis kann nun im Formel-1-Podcast "Starting Grid" gehört werden. Das geht entweder über den Radioplayer unseres Schwesternportals Motorsport-Total.com oder auch über ein kostenloses Abo bei iTunes - perfekt geeignet zum Beispiel für die nächste Autofahrt. Produziert wird "Starting Grid" von unserem Partner meinsportradio.de.

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