Pay-TV & Extrawürste: Rennpromoter kritisieren Liberty Media öffentlich
16 Rennpromoter machen sich Sorgen um die Formel 1 und haben in einem öffentlichen Statement die Ansätze von Liberty Media kritisert - Russland verwundert
Die Formel-1-Rennpromoter haben Liberty Media für die aktuelle Richtung des Sportes kritisiert und ein gemeinsames Statement veröffentlicht, in dem sie ihre Sorgen vortragen. Die Promoter-Vereinigung FOPA (Formula One Promoter's Association) hatte sich am Montag getroffen, um sich über die aktuelle Entwicklung der Formel 1 zu unterhalten - und nahezu alle machen sich Sorgen.
Traditionsstrecken wie Silverstone, Monza, Barcelona oder Hockenheim stehen vor einer ungewissen Zukunft, während neue Events teilweise besondere Konditionen erhalten. Zudem sorgt die Promoter der anhaltende Trend zum Pay-TV, der die Zuschauerzahlen und damit das Interesse von möglichen Ticketkäufern sinken lässt.
In einem Statement haben 16 FOPA-Mitglieder vor allem drei Hauptsorgen geäußert:
- Es ist nicht im langfristigen Interesse des Sports, dass Fans den freien Zugang zu Inhalten und der Übertragung verlieren
- Es fehlt an Klarheit über neue Initiativen in der Formel 1, und es fehlt an Austausch mit den Promotern über ihren Beitrag
- Neue Rennen sollten nicht zum Nachteil bestehender Events eingeführt werden, obwohl die Vereinigung die alternativen Geschäftsmodelle für mögliche Austragungsorte ermutigend findet
FOPA-Boss: "Alle sind verärgert"
Letzteres gilt als Referenz auf das angedachte Rennen in Miami, denen ein Gewinnanteil-Modell angeboten wurde, anstatt nur viele Millionen Dollar zu bezahlen, um das Rennen austragen zu dürfen. Viele Rennen mit auslaufenden Verträgen wollen daher auch bessere Konditionen haben.
"Miami scheint so einen kostenlosen Deal zu bekommen", ärgert sich Silverstone-Promoter und FOPA-Vorstand Stuart Pringle gegenüber 'The Daily Mail'. "Das kam nicht bei allen gut an, zumindest nicht bei den Jungs in Austin, die hart arbeiten, um ihr Rennen profitabel zu machen. Wenn das so weitergeht, wird die Formel 1 zukünftig auf zweitklassigen Kursen fahren - wenn überhaupt."
Er fügt an: "Alle sind verärgert. Die Ideen von Liberty sind ungleich. Wir haben alle gefolgt und waren bislang ruhig, aber wir machen uns große Sorgen über die zukünftige Gesundheit unseres Sportes unter den Leuten, die ihn derzeit führen", so Pringle. Die Promoter fordern einen gemeinschaftlicheren Ansatz bei der Entwicklung und die Möglichkeit, ihre Erfahrungen einzubringen.
Russland stellt sich quer: Anschuldigungen "zahnlos"
Allerdings sind sich nicht alle Promoter einig: Russland, Japan, Bahrain, Abu Dhabi und China waren nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' kein Teil der Gespräche. Vor allem Russland möchte sich nicht an der Kritik gegenüber Liberty Media beteiligen und stimmt dem FOPA-Statement nicht zu, weil man glaubt, dass die Problembereiche nicht in der Hand der Amerikaner liegen oder bereits angegangen werden.
"Das Statement ist ziemlich zahnlos, weil alle angesprochenen Probleme im aktuellen Kommunikationsformat mit Liberty gelöst werden", spielt Sotschi-Promoter Sergei Worobiew gegenüber 'Motorsport-Total.com' auf das jährliche Promoter-Treffen an, das in dieser Woche in London stattfinden wird. Dies sei auf Initiative von Liberty Media einberufen worden, und er sieht keinen Sinn darin, ein weiteres Treffen einiger Promoter zu haben.
Sergei Worobiew (2. von links) teilt die Sorgen an Liberty Media nicht Foto: Sutton
Allerdings stimmt er zu, dass sich die Formel 1 verändern muss: "Die Formel 1 sollte realer werden", sagt der Russe. "Es sollte weniger Regeln und weniger Einfluss von außen auf das Rennen geben." Auch sollte die Formel 1 in Sachen Motoren umdenken, um wieder "echtere" Rennen zu haben. "Ich glaube aber an Ross Brawn und seine Fähigkeiten", betont er. Möglichkeiten für Gespräche wird es noch in dieser Woche ausreichend geben.
Weitere Co-Autoren: Oleg Karpow. Mit Bildmaterial von Sutton.
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