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Interview

Pierre Gasly: "Verbessern uns schneller als Ferrari und Renault"

Exklusives Interview mit Formel-1-Fahrer Pierre Gasly: Wo er AlphaTauri im aktuellen Kräfteverhältnis sieht und wie er seine persönliche Leistung einschätzt

Pierre Gasly glänzt am Steuer seines Formel-1-Autos und scheint oftmals sogar mehr damit herauszuholen, als das Material eigentlich hergibt. Und dafür gibt es regelmäßig Lob aus der Chefetage. Vor exakt einem Jahr war das alles noch ganz anders: Gasly fuhr bei Red Bull und fiel in Ungnade, weil er nicht mit Max Verstappen mithalten konnte. Im exklusiven Interview mit 'motorsport.com' erklärt er, was sich seither verändert hat.

Denn Gasly fährt seit August 2019 wieder für Toro Rosso, das seit der Saison 2020 als AlphaTauri in der Formel 1 vertreten ist. Er machte also auf dem Papier einen Schritt zurück, doch auf der Rennstrecke zwei nach vorne. Das ist zumindest den Äußerungen zu entnehmen, die Gasly in seinem Gespräch mit Benjamin Vinel getätigt hat.

Das Interview wurde im Anschluss an den Jubiläums-Grand-Prix in Silverstone und vor dem Spanien-Grand-Prix in Barcelona geführt.

Frage: "Am 12. August 2019 hat Red Bull angekündigt, dich nach einem halben Jahr zurück zu Toro Rosso zu schicken. Ein Jahr später sieht deine Situation rein von der Leistung her ganz anders aus. Wie war dieses vergangene Jahr aus deiner Sicht?"

Pierre Gasly: "Es stimmt schon: Die Situation ist ganz anders nach zwölf Monaten."

"Sagen wir es so: Auf persönlicher Ebene, auf professioneller Ebene waren die vergangenen zwölf Monate wirklich gut. Seitdem ich wieder für Toro Rosso fahre, hatten wir sehr gute Ergebnisse."

"Vergangenes Jahr erzielten wir 32 Punkte in neun Rennen [für AlphaTauri]. Jetzt stehe ich [nach Silverstone] bei zwölf Punkten. Das macht zusammen 44 Punkte in 14 Rennen, die ich seither gefahren bin. Das ist wirklich großartig. Außerdem habe ich in Brasilien mein erstes Formel-1-Podium erreicht. Das war wirklich positiv."

"Seit Saisonbeginn läuft es gut, das stimmt. Ich bin zufrieden mit der Beziehung zum Team und der Arbeitsweise. Man hat mir ein Auto hingestellt, mit dem ich mein Ding durchziehen kann. Und ja, das ist sehr befriedigend."

Der Schlüssel zur Gasly-Formkurve

Frage: "Dass du dich am Steuer des AT01 wohlfühlst, ist das der Schlüssel für dich, um es mit Autos aufzunehmen, die eigentlich als besser eingestuft werden?"

Gasly: "Natürlich, es ist eine Teamleistung. Ich bin ja nicht der einzige, der dafür sorgt, dass das Auto funktioniert."

Helmut Marko, Pierre Gasly

Gasly mit Helmut Marko: 2020 ist man bei Red Bull deutlich zufriedener

Foto: Motorsport Images

"Ich denke, ich liege mit den Ingenieuren, die mit mir arbeiten, auf einer Wellenlänge. Sie haben verstanden, was ich brauche. Wir verstehen uns, wenn ich nach mehr Traktion verlange und dergleichen."

"Je nach dem, was wir am Auto verbessern wollen, sie finden Einstellungen, die es mir ermöglichen, das meiste aus dem Potenzial des Fahrzeugs zu machen. Ja, wir haben eine gute Arbeitsbeziehung. Das zeigt sich auch anhand der Ergebnisse."

Frage: "Du hast erst kürzlich verraten, dass du Red Bull um einen anderen Renningenieur gebeten hattest. Also einen Wechsel, wie man ihn nun bei Alexander Albon vorgenommen hat. Wir arbeitest du mit deinem aktuellen Ingenieur Pierre Hamelin zusammen?"

Gasly: "Es läuft gut mit Pierre."

"Wir haben 2019 in Spa angefangen, miteinander zu arbeiten. Als ich meine erste komplette Saison bei Toro Rosso fuhr, da hatte er noch mit Brendon Hartley gearbeitet. Es hat eine Weile gebraucht, bis wir uns gut kannten, bis es flüssiger lief zwischen uns und wir uns besser verstanden."

"Jetzt genieße ich es, mit ihm zu arbeiten. Er kniet sich wirklich rein, arbeitet hart. Mir ist wichtig, jemanden an meiner Seite zu wissen, der zu 150 Prozent dabei ist. Er hinterfragt sich ständig, von morgens bis abends, ob es etwas zu verbessern gibt. Zwischen uns ist alles sehr klar und transparent. Das ist wichtig."

"So ist es auch im Fall von Johannes Hatz, meinem Performance-Ingenieur. Es läuft bei uns, wir arbeiten gut zusammen. Natürlich sind es nicht nur diese beiden, sondern viele Ingenieure, mit denen ich arbeite. Aber diese beiden sind meine Kontaktleute. Und wir sind, so glaube ich, ein gutes Trio."

Welche Rolle spielen die Ingenieure?

Frage: "Wird die Rolle, die der Renningenieur spielt, vielleicht ein bisschen unterschätzt? Ist sie nicht sogar wichtiger, als wir alle glauben?"

Gasly: "Ich denke nicht, dass man es unterschätzt. Eher unterschätzt man vielleicht, wie viel Arbeit insgesamt verrichtet wird."

"Klar: Am Sonntag schaust du das Rennen und du siehst den Fahrer im Auto. Man sagt sich, dass die Leistung bei Sieg oder Niederlage jeweils meist dem Fahrer zuzuschreiben ist. Man tendiert dazu, die Arbeit des Teams ein bisschen zu unterschätzen, was diese Leute leisten - ob im Werk, an der Rennstrecke, ob Renningenieur oder Performance-Ingenieur."

Pierre Gasly

Gasly im AlphaTauri AT01, dem ersten Auto des Teams unter neuem Namen

Foto: Motorsport Images

"Unterm Strich ist es ein Teamsport. Ohne den Fahrer kriegt das Team kein Ergebnis zustande und ein Fahrer ohne Team kann auch nichts reißen. Man braucht sich gegenseitig. Und aus einer sehr guten Beziehung gehen dann die Erfolge hervor. Es braucht einfach ein gutes Verhältnis zwischen Fahrer und Team."

Frage: "Wirst du noch immer von Motoreningenieur Keisuke Minatoya betreut, der mit dir von Red Bull gekommen ist?"

Gasly: "Nein. Er ist bei Red Bull geblieben."

Frage: "Du arbeitest jetzt drei Jahre mit Honda zusammen. Wie schätzt du die Fortschritte dort ein? Hast du den Eindruck, man kommt langsam an eine Grenze, beim Aufholen auf Mercedes?"

Gasly: "Nein, eigentlich nicht. Man muss ihnen schon Zeit lassen. 2018 war Hondas erstes Jahr mit Toro Rosso. Sie hatten davor eine schwierige Zeit mit McLaren erlebt."

"Uns ist es dann gelungen, ein paar gute Ergebnisse zu erzielen. Schon im zweiten Rennen, in Bahrain, waren wir Vierte. Vergangenes Jahr fuhr man erstmals wieder an der Spitze mit und kämpfte um Siege und Podestplätze. Ich denke, Honda hat sein erstes Ziel erreicht: Rennsiege. Es ist gelungen, einen Antrieb zu entwickeln, der gewinnen kann."

"Wir wissen: Mercedes hat seit 2014 einen großen Vorsprung, zu Beginn der Hybrid-Ära. Es braucht einfach Zeit für alle anderen, um aufzuholen. Das liegt auch daran, dass Mercedes ja nicht stillsteht. Sie steigern sich immer weiter. Auch dieses Jahr. Was Mercedes bei der Leistung noch einmal nachgelegt hat, das ist ziemlich beeindruckend."

"Unsere Entwicklungsrate bewegt sich auf dem Niveau von Ferrari und Renault. Man sieht, dass wir schneller besser werden, auch wenn wir von deutlich weiter hinten gekommen sind. Honda hat vergangenes Wochenende wieder gewonnen. Das zeigt: Obwohl es noch immer einen Rückstand gibt, man hat sich wirklich gemacht in den vergangenen Jahren."

Welche Fortschritte Honda macht

Frage: "Anhand von akustischen Daten aus Silverstone heißt es, Honda fehlen 28 PS auf Mercedes. Klingt das für dich wie eine faire Einschätzung?"

Gasly: "Ich werde keine Zahl nennen, weil ich es nicht genau weiß. Aber: Wir sehen deutlich, dass Mercedes den Antrieb hat, den es zu schlagen gilt. Sie haben auch dieses Jahr wieder gute Fortschritte gemacht."

"Es ist aber immer schwierig, zu erkennen, was vom Auto kommt, vom Abtrieb, vom Luftwiderstand. Klar ist: Der Racing Point mit Mercedes-Antrieb, Mercedes und selbst Williams haben teilweise aufgrund der verbesserten Motorleistung Fortschritte gemacht in diesem Jahr. Mercedes ist motorenseitig dieses Jahr die Nummer eins."

Was die Zukunft für AlphaTauri bereithält

Frage: "Wie denkst du über die Zukunft der Formel 1, wo nun bald die Kostendeckelung einsetzt? Kannst du dir vorstellen, dass AlphaTauri mit der neuen Budgetobergrenze von 145 Millionen US-Dollar mit Red Bull mithalten kann?"

Gasly: "Die Zukunft der Formel 1 sieht sehr gut aus."

"Heute, das sehen wir an den Ergebnissen, ist der Abstand zwischen den Topteams und dem Mittelfeld ziemlich groß. Ich denke, alle Formel-1-Fans würden gerne sehen, dass sich dieser Abstand reduziert."

Pierre Gasly

Gasly erhofft sich vom neuen Formel-1-Reglement die Chance auf Podestplätze

Foto: Motorsport Images

"Wir Fahrer jedenfalls sind dafür, und wir wünschen uns auch, die Fahrerleistung sollte wieder mehr im Vordergrund stehen. Wir wollen wieder mehr den Unterschied machen im Auto. Ich glaube, das ist die Richtung, die die Formel 1 mit ihren Regeln einschlagen will."

"Natürlich: Die geballte Erfahrung und die Daten, welche die Topteams in den vergangenen Saisons gesammelt haben, ihr gesamtes Wissen, das alles wird nicht einfach verfliegen. Sie werden immer einen Schritt voraus sein, vor allem bei der Entwicklung und den Tools, die sie verwenden. Es sollte uns aber alle näher zusammenbringen."

"Ich jedenfalls hoffe auf eine Startaufstellung mit deutlich geringeren Abständen, sodass man als Fahrer zumindest die Chance hat, hin und wieder auf das Podium zu fahren. Wahrscheinlich reicht es nicht für den Sieg, weil den immer die gleichen Fahrer unter sich ausmachen werden. Aber das ist das, worauf wir hoffen."

Frage: "Du fährst für ein Team, das von einer Philosophie profitieren würde, bei der das Kopieren von Teilen in großem Stil erlaubt wäre. Wie stehst du deshalb zur 'Copygate'-Affäre rund um Racing Point?"

Gasly: "Ich denke, solange es legal abgelaufen ist, muss ich sagen: Bravo, da hat man die Regeln maximal ausgenutzt."

Wenn es aber illegal abgelaufen ist, dann muss es bestraft werden. Dann wäre es nicht fair gegenüber den anderen Teams, die Geld ausgeben, um ihre eigenen Autos maximal zu entwickeln."

"Denn klar ist: Vergangenes Jahr waren sie Gegner für uns. Wir haben uns in der Konstrukteurswertung direkt vor ihnen platziert. Dieses Jahr aber fahren sie in einer eigenen Liga. Sie haben wirklich eine recht beeindruckende Evolution hingelegt."

"Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen, ob es legal oder illegal war. Es gibt Leute, die sind dazu in der Lage, darüber zu entscheiden. Ich hoffe einfach nur, dass man fair mit ihnen umgeht."

Gaslys Ziele für den Rest der Saison 2020

Frage: "Letzte Frage: Was ist dein Ziel für die restliche Saison 2020? Du stehst [zum Zeitpunkt des Interviews vor dem Spanien-Grand-Prix in Barcelona] an zwölfter Stelle in der WM-Gesamtwertung und vor Sebastian Vettel? Hoffst du, weiter vor ihm zu bleiben, auch wenn das unwahrscheinlich erscheint?"

Gasly: "Es geht mir nicht so sehr um Ziele, die sich an speziellen Fahrern oder Positionen knüpfen. Es ist eher eine Frage dessen, dass wir weiter das zeigen wollen, was wir schon seit Saisonbeginn gezeigt haben."

"Es ist uns nämlich gelungen, an jedem Wochenende sehr, sehr gut aufzutreten. Wir haben bessere Ergebnisse erzielt, als wir angesichts unserer Leistungsfähigkeit erwartet hatten. Es geht also darum, weiterhin großartige Leistungen zu zeigen, den Speed zu haben, konstant zu sein und jede sich bietende Möglichkeit auszunutzen. Bisher ist uns das gut geglückt."

"Wenn wir es schaffen, noch ein bisschen mehr Leistung zu finden, dann könnten wir auf Augenhöhe mit Renault und McLaren sein. Die fahren derzeit knapp vor uns. Aber damit hätten wir eine echte Chance, noch regelmäßiger in die Punkte zu fahren. Darauf arbeiten wir hin."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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