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Psychospiel Titelkampf: Gewinnt der bessere Verlierer?

Nach dem dritten Führungswechsel in der Gesamtwertung versuchen sich die WM-Topfavoriten Hamilton und Vettel an einer Prognose - Wer sonst noch mitspielen will

Lewis Hamilton, Mercedes-AMG F1 and Sebastian Vettel, Ferrari in the Press Conference

Nach dem achten Rennen der Formel-1-Saison 2018 führt Lewis Hamilton die Gesamtwertung mit 14 Punkten vor Sebastian Vettel an. Es ist bereits der dritte Führungswechsel im Titelkampf. Vor dem Grand Prix von Österreich machen sich die Protagonisten deshalb erste Gedanken, wohin der Weg in den verbleibenden zwölf Rennen noch führen könnte. Führt der Titel nur über die Fehlerbilanz? Und verbirgt sich unter den Verfolgern nicht doch noch ein Geheimfavorit?

"Es ist die Formel 1 - da gibt es so viele Dinge, die am Ende entscheidend sein können", gibt Hamilton zu bedenken. "Ich selbst und wir als Team haben es nur so weit in der Hand, dass wir uns optimal vorbereiten und es möglichst perfekt umsetzen. Wir können uns auf das Unvorhersehbare nicht anders vorbereiten, als darauf gefasst zu sein. Es geht ja nicht darum, wie man hinfällt, sondern wie man wieder aufsteht." Mit anderem Worten: Weltmeister wird, wer besser verlieren kann.

Denn Rückschläge mussten in diesem Jahr schon beide Titelaspiranten verkraften. Dass es zu Saisonbeginn vier Rennen gebraucht hat, bis Mercedes zum ersten Mal siegreich war, hat nach den vielen Dominanzrennen zum Bespiel überrascht. Erst in Baku konnte wieder gejubelt werden. Und das ist in Hamiltons Fall auch nur, weil Teamkollege Valtteri Bottas das Reifenschaden-Pech ereilt hatte.

Was hat der amtierende Champion aus dem geschenkten Sieg gemacht? Ein dominantes Wochenende in Barcelona. Und als es in Monaco und Montreal so gar nicht laufen wollte - der Le-Castellet-Sieg reichte aus, um sich an der Spitze zurückzumelden.

Hamiltons Taktik: Punkteverlust minimieren

"Ich denke, ich konnte den Punkteverlust minimieren", sagt Hamilton, neben Vettel der einzige, der in diesem Jahr jedes Rennen in den Punkten beenden konnte. "Es gab auch ein paar schwache Leistungen, bei denen ich nicht gut mit dem Auto zurechtgekommen, aber dennoch ins Ziel gekommen bin."

In den Punkten schlägt sich das 145:131 nieder. "Ich habe mich noch nicht hingesetzt und überlegt, was Sebastian im Vergleich zu mir dafür getan hat. Von mir kann ich sagen, dass es da ein paar starke Wochenenden gab und einige, an denen es viel schlimmer hätte ausgehen könne, als es tatsächlich tat."

Die Frage danach, ob ihm auch in diesem Jahr schon zu viele Fehler unterlaufen sind, findet Vettel "lustig". Das sei schließlich "Racing". "Es gab ein paar Fehler, die uns nicht hätten passieren dürfen und einige, die nun mal einfach passieren, Ich habe schon einige Rennen auf dem Buckel und manchmal passiert es eben leider. Ich versuche natürlich auch, das zu minimieren, aber ich mache mir auch keine großen Sorgen darum. Ich denke, wir wissen, was wir tun. Ich hoffe zumindest, dass ich noch Ahnung davon habe", lacht er.

Für ihn hatte die Saison mit zwei Siegen um einiges besser begonnen. Und die Bilanz zwischen eigenen Fehlern und höhere Macht hält sich die Waage. Über den gescheiterten Angriffsversuch in Baku lässt sich streiten, Barcelona war ein strategischer Fehlgriff und beim Le-Castellet-Startunfall gibt es keine zwei Meinungen. In China war es aber Max Verstappen, der Vettel aus dem Rennen um die Spitzenplätze nahm. Und gegen Daniel Riccardo war in Monaco kein Kraut gewachsen. Dafür hatte er sich ja in Montreal die Tabellenführung zurückgeholt.

Vettel: "Fehler kann man nicht einplanen"

Ein auf und ab mit fehlender Konstanz - das müssen sich beide vorwerfen lassen. "Fehler kann man nicht einplanen", betont Vettel. "Was immer man vorhat, man kann damit nicht rechnen. Bis zur WM ist es ein langer Weg und es kann viel passieren. Und natürlich versucht man dabei auch, ans Limit zu gehen. In Baku habe ich nicht im Geringsten daran gedacht, aufzugeben oder jemanden durchzuwinken, nur um aus sichere Punkte zu gehen. Ich habe eine Lücke gesehen und es versucht. Es hat nicht funktioniert, aber manchmal tut es das. Man versucht es ja hinzubekommen und nicht, zu versagen. Das liegt nicht nur in der Natur des Rennfahrens, sondern ist auch Teil der Spannung."

Einzig: Einen so dicken Patzer wie Vettels Abräumaktion gegen Bottas ist Hamilton schon lange nicht mehr passiert. Und dass der auch noch 14 Punkte Rückstand gekostet hat, könnte am Ende der Saison schmerzhaft werden.

Sebastian Vettel, Ferrari SF71H, and Valtteri Bottas, Mercedes AMG F1 W09, spin to the back after contact on the opening lap

Sebastian Vettel, Ferrari SF71H, and Valtteri Bottas, Mercedes AMG F1 W09, spin to the back after contact on the opening lap

Foto: Steve Etherington / LAT Images

"Und wenn's so ist, dann war's halt so", winkt Vettel ab. "Wo gehobelt wird, fallen Späne. Auch für einen selbst wär's langweilig, wenn immer alles vorhersehbar wäre. Die Frage ist immer, wie gut man reagiert, wenn der Plan sich ändert. Da haben wir manchmal besser reagiert und manchmal vielleicht auch schlechter. Wir haben immer dazu gestanden, wenn etwas nicht so gut gepasst hat. Deswegen bin ich sehr zuversichtlich, dass wir dieses Jahr eine große Chance haben, eine gute WM zu fahren."

Und der Ferrari-Pilot zeigt sich sogar offen für Kritik: "Ganz klar hat irgendwas nicht geklappt, denn der Frontflügel war ab nach der ersten Ecke. Es ist nicht zielführend, das Gleiche wieder zu machen. Offen für alle Kommentare und Hilfen zu sein, ist wichtig, um es in Zukunft besser zu machen."

Ricciardo mit WM-Kampfansage

Vettel gegen Hamilton - auf dieses spannende Duell hoffen die Fans noch bis Saisonende. Aber es gibt da noch Kollegen, die sich einschalten wollen. "Ich habe ehrlich gesagt noch das Gefühl, dass wir ein Wörtchen mitzureden haben", sagt Daniel Ricciardo. Der Red-Büll-Pilot hat durch seine zwei Saisonsiege nur 35 Punkte Rückstand auf Vettel und stellt fest: "Wir sind näher dran als in den vergangene vier Jahren."

Darüber scheint das dritte Topteam im Bunde selbst überrascht. "Wir kommen zu Strecken, auf denen wir nicht auf ein Podium zu hoffen wagen und schaffen es trotzdem" so Riccardo. "In den kommenden Rennen müssen wir zwar noch eine Strafversetzung in Kauf nehmen und wir sind in einigen Bereichen noch im Nachteil. Aber allein von der Performance her sind wir näher dran denn je und das stimmt mich zuversichtlich."

Race winner Daniel Ricciardo, Red Bull Racing celebrates on the podium with HSH Prince Albert of Monaco

Race winner Daniel Ricciardo, Red Bull Racing celebrates on the podium with HSH Prince Albert of Monaco

Foto:

Seine Kampfansage lautet daher:" Das Team hat noch eine Menge Updates auf Lager. Wir brauchen hier und da noch ein bisschen, um uns richtig festbeißen zu können. Aber ein Sieg und es heißt wieder: Man ist zurück im Kampf. Wenn die Topleute ein schlechtes Wochenende erwischen und wir unsere Chance nutzen, sind wir wieder Stadtgespräch. Ich denke, es ist zu früh, um uns abzuschreiben."

Endet die finnische Pechsträhne?

Hamilton und Vettel haben außerdem noch Teamkollegen, denen ein Nummer-2-Status zu wenig ist. "Sag niemals nie", warnt Bottas, dem 53 Zähler auf Hamilton fehlen. Was auf dem Papier nach einer klaren Sache aussieht, verschleiert aber die Tatsache, dass der Finne der bisher größte Pechvogel der Saison ist.

Ihm fehlen die 25 Punkte aus Baku, die er sich redlich verdient hätte, wäre sein Reifen nicht geplatzt. Auch China hätte schon sein vierter Grand-Prix-Sieg sein müssen, wäre es dort nicht zum Strategie-Chaos gekommen. Und für den siebten, statt den vermutlichen zweiten Platz in Frankreich ist ja wie erwähnt Vettel verantwortlich.

"Mir ist klar, dass der Abstand recht groß ist, aber ich sehe noch keinen Grund, deshalb aufzugeben", gibt er sich daher kämpferisch. "In der Formel 1 ist nichts unmöglich und die Saison ist ja noch nicht einmal zur Hälfte rum. Wenn ich mich Rennen für Rennen verbessern kann ist noch alles möglich. Das habe ich aber nicht im Hinterkopf. Ich will mich auf dieses Wochenende konzertieren und es hinbekommen. Und das gleiche gilt dann für das kommende Wochenende."

Verstappen der einzige Realist?

Selbst Kimi Räikkönen lässt sich von einem 62-Zähler-Rückstand nicht unterkriegen. Auf die Frage nach seinen Titelchancen antwortet er mit einer Gegenfrage: "Wenn man sich die Punkte anschaut und überlegt, wie viele noch zu vergeben sind - warum nicht?"

Valtteri Bottas, Mercedes AMG F1, 2nd position, arrives on the podium

Valtteri Bottas, Mercedes AMG F1, 2nd position, arrives on the podium

Foto: Glenn Dunbar / LAT Images

Bottas Landsmann teilt ein wenig die finnische Pechsträhne. Boxenstopp-Pannen, Strategie-Fehlgriffe und Technikpech sind sein Metier. "Für uns sind schon ein paar Rennen nicht so ideal gelaufen und in einigen konnten wir nicht einmal ins Ziel kommen", sagt er. "Das macht die Lage etwas schwieriger. Ansonsten läuft es aber ganz gut - nicht ideal, aber auch nicht desaströs. Wir versuchen, bei der Stange zu bleiben, Fehler zu umschiffen und konstante Leistung zu bringen."

Unter die Realisten ist schließlich Max Verstappen gegangen. Vielleicht auch deshalb, weil er gerade einmal zwei Rennen ohne ärgerlichen Zwischenfall hinter sich hat und deshalb 77 Punkte hinterherhinkt.

"Ich bin mir nicht sicher, ob wir noch um den Titel kämpfen können", sagt der Red-Bull-Youngster. "Die Jungs auf den Plätzen drei und vier sind ein wenig dichter dran, weil sie zu Beginn der Saison mehr Punkte sammeln konnten. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie tatsächlich im Titelkampf stecken. Ich denke, es wird zwischen Lewis und Sebastian entschieden."

Mit Informationen von Edd Straw

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