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Rätselraten nach Melbourne-Quali: War es nur ein Ausreißer?

Wir analysieren, warum Sebastian Vettel trotz 0,7 Sekunden Rückstand nicht in Panik verfällt und wo sein Ferrari SF90 aktuell die größten Defizite hat

0,7 Sekunden Rückstand auf Mercedes, das ist aus Sicht von Sebastian Vettel eine Menge Holz. Ferrari war nach den Wintertests in Barcelona von den meisten Experten als Favorit gehandelt worden - doch davon ist nach dem Qualifying zum Grand Prix von Australien in Melbourne (Formel 1 2019 live im Ticker) nicht mehr viel übrig.

Umso irritierender, dass Vettel, sonst nicht gerade für seinen gelassenen Charakter bekannt, nicht am Boden zerstört ist, sondern recht gefasst wirkt. "Sebastian hat einen wirklich sehr entspannten Eindruck gemacht", findet der neue 'Sky'-Experte Ralf Schumacher. "Also scheint er doch fürs Rennen optimistisch zu sein."

Dabei spricht eigentlich nur die Statistik für Vettel. Genau wie 2018 (damals allerdings mit Fahrfehler) hat er sieben Zehntelsekunden Rückstand auf Polesetter Hamilton, und genau wie 2018 steht er an dritter Position. Vor einem Jahr hat er das Rennen in Melbourne gewonnen - wenn auch, zugegeben, wegen einer Taktik-Panne des Mercedes-Teams während einer Safety-Car-Phase.

"Natürlich ist der Abstand sehr groß", gibt sich der Ferrari-Fahrer keinen Illusionen hin. Aber: "Ich glaube, dass Mercedes nicht weiß, warum der Abstand so groß ist - und wir wissen ehrlich gesagt im Moment auch nicht, warum wir so weit dahinter sind."

Toto Wolff glaubt: Kann ein Ausreißer gewesen sein

Bei Mercedes lehnt man sich nach der Doppel-Pole noch nicht weit aus dem Fenster. Die Ängste, dass der F1 W10 EQ Power+ ein totaler Flop sein könnte - manche haben von einem Abdriften ins Mittelfeld geschrieben -, sind wie weggeblasen. Trotzdem bleiben Zweifel. Zu deutlich war Ferraris von den Experten herbeigeredete Dominanz, als dass man sich im Silberpfeil-Camp schon sicher fühlen kann.

"Wir können noch nicht beurteilen, ob das Qualifying hier ein Ausreißer ist, weil Melbourne einfach anders ist", analysiert Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Und: "Ich bin mir nicht sicher, ob wir der Ausreißer sind - oder ob es Ferrari einfach hier in Melbourne nicht hinbekommen hat. Vielleicht ganz ähnlich, wie wir es in Barcelona nicht hinbekommen haben."

In einem ist sich Vettel sicher: "Ich glaube nicht, dass mit unserem Auto etwas grundlegend falsch ist. Wir sind soweit zufrieden und wissen, welches Potenzial in uns steckt. So ist das halt manchmal. Wenn alles zusammenkommt, dann kommt so ein großer Abstand dabei raus."

Zwar hatte Mercedes schon die Freien Trainings dominiert, aber am Samstag sah es zunächst nach einem offenen Schlagabtausch zwischen den beiden Topteams aus. Im dritten Freien Training, in dem zum ersten Mal ansatzweise die Hosen runtergelassen wurden, war Vettel bis auf 0,264 Sekunden an Hamilton dran. Und in Q1 fuhr Teamkollege Charles Leclerc sogar Bestzeit.

Vettel landete da nur an elfter Stelle, weil er bewusst Medium- statt Soft-Reifen aufgezogen hatte. Trotzdem war er bis auf 0,842 Sekunden an Hamilton dran - und Pirelli beziffert den Unterschied zwischen Soft und Medium auf 0,8 bis 0,9 Sekunden pro Runde. Also schien die Welt da noch in Ordnung zu sein.

Dreher in Q2: Nicht ideal, aber kein großes Problem

Auch die 0,898 Sekunden Rückstand in Q2 ließen bei Vettel keine Alarmsirenen aufheulen. Ohne seinen Highspeed-Dreher in der schnellen Schikane wäre er viel näher an Hamilton dran gewesen. Dass der Ritt ins Kiesbett den SF90 beschädigt haben könnte, kann übrigens ausgeschlossen werden. Die Mechaniker mussten nur den Dreck aus den Seitenkästen fegen.

"Q1 zu lesen, ist immer schwierig", meint Vettel. "Da wird immer viel herumgespielt. Wie weit geht ein Fahrer ans Limit, wie weit ist sein Motor aufgedreht? Und dann waren wir alle darüber überrascht, wie schnell die Strecke schneller geworden ist. Ich würde jedenfalls nicht sagen, dass wir nur ein Problem damit haben, den Grip der weicheren Reifenmischung zu nutzen."

"Ich war in Q1 der Einzige auf Medium-Reifen, insofern hatten wir da nicht wirklich eine Referenz. Aber die Reifen bereiten mir keine Kopfschmerzen für das Rennen", sagt er. Der Topspeed auch nicht. Auf Hamilton fehlten 3,1 km/h - das ist im Rahmen. Allerdings war Vettel bei allen vier Messpunkten nicht nur langsamer als der Polesetter, sondern auch als der Teamkollege.

"Melbourne", sagt Vettel, "ist eine ungewöhnliche Strecke. Aber wenn du hier schnell bist, bist du normalerweise auch woanders schnell. Ich schätze, das ist Stand heute eben das Kräfteverhältnis. Wir sind noch nicht da, wo wir stehen wollten und sollten. Und das Gefühl für das Auto ist noch nicht so toll."

"Wir haben, denke ich, das Maximum herausgeholt, mehr oder weniger. Schauen wir mal morgen. Da bekommen wir mehr Antworten, mehr Runden, mehr Zeit, um das Auto zu spüren und Referenzen zu vergleichen. Denn erst im Rennen weißt du genau, was die anderen tun. Und dann schauen wir weiter."

Andere Bedingungen als beim Barcelona-Test

Mögliche Gründe, warum es plötzlich nicht mehr so läuft wie in Barcelona, gibt es viele. Vettel zählt auf: "Wir haben zehn, 15 Grad mehr Temperatur, der Asphalt ist heißer, die Strecke anders - es sind einfach ganz andere Bedingungen. Beim Testen fühlte sich das Auto wirklich gut an. Hier noch nicht." Sein Ziel für das Rennen definiert er so: "Deutlich näher dran sein."

"Wir haben schon noch ein bisschen Luft nach oben. Aber der Rückstand ist zweifellos da", gibt der 31-Jährige zu. Die sieben Zehntelsekunden seien "schon eine Überraschung" für ihn gewesen: "Wir hätten nicht damit gerechnet, aber jetzt ist es so. Wir konzentrieren uns nur auf das Rennen und machen uns keine Gedanken über den Rückstand."

Denn den kann er vor Ort in Melbourne sowieso nicht ändern. Wichtiger ist nun, das Maximum aus dem Rennen herauszuholen und voll da zu sein, falls sich Chancen bieten sollten - so wie 2018 mit dem Safety-Car. Hinterher kann man sich in Maranello immer noch den Kopf darüber zerbrechen, wie der SF90 schneller gemacht werden soll.

Positiv aus Ferrari-Sicht: Im kurvenreichen Mittelsektor war Vettel das ganze Wochenende relativ konkurrenzfähig. Negativ: Im ersten und dritten Sektor war der Abstand zu Mercedes größer. Vielleicht, weil er seine Flügel etwas zu steil eingestellt hat? Das suggerieren die Topspeed-Werte. Gesicherte Informationen dazu gibt es bisher nicht.

"Wir müssen wo Schwächen haben, weil wir hinten sind. Aber es hat sich beim Fahren nicht so angefühlt", seufzt Vettel. "Ich glaube nicht, dass die Geraden unser Problem sind. Da sind wir konkurrenzfähig. Aber wir verlieren in den Kurven. Hier gibt es 16 davon, und ich glaube, der Zeitverlust ist ziemlich gleichmäßig verteilt."

In schnellen Kurven jetzt schon auf Mercedes-Niveau?

Dass (er eigenen Angaben nach) in schnellen Kurven weniger verliert als in langsamen und mittelschnellen, "spricht für ein insgesamt starkes Auto", erklärt Vettel, warum seine Laune nach dem Rückschlag des ersten Qualifyings nicht schlechter ist. "Und ich habe, gerade in den langsamen Kurven, noch nicht die ideale Balance gefunden." Da geht also noch was.

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel glaubt, er verliert in langsamen Kurven am meisten Zeit

Foto: LAT

Auf Journalisten, die schlechte Stimmung verbreiten, reagiert er allergisch. Einer meinte in der ersten Runde TV-Interviews nur, dass man den Speed des Ferraris ja gesehen habe. Woraufhin ihn der Deutsche die Frage gar nicht zu Ende stellen ließ: "Es war erst ein Qualifying von vielen", schob er dazwischen.

"Man darf jetzt nichts überstürzen. Wir konzentrieren uns auf morgen und machen unser Ding. Den Rest werden die kommenden Wochen zeigen, auf anderen Strecken", sagt er. "Gerade hier" sei "alles möglich. Es kann sehr viel passieren", so Vettel.

"Das Safety-Car ist sehr wahrscheinlich. Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt es rauskommt, kann es einen nach vorne spülen oder nach hinten. Lassen wir uns überraschen. Ehrlich gesagt freue ich mich aufs Rennen. Ich denke, die Rennpace sollte gut sein. Wenn auch nicht so gut wie die von Mercedes. Und dann hoffe ich, dass wir ordentlich Druck ausüben können auf die zwei Jungs da vorne."

Sein Teamchef Mattia Binotto ist ebenfalls um Gelassenheit bemüht: "Wir können nicht behaupten, dass das das Ergebnis ist, das wir erwartet hatten. Aber uns ist bewusst, dass der Albert Park keine ideale Strecke für uns ist", sagt der Italiener. "Natürlich müssen wir besser werden. Aber wir haben zumindest viele Informationen gesammelt, die uns dabei helfen, jene Bereiche zu identifizieren, an denen wir arbeiten müssen."

Mit Bildmaterial von LAT.

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