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Red Bull: Durch Coronakrise ins Korrelations-Schleudern gekommen

Helmut Marko exklusiv: Wie Red Bull erst nach den Tests in Barcelona den Anschluss an Mercedes verloren hat und trotzdem Weltmeister 2020 werden will

Bei 37 Punkten Rückstand in der Fahrer- und 86 in der Konstrukteurswertung könnte Red Bull die Formel-1-WM 2020 beinahe schon abschreiben. Zumal Mercedes vor dem Grand Prix von Italien in Monza (Formel 1 2020 live im Ticker!) nicht den Eindruck macht, als würde man der Konkurrenz mit einer baldigen Schwächephase noch wahnsinnig viele Chancen auf dem Silbertablett servieren.

Aber statt 2020 (und damit de facto auch 2021) frühzeitig abzuschreiben ("Das tun wir nicht"), glaubt Helmut Marko nach wie vor an eine realistische Titelchance für Max Verstappen und fordert daher im Interview mit 'motorsport.com': "Alle Ressourcen drauf!"

Red Bulls Vision ist immer noch, den 22-Jährigen zum jüngsten Formel-1-Weltmeister aller Zeiten zu machen. Dafür müsste er aber dieses Jahr den Titel gewinnen. Rekordhalter ist übrigens ebenfalls ein Red-Bull-Pilot: Sebastian Vettel war in Abu Dhabi 2010 23 Jahre alt, als er mit Marko auf das Podium kletterte.

Mercedes sei "noch weit vorne", weiß Verstappen, aber: "Wir geben nicht auf. Das ist die Mentalität dieses Teams, dass wir bis zum Schluss kämpfen und jede Chance versuchen zu nutzen, die sich uns bietet. Und ich glaube dran, dass wir es noch schaffen können."

Klare Nummer 2, aber mit mehr Rückstand

Ob schon 2020, 2021 oder erst 2022, das lässt er offen: "Natürlich, nächstes Jahr könnte ein bisschen kompliziert werden, weil die Regeln stabil bleiben und man an den Autos nicht viel ändern darf. Aber danach kommen neue Regeln, und das ist für jeden eine Chance."

Dafür, dass Red Bull 2020 zwar dank der Schwäche von Ferrari alleiniger Mercedes-Verfolger ist, der Rückstand aber tendenziell größer geworden ist als vor einem Jahr, gibt es mehrere Erklärungsansätze. Verstappens lautet so: "Mercedes hatte einen guten Winter. Und sie haben motorenseitig eine Menge Performance gefunden."

Dabei sah es beim Barcelona-Test im Februar aus Red-Bull-Sicht noch sehr ermutigend aus. Am Ende der zwei Wochen war Verstappen bis auf 0,071 Sekunden an Valtteri Bottas' Mercedes-Bestzeit dran. Und Teamchef Christian Horner sprach vom besten Winter, den Red Bull seit den Weltmeister-Jahren mit Vettel je hatte.

"Es war der beste Winter", ist Marko noch heute überzeugt. Er sieht "zwei Faktoren", warum Verstappen trotzdem nur eins der ersten sechs Rennen gewonnen hat: "Wir waren zwar von der Vorbereitung her viel besser. Aber dann hatten wir einen Hund im Auto."

Der Red-Bull-Motorsportkonsulent stellt eine These auf: Der RB16 war in Barcelona im Februar tatsächlich voll konkurrenzfähig. Aber dann kam Corona, bis Juli wurden alle Rennen abgesagt, und die Weiterentwicklung der Autos musste rein theoretisch, ohne Gelegenheit zu Tests am Rennwochenende, stattfinden. Da dürfte Red Bull den Faden verloren haben.

"Beim Test in Barcelona hatten wir die Version 1. Beim ersten Rennen die Version 6. Das heißt, all diese Entwicklungsstufen basieren nur auf CFD, Windkanal und Simulation", erklärt Marko. "Da ist irgendwo was passiert, und damit kämpfen wir noch immer, dass wir die Downforce, die wir theoretisch haben, auf der Strecke nicht sehen."

Red Bull: Coronavirus hat uns "ganz klar" ausgebremst

"Wir kommen aber sukzessive näher. Beim ersten Rennen waren wir ja sogar langsamer als im Vorjahr", sagt er. "Es wäre ein Update gekommen für Melbourne, eins für Barcelona und eins für den Red-Bull-Ring. Das wurde alles übersprungen und direkt zur besagten Version 6 gegangen. Und als das kombinierte Paket dann wirklich am Auto und auf der Strecke war, hat es leider nicht die gleichen Werte geliefert wie in der Theorie."

Die pandemiebedingte Rennpause habe Red Bull 2020 "ganz klar" ausgebremst, argumentiert Marko: "Durch die angeführten Umstände von Update 1 bis Update 6 haben wir irgendwo einen Wurm hineinbekommen." Aber: "Verstappen ist der Einzige, der mit Mercedes mithalten kann. Alle anderen sind nirgendwo. Und so weit weg ist Verstappen auch nicht."

"Ohne den Ausfall in Österreich, wo er an zweiter Stelle lag, schaut es anders aus. Umgekehrt fährt Hamilton in Silverstone mit Reifenschaden auf der Gerade Vollgas. Bei jedem anderen fliegt alles durch die Gegend und der Spoiler ist weg. Irgendwann muss diese Glückssträhne enden."

"Oder in Barcelona, wo Hamilton über ein Carbonteil gefahren ist. Bei uns wäre das wahrscheinlich in den Kühler geflogen und hätte den Motor explodieren lassen. Mercedes fährt auf einem Hoch, das sie sich nach all diesen Erfolgen verdient haben. Aber irgendwann muss das auch enden", glaubt der 77-jährige Österreicher.

Helmut Marko

Helmut Marko ist ein Kämpfer: Er schreibt die Formel-1-WM 2020 noch nicht ab

Foto: Motorsport Images

Red Bull wirft jetzt alles in die Waagschale, um die WM 2020 möglichst rasch zu drehen. Selbst Stardesigner Adrian Newey tüftelt wieder höchst engagiert am RB16 rum. Der nächste "Tripleheader" könnte diesbezüglich schon wegweisend sein. Denn Spa, Monza und Mugello gelten nicht als Red-Bull-, sondern als Powerstrecken. Vorteil Mercedes?

"Monza und Spa waren vom Papier her immer Angststrecken, die nicht auf uns zugeschnitten sind", räumt Marko ein. Zumal "der zweite Faktor" für den Rückstand von Red Bull sei, "dass wir ehrlich gesagt davon überrascht wurden, dass Mercedes über den Winter im Motorbereich eine so große Steigerung geschafft hat".

Marko auch für Powerstrecken optimistisch

Aber: "Wir waren im Vorjahr schnell in Monza und schnell in Spa. Nicht im Rennen, weil Max seine zwei Crashes hatte; aber im Qualifying. Es ist zwar nicht ganz logisch, aber so schlecht waren wir da nicht. Und es wird entsprechende Updates geben, von denen wir hoffen, dass wir unsere theoretische Performance langsam auch auf der Rennstrecke erreichen."

Von Honda-Seite erwartet der Red-Bull-Motorsportkonsulent 2020 kein "Wunder-Update" mehr: Alles, was aus Japan kommt, sei "von der Spec her [...] mehr oder weniger gleich. Die Ausbaustufen mit mehr PS kommen erst nächstes Jahr. Da sind die Vorlaufzeiten lang." Wovon sich Red Bull jedoch einiges erhofft, ist das Verbot des "Party-Modus" ab Monza.

"Wir glauben, dass wir mit dem Wegfall der Quali-Modi für das gesamte Wochenende besser dastehen werden", sagt Marko. "Für nächstes Jahr ist auch alles limitiert, was die Motorenentwicklung betrifft. Aber da empfangen wir positive Signale von Honda. Wir haben jetzt nicht mehr das Handicap, mit dem wir in die Saison gestartet sind."

Lewis Hamilton schreibt Verstappen jedenfalls keineswegs ab: "Wenn man Max' Ausfall im ersten Rennen wegrechnet, wäre er in den Punkten nahe dran. Im Qualifying sind wir besser. Aber im Rennen ist es enger. Und wir haben noch nicht einmal die Hälfte der Saison hinter uns. Ich habe ein Auge auf sie. Sie sind noch im Titelrennen. Wir müssen da wachsam bleiben."

Falls es 2020 nicht klappen sollte, wird Red Bull 2021 noch einmal alles in die Waagschale werfen, was man in die Waagschale werfen darf. Marko sieht dafür, trotz eingefrorener Regeln, gute Chancen: "Wir gehen davon aus, dass wir die chassismäßigen Defizite, wenn die Voraussetzungen passen, im Griff haben."

Eine Schwachstelle sei aber noch dringend auszumerzen: "Uns ist klar, dass unser Auto auch bei Normaltemperaturen funktionieren muss. Ich habe Pierre Wache gerade vorgebetet, dass unser Auto auch bei Rennen mit kühlen Temperaturen funktionieren muss. Denn das sind viele Rennen", sagt Marko.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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