Kann Red Bull auf eine härtere Strafe hoffen? Ein Blick in die Historie
Red Bull hofft mittels offizieller Beschwerde auf eine Verschärfung der Strafe gegen Lewis Hamilton, doch gab es das in der Historie überhaupt schon einmal?
Der Crash zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton in Silverstone geht vor dem Rennwochenende der Formel 1 in Ungarn in die nächste, vermutlich letzte, Runde. Red Bull hat gegen die Zehn-Sekunden-Zeitstrafe, die Hamilton kassierte, Beschwerde eingelegt. Die Anhörung erfolgt am Donnerstag um 16.00 Uhr.
Doch welche Erfolgsaussichten hat Red Bulls Protest mit Blick auf die Historie? In welchen prominenten Fällen waren Berufungen erfolgreich? Und wurden Strafen überhaupt schon einmal verschärft? Denn genau das erhofft sich Red Bull natürlich.
Strafen gehören schon seit Jahrzehnten zum Alltag in der Formel 1. Vortrefflich kann darüber diskutiert werden, ob Sanktionen gegenwärtig zu inflationär ausgesprochen werden. Aber ein (sport-)rechtsfreier Raum war die Königsklasse noch nie.
1976: Hunt bekommt Sieg zurück
Dennoch lohnt es sich, in den Geschichtsbüchern zu blättern. Eine prominente Rücknahme einer Strafe ereignete sich nämlich bereits 1976. Damals hatten die Regelhüter vor dem vierten Saisonrennen neue Maximalbreiten für die Autos definiert, die Boliden mussten ab dem 1. Mai schmaler sein.
Diese neue Vorgabe schien McLaren und Titelaspirant James Hunt zum Verhängnis zu werden. Nach seinem überlegenen Sieg beim Spanien-Grand-Prix am 2. Mai wurde bei der Untersuchung festgestellt, dass der Bolide 1,5 Zentimeter zu breit war. Hunt wurde disqualifiziert, Niki Lauda erbte den Sieg.
Doch McLaren legte Protest ein und begründete die Überschreitung der Maximalbreite mit breiteren Hinterreifen. Zwei Monate nach dem Rennen wurde dem Protest stattgegeben, die Disqualifikation wurde zurückgenommen und Hunt wurde der Sieg wieder zugesprochen - ein am Ende titelentscheidendes Urteil, wie sich später herausstellen sollte.
1999: Häkkinen triumphiert trotz Ferrari-Doppelsieg
Auch beim Malaysia-Grand-Prix 1999 hatte es eine kontroverse Disqualifikation gegeben. Ferrari feierte durch Eddie Irvine und Michael Schumacher einen Doppelsieg, ehe anschließend Regelverstöße an den Bargeboards festgestellt wurden.
Zunächst wurden beide Ferraris aus der Wertung genommen, ehe auch der Protest des italienischen Teams erfolgreich war. Doch anders als 1976 hatte die Entscheidung keinen Einfluss auf den WM-Titel, McLaren-Pilot Mika Häkkinen setzte sich dennoch durch.
Wieder Ferrari, aber 20 Jahre später: In der Saison 2019 verlor Sebastian Vettel seinen Sieg beim Kanada-Grand-Prix durch eine Fünf-Sekunden-Strafe, die er wegen vermeintlich unsicherer Rückkehr auf die Strecke kassiert hatte. Vettel war damit gar nicht einverstanden und tauschte im Parc-ferme sogar die Platzierungsschilder aus. Ferrari wollte zunächst protestieren, entschied sich jedoch dagegen.
Strafe erhöht: Den Einspruch hätte sich Irvine sparen sollen
Ein für die gesamte Formel 1 bedeutsamer Protest ereignete sich in der Saison 2020, als fünf Teams rund um das Thema "Copygate" gegen Racing Point Beschwerde einlegten. Racing Point, heute als Aston Martin am Start, erhielt eine Geldstrafe in Höhe von 400.000 Euro und einen Abzug von 15 Punkten in der Konstrukteurs-WM.
Wenngleich Ferrari lange an einer Berufung festhielt, um ein härteres Strafmaß zu erwirken, zog das Team die Beschwerde schlussendlich zurück.
Doch wie sieht es nun mit härteren Strafen in zweiter Instanz aus? Ein prominenter Fall, bei dem die ursprüngliche Sanktion im Nachgang noch einmal verschärft wurde, war der Saisonauftakt 1994 in Brasilien.
Damals verursachte Eddie Irvine einen schweren Unfall, der mit einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro und einer Sperre von einem Rennen sanktioniert wurde. Irvines Jordan-Team legte Protest ein, doch der Schuss ging nach hinten los. Denn die Sperre wurde in zweiter Instanz auf drei Rennen ausgeweitet.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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