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Interview

Renault-Teamchef exklusiv über Alonso-Deal: Musste ihn nicht überzeugen

Renault-Teamchef Cyril Abiteboul spricht im Exklusivinterview über den Deal mit Fernando Alonso - Über den ersten Schritt & was Flavio Briatore damit zu tun hat

Er hat den Deal mit Fernando Alonso für 2021 ausverhandelt: Renault-Teamchef Cyril Abiteboul. Der Franzose spricht im Exklusivinterview darüber, wie es zu den Gesprächen kam, welche Beweggründe Renault angetrieben haben und was Flavio Briatore damit zu tun hat. Das Interview wurde am Mittwoch direkt nach der Bekanntgabe von Alonso geführt.

Frage: "Herr Abiteboul, vor zwei Jahren haben Sie Daniel Ricciardo unter Vertrag genommen, das war ein großer Tag für das Team. Wie fühlt sich der heutige an?"

Cyril Abiteboul: "Das ist eine gute Frage, und es ist eine richtige Frage, denn wir müssen die Verpflichtung großer Namen ins rechte Licht rücken."

"Wir brauchen professionelle Fahrer, weil ich fest davon überzeugt bin, dass sie das aufregendste Element in unserem Sport sind. Letzten Endes jubeln die Leute nicht über die Technologie, sondern über die fantastischen Athleten und Leistungsträger, die auch Botschafter unseres Sports sind."

"Sie sind also wichtig, aber das Jahr, das wir hinter uns haben - denn im Moment haben wir nur eine Saison mit Daniel absolviert - zeigt, dass wir auch viel in das Auto investieren müssen. Das war damals schon sehr klar."

Abiteboul "noch zuversichtlicher" als vor zwei Jahren

"Ich glaube, dass wir offener werden. Ich persönlich habe es geschafft, mir noch mehr Zeit zu nehmen, um Fernando zu erklären, wo wir stehen, wo wir nächstes Jahr stehen werden und wie das Reglement für diesen Winter aussieht: Das bedeutet, dass das Auto so gut wie eingefroren wird. Und auch, wie die Aussichten für 2022 sind. Ich habe immer versucht, das zu tun, aber dieses Mal habe ich mir dafür natürlich noch mehr Zeit genommen."

"Es stimmt auch, dass wir eine stärkere Bindung zu Fernando haben. Nicht unbedingt aufgrund der Vergangenheit, denn die Vergangenheit ist Vergangenheit und liegt hinter uns. Aber ich meine, dass er aufgrund der Tatsache, dass er sehr motiviert ist zurückzukommen, besser zu uns passt. Das macht mich noch zuversichtlicher, als ich es vor zwei Jahren vermutlich war."

Frage: "Wer hat den ersten Schritt gemacht? Und wie sind die Verhandlungen vorangeschritten - musste Überzeugungsarbeit geleistet werden oder verlief alles recht reibungslos?"

Abiteboul: "Ich würde das Wort 'überzeugen' nicht in den Mund nehmen. Denn das wollte ich auf keinen Fall."

"Ich kann Ihnen mit Sicherheit sagen, dass ich ihm alle Zeit der Welt gegeben habe, die er wollte, wie ich es mir auch persönlich erlaubt habe und auch den Leuten um mich herum, Alain Prost und Jerome [Stoll] und auch dem Senior Management von Renault sowie der technischen Leitung des Teams."

Alonso hat schon 2016 Interesse gezeigt

"Wir alle haben uns die Zeit genommen, über diese Gelegenheit nachzudenken. Also nein, wir haben nichts überstürzt. Wir haben niemanden gedrängt, auf die eine oder andere Weise eine Entscheidung zu treffen."

"Was diese Diskussion betrifft, so haben wir die Brücke zu Fernando nie abgebrochen. Er ist ein kluger Beobachter dessen, was in der Formel 1 vor sich geht. Er war interessiert, als wir 2016 zurückkehrten. Natürlich war er auf seinem Karriereweg, wir waren auf unserer eigenen Reise, aber er war auch ein starker Beobachter all der Veränderungen, die im vergangenen Jahr in der Organisation in Enstone passiert sind."

"Er ist der festen Überzeugung, dass Menschen der Leistung vorangehen. Wenn man daher die Leistung von morgen wissen will, schaut man sich einfach das Organigramm eines Teams und die Veränderungen an, die wir vorgenommen haben."

"Ich habe ihm, glaube ich, einige Hinweise geliefert, wohin wir uns in den kommenden Jahren entwickeln könnten. Und ja, wir haben uns die Zeit genommen. Es geht nicht darum, wer den ersten Schritt gemacht hat, denn der Dialog zwischen ihm und uns ist ehrlich gesagt nie wirklich abgebrochen."

Frage: "Sie hatten ein paar Alternativen für nächstes Jahr. Valtteri Bottas etwa, der Erfahrung von Mercedes mitbringt, oder Sebastian Vettel mit seinen vier Weltmeisterschaften. Aber auch Nico Hülkenberg, der das Team bereits kennt, oder einen Nachwuchsfahrer. Was waren die ausschlaggebenden Gründe für Alonso?"

Abiteboul: "Es war eine Mischung aus den Dingen, die ich bereits erwähnt habe."

"Auch der Zeitpunkt war wichtig. Ich meine, insbesondere für die jüngeren Optionen, die Sie erwähnt haben und die von unserer Akademie kommen. Wir bleiben der Renault-Nachwuchsakademie und insbesondere Guanyu Zhou und Christian Lundgaard in der Formel 2 sehr verbunden."

"Aber es ist wohl eine Konsequenz aus diesem Jahr. Wir müssen vielleicht bis Mitte Dezember warten, um zu erfahren, ob sie eine Superlizenz für das nächste Jahr haben. Und das wäre, ehrlich gesagt, keine Option gewesen."

"Neuer Fernando" ab 2021 bei Renault?

"Um auf die anderen zurückzukommen, möchte ich wohl vor allem die Motivation erwähnen. Das Talent ist bei Fernando vorhanden. Das Talent ist auch bei Vettel und Bottas vorhanden, daran gibt es keinen Zweifel. Aber, wissen Sie, die Mischung aus Denkweise und Motivation waren wichtige Elemente, und auch das Timing dieser Krise."

Frage: "Haben Sie auch die potenziell negativen Auswirkungen seines Alters berücksichtigt? Und auch die Tatsache, dass Alonso oftmals in politische Spielchen oder Kontroversen verstrickt war?"

Abiteboul: "Natürlich, wie kann ich darauf sonst antworten?"

"Aber das muss man ins rechte Licht rücken. Ich glaube, jeder in der Formel 1 bringt ein gewisses Paket mit, und je älter man wird und je erfolgreicher man auch ist, desto mehr negative Geschichten oder negative Wahrnehmungen gibt es. Ich bin nicht hier, um die Leistungen zu kommentieren, weder positiv noch negativ."

"Jeder, der kommt, hat ein bestimmtes Alter. Das ist wie bei mir, das ist wie bei Ihnen, wie bei jedem. Aber ich denke, die Jahre, die er abseits der Rennstrecke verbracht hat, boten für ihn wahrscheinlich eine Gelegenheit, sich neu auszurichten: um tatsächlich zu beurteilen, wie glücklich oder privilegiert wir alle sind, in der Formel 1 zu agieren und Leistungen zu erbringen. Und wahrscheinlich mit einer neuen Geisteshaltung zurückzukommen."

"Vergessen wir nicht, wie sich der Wettbewerb negativ auf Menschen auswirken kann. Man stelle sich vor: Egal, wie sehr man sich bemüht oder wie hart man arbeitet, man kann nicht gewinnen. Es ist der Sport, der das mit einem macht."

"Es überrascht mich nicht, dass ein solcher Sport diese Art von Situationen und damit Vermächtnisse erschafft. Aber deshalb war er auch so interessiert an diesem neuen Profil des Sports und vielleicht an der Möglichkeit, einen neuen Fernando in eine neue Formel 1 zu bringen."

Frage: "Sie haben bereits darüber gesprochen, wie sehr Druck auf dem Team lastet und wie sehr die Mannschaft das braucht. Haben Sie viel dazugelernt, wie sich der Druck der Erwartungen auf das Team auswirkt, seit Sie Ricciardo ins Team geholt haben - und was das für die Zukunft bedeutet?"

Abiteboul: "Fragen Sie mich in zwei Jahren noch einmal, wenn ich immer noch hier bin!"

"Es ist eine Entscheidung, die wir getroffen haben, indem wir uns für Daniel entschieden haben. Denn ich glaube nach wie vor, dass, auch wenn meine Haare viel grauer geworden sind, einige der Veränderungen, die wir vorgenommen haben, nur aufgrund des Drucks erfolgten, der von Daniels Anwesenheit ausging. Sein Talent hat für mehr Druck im Team gesorgt."

Ricciardo hat für Druck und Veränderung gesorgt

"Manchmal ist das wichtig. In der Formel 1 kann man sowieso nicht entkommen. Also kann man sich selbst nicht wirklich mehr in Gefahr bringen. Die größte Gefahr besteht wohl darin, sich in der Selbstgefälligkeit zu verstecken, Ausreden zu finden. Aber mit Daniel gab es keine Ausrede, keine Entschuldigung. Also haben wir den Job erledigt, indem wir die Änderungen vorgenommen haben, die gemacht werden mussten."

"Und lassen Sie uns die Fakten betrachten. Wir sind viel konkurrenzfähiger nach Österreich gekommen, als wir es je waren. Ja, wir haben nicht so viele Punkte erzielt, wie wir uns gewünscht hätten oder wahrscheinlich hätten erreichen können, aber ich kann Ihnen sagen, das Auto ist völlig anders, und das war der beste Winter, den wir je hatten. Zum ersten Mal seit 2016 haben wir die Charakteristik unseres Autos völlig verändert."

"Und offen gesagt, wenn Sie mich fragen, ist das wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Daniel bei uns ist und Druck auf das Team und auch auf mich im letzten Jahr ausgeübt hat."

Frage: "Aber was ist mit dem Druck von außen, der durch eine Person wie Daniel entsteht? Und wie wird sich das auf Fernando auswirken?"

Abiteboul: "Es ändert sich nicht. Ich weiß, die Saisons vergehen extrem schnell. Es ist sehr schwierig. Wir müssen weiterhin Fortschritte machen, insbesondere in einer Situation, in der sich auch die anderen auf einer Reise befinden."

"McLaren ersteht gerade schnell wieder auf. Aber eigentlich denke ich, dass es eine seltsame Situation war, als McLaren so tief unten war, und der Wechsel des Motors, der Wechsel des Managements, die Umstrukturierung hat das Team dorthin gebracht, wo es sein sollte."

"Aber es ist ein harter Wettbewerb, aber das überrascht mich nicht: Alles andere wäre fast eine Beleidigung für McLarens Ruf. Racing Point ist auch ein Faktor, also ja, wir haben eine Reihe sehr starker Konkurrenten."

Flavio Briatore hat am Renault-Deal mitgewirkt

"Aber ich schäme mich nicht, gegen McLaren, gegen Ferrari und gegen den Mercedes des vergangenen Jahres anzutreten. Wer würde sich darüber aufregen? Es handelt sich also um eine interessante und aufregende Saison, und ich werde akzeptieren müssen, mit dem Druck zu leben, der damit einhergeht."

Frage: "Fernando war für seine Teamchefs nicht immer leicht zu kontrollieren. Wie steht es da um Ihre persönlichen Managementaufgaben?"

Abiteboul: "Ich schätze, der einzige, der in dieser Hinsicht erfolgreich war, ist Flavio Briatore, und ich denke, es ist kein Geheimnis, dass ich selbst mit Flavio aufgewachsen bin."

"Ich habe auch gesehen, was er mit Fernando gemacht hat, und ich stehe weiterhin im Dialog mit Flavio. Er ist da, und er war wie viele andere - und ich werde sie jetzt nicht aufzählen - Teil der Ankündigung."

Fernando Alonso, Flavio Briatore

Flavio Briatore konnte mit Alonso zwei WM-Titel mit Renault feiern

Foto: Motorsport Images

"Ich muss an all die Menschen denken, die dafür gesorgt haben, [dass der Deal zustandekommt], und ich lasse mich von all ihrer Unterstützung, all ihrer Hilfe inspirieren. Ich lasse mich auch davon inspirieren, was ich nächstes Jahr tun muss, wie ich mit Fernando umgehen werde."

"Aber der neue Fernando, der gerade ein Jahr Pause eingelegt hat, wird meiner Meinung nach ein besserer Fernando sein. Ich werde darauf achten, dass ich ihm gegenüber äußerst transparent bin, denn er ist ein kluger Mensch."

"Er versteht und weiß eine Menge über die Formel 1. Das Einzige, was ich niemals tun würde, ist, ihn anzulügen, zu viel zu versprechen und zu wenig zu liefern. Daher wird der Ausgangspunkt für eine starke und fruchtbare Beziehung wohl darin liegen, seine eigenen Erwartungen zu managen."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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