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Rennleiter erklärt: Darum wurde Hamilton mit zehn Sekunden bestraft

Michael Masi erklärt, warum der Einschlag von Max Verstappen und das spätere Rennergebnis keinen Einfluss auf das Strafmaß für Lewis Hamilton hatten

Mit der Zehnsekundenstrafe für Lewis Hamilton war nach dem Rennen in Silverstone keins der beteiligten Teams happy. Red Bull nicht, weil man das Gefühl hatte, der Mercedes-Fahrer hätte noch viel härter bestraft werden müssen und vor allem nach so einer Kollision nicht das Rennen gewinnen dürfen. Mercedes nicht, weil man das Gefühl hatte, Hamilton habe eigentlich nichts falsch gemacht.

Bei vielen Fans war das vorherrschende Gefühl, wie man den leidenschaftlichen Diskussionen auf Social Media entnehmen konnte: Wenn Max Verstappen bei fast 300 Sachen in die Streckenbegrenzung geschickt wird, dann muss es dafür scharfe Konsequenzen geben. Wohingegen Toto Wolff meinte, wäre das alles in einer langsamen Kurve passiert, hätte man Hamilton womöglich gar nicht bestraft.

Tatsache ist: In welcher Kurve die Kollision passiert ist und ob Hamilton das Rennen danach trotz Strafe noch gewinnen konnte, hatte keinerlei Auswirkung auf das Strafmaß, das die vier Rennkommissare Loic Bacquelaine, Dennis Dean, Emanuele Pirro und Nish Shetty festgelegt haben. Und das entspricht so auch den Regeln der FIA.

Rennleiter Michael Masi erklärt: "Eine der wichtigsten Säulen in der Bewertung solcher Situationen ist, dass die Kommissare die Konsequenzen eines Unfalls nicht zu bewerten haben. Das wurde schon vor meiner Zeit so besprochen, und die FIA, die Formel 1 und auch die Teamchefs waren in diesem Punkt immer sehr klar und einig."

Wenn die Kommissare also einen Zwischenfall zu bewerten haben, "dann bewerten sie nur den Zwischenfall und die Handlungen, die dazu geführt haben; aber nicht das, was danach als Folge des Zwischenfalls passiert." Das sei "seit vielen Jahren" gelebte Praxis und seinerzeit bei Einführung auch "von oben herab" entschieden worden.

Mit "von oben herab" meint Masi: "Da waren die Teams involviert, und nicht nur die. Das ist also die Art und Weise, wie die Kommissare jeden Zwischenfall bewerten. Wenn sie nämlich auch noch die Konsequenzen eines Zwischenfalls in Betracht ziehen müssen, dann entstehen plötzlich so viele Variablen."

Wenn also Verstappen nach einem Crash ins Krankenhaus muss und sein Unfallgegner Hamilton, der als Hauptverursacher identifiziert wird, sogar das Rennen gewinnt, die Strafe letztendlich also aufgrund der Umstände verpufft ist; dann mag das zwar unfair erscheinen, aber es entspricht genau dem, worauf man sich einst geeinigt hat.

Ein weiterer Faktor, den Mercedes sogar als Verteidigungslinie hätte anwenden können, ist die Tatsache, dass zuletzt immer wieder davon die Rede war, dass die Kommissare Zwischenfälle im Tumult der ersten Runde eines Rennens nachsichtiger bewerten als zu einem späteren Zeitpunkt, wenn das Rennen bereits sortiert ist.

Doch das hat in Silverstone keine Rolle gespielt. Verstappen und Hamilton lieferten sich von der ersten Kurve an einen sehenswerten Zweikampf, waren dabei aber unter sich, ohne Beteiligung anderer Fahrzeuge. "Wenn jemand ganz klar überwiegend oder ganz schuld an einem Zwischenfall ist, dann muss das auch in der ersten Runde genauer angeschaut werden", erklärt Masi.

Nimmt man das ominöse Diagramm, das Wolff an Masi gemailt hat, den Faktor erste Runde und die Tatsache, dass die Unfallkonsequenzen nicht einbezogen werden dürfen, zusammen, dann landet man schnell bei der Frage: Warum wurde Hamilton überhaupt bestraft? Masi entgegnet: "Wenn man es mit der Situation mit Leclerc später im Rennen vergleicht, hätte er sich weiter innen halten können."

 

Das belegen Screenshots aus der TV-Übertragung, auf denen klar zu sehen ist, wie Verstappen und Charles Leclerc sich auf sehr ähnlichen Linien bewegen, Hamilton aber gegen Verstappen etwa eine Wagenbreite weiter außen in die Copse-Kurve fährt als Leclerc. Wahrscheinlich eine Folge davon, dass er die Kurve gegen Verstappen extrem weit innen anfahren und dann ausholen musste.

Die Urteilsbegründung der Kommissare sei "sehr klar" gewesen, findet Masi, der übrigens selbst nicht in den Strafenprozess eingebunden ist. Hamilton sei "überwiegend schuldig" gewesen: "Man hat ihn nicht als Alleinschuldigen gesehen. Aber als überwiegend schuldig, eben weil er sich weiter innen hätte halten können."

 

Übrigens: Von der Idee, den Entscheidungsprozess der Kommissare in Zukunft irgendwie transparenter und für die TV-Zuschauer nachvollziehbarer zu gestalten (wie auch immer das gelingen könnte), hält Masi nichts. Auch den Vergleich mit der Einführung des Videobeweis im Fußball hält der Rennleiter für nicht zulässig.

"Es gibt jede Menge TV-Analysten da draußen, und unter denen sind auch viele ehemalige Formel-1-Piloten, die die nötige Erfahrung haben, das richtig einzuordnen. Die geben ihre Meinung ab. Die Kommissare sind aber ausdrücklich instruiert, sich jedes mögliche Beweismaterial anzusehen, das ihnen zur Verfügung steht", erklärt Masi.

"Der Videobeweis im Fußball ist in 30 Sekunden erledigt. Manchmal dauert's vielleicht eine Minute. Maximal. Bei uns aber müssen sich die Kommissare alles anschauen, was man ihnen als Beweismittel hinlegt. Ich sehe es daher anders. Ich bin der Meinung, dass unsere Kommissare weiterhin eine unabhängige Instanz bleiben sollten."

Und um diese Unabhängigkeit und eine damit einhergehende Gründlichkeit sicherstellen zu können, ist der Faktor Zeit ganz entscheidend: "Ich finde", sagt Masi, "dass sie in ihrer Funktion keinerlei Druck ausgesetzt sein sollten. Sie sollten lieber dazu in der Lage sein, sich die nötige Zeit zu nehmen, den Hergang einer Situation in Ruhe zu bewerten."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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