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"Riesenglück" trotz "Sensationsspeed": Wie Norris fast in der Mauer landete

Lando Norris war beim Formel-1-Rennen in Singapur eine Klasse für sich, doch der McLaren-Pilot hätte den sicher geglaubten Sieg beinahe weggeschmissen

"Riesenglück" trotz "Sensationsspeed": Wie Norris fast in der Mauer landete

Lando Norris schmeißt beinahe einen ungefährdeten Sieg in Singapur weg

Foto: LAT Images

Lando Norris hat angedeutet, dass er "nicht unbedingt zu viel gepusht" hat, nachdem er beim Großen Preis von Singapur zwei Berührungen mit der Mauer unbeschadet überstanden hat. Der McLaren-Pilot schlug seinen Formel-1-Rivalen Max Verstappen auf dem Marina Bay Circuit mit über 20 Sekunden Vorsprung und führte am Ende der ersten Runde zum ersten Mal in seiner Karriere von der Poleposition.

Doch während des Rennens verbog er seinen Frontflügel, nachdem er sich in Kurve 14 verbremst hatte. Beim Verlassen der Kurve stieß er mit der Leitplanke zusammen, und später im Rennen wiederholte er fast den Vorfall, der George Russell im vergangenen Jahr beim Einbiegen in Kurve 10 zum Ausscheiden aus dem Rennen zwang.

Norris überrundete in der Schlussphase auch den Williams-Piloten Franco Colapinto, allerdings nahm er dafür die Auslaufzone in der Schikane der Kurven 16 und 17. "Es war ein erstaunliches Rennen - mit ein paar zu vielen knappen Entscheidungen", sagt Norris. "Ich hatte ein paar kleine Momente in der Mitte des Rennens, aber ich denke, es war gut kontrolliert."

Norris erklärt: Wollte Boxenstoppfenster herausfahren

Auf die Frage, ob er angesichts seiner Dominanz über das Feld so hart pushen musste, dass ihm Fehler unterliefen, antwortet Norris: "Es ist nicht unbedingt so, dass man zu sehr pusht, manchmal kann es auch sein, dass man einfach zu sehr chillt."

"Vielleicht war es ein bisschen von beidem. Ich weiß nicht, was es ist, es ist schwierig. Es war immer noch schwierig da draußen, es war leicht, die Reifen zu blockieren, wie ich es getan habe. Ich habe trotzdem gepusht, ich wollte nicht nur eine Sekunde Vorsprung haben, ich wollte den größtmöglichen Vorsprung haben."

In der Pressekonferenz hat er seine Absichten dabei noch einmal genauer erklärt. Sein Ziel war es, ein komplettes Boxenstoppfenster vor Max Verstappen herauszufahren, um gegen Rennende noch einmal die Möglichkeit zu haben, für die schnellste Rennrunde auf die weichen Reifen wechseln zu können. Das Boxenstoppdelta in Singapur beträgt 29 Sekunden, wobei Norris' Vorsprung zeitweise bei 28 Sekunden lag.

Die kleineren Fehler sorgten aber für einen Zeitverlust von insgesamt 10 Sekunden, sodass es sich Norris am Ende nicht noch einmal leisten konnte, seine Reifen zu wechseln. Schlussendlich nahm Racing-Bulls-Pilot Daniel Ricciardo Norris auch noch den Punkt für die schnellste Rennrunde ab, nachdem der Australier seinerseits in der allerletzten Runde auf frischen Soft-Reifen den Marina Bay Street Circuit mit einer 1:34,486 umrundete.

"Ich habe versucht, eine Lücke zu öffnen, und irgendwann wollte ich versuchen, ein Boxenfenster zu öffnen, um mir die Möglichkeit zu geben, am Ende des Rennens noch einmal für die schnellste Rennrunde an die Box zu kommen", erklärt er.

Norris widerspricht: Hat nichts mit Konzentrationsschwäche zu tun

Und auch wenn Norris damit einige Male die Leitplanke leicht touchierte, glaubt der 24-Jährige, dass es seiner Performance nicht geschadet hat: "Ich meine, das Team hat gesagt, dass etwas mit dem Frontflügel nicht in Ordnung war, vielleicht ein bisschen. Ich bin mit dem Frontflügel gegen die Leitplanke geknallt, das könnte ihn ein wenig verformt haben, aber ich glaube nicht, dass das viel ausgemacht hat."

"Bei diesen Autos kann schon eine winzige Veränderung große Auswirkungen haben, aber nichts, was ich wahrscheinlich gespürt hätte. Ich meine, ich habe gepusht, aber es war auch, als ich die schmutzige Luft der Autos vor mir hatte, ob sie nun drei oder vier Sekunden voraus waren, es ist einfach anders als in den Runden davor."

"Man hat ein bisschen weniger Grip, ein bisschen weniger Abtrieb. Die Reifen lassen ein bisschen nach. Das hat mich einfach überrumpelt. Es war also kein Mangel an Konzentration oder so etwas. Es war nur eine kleine Überraschung für mich."

Teamchef Stella: Die Ansage kam nicht von uns

McLaren-Teamchef Andrea Stella betont, dass man Norris während des Rennens nicht aufgefordert hat, ein Boxenstoppfenster herauszufahren: "Nein. Und um fair zu sein, wurde es im zweiten Teil des zweiten Stints klar, dass sich das Auto schwierig anfühlt, sobald man mit dem Überrunden beginnt. Es ging also darum, keine Probleme zu haben, keine Fehler zu machen."

"Wir hatten schon im Training gesehen, dass, sobald man hinter einem langsamen Auto ist, es so aussieht, als ob etwas mit dem Auto nicht stimmt, aber das ist nur der Effekt der schmutzigen Luft. Wir schlugen Lando vor, es mit einer schnellsten Runde [auf den harten Reifen] zu versuchen, was ihm auch gelang. Aber danach wollten wir nicht mehr über die schnellste Runde sprechen."

Rosberg: "Wenn er echt Weltmeister werden will, dann ..."

Heftig diskutiert haben über die drei kleinen Fehler, die Norris aber das Rennen hätten kosten können, die Sky-Experten Nico Rosberg und Timo Glock. Auf der einen Seite erntet Norris Lob für seinen "Sensationsspeed", auf der anderen Seite aber auch Unverständnis aufgrund der WM-Situation, da sich der Brite keine Fehler erlauben kann.

"Erstmal muss ich ja positiv reden: Gigantisch gefahren, auf einem eigenen Planeten, Sensationsspeed das gesamte Wochenende", so Rosberg. "Und dann, um in das Kritische reinzugehen: Also schon ganz komisch, du bist soweit in Führung und machst drei Fehler. Zwei Mal mit der Mauer und beide Male war es so knapp, dass es beinahe komplett vorbei ist."

"Hier bremst er einfach zu spät, blockiert innen den Vorderreifen und dann normal bist du da weg und dann ist der Frontflügel kaputt und dann ist fast der Sieg weg normal. Also, das war Riesenglück und dann sehen wir noch einen anderen Moment. Einen Zentimeter mehr, dann ist der Reifen auch noch drin und dann knickt der Reifen weg und dann ist Ende."

"Und es gibt noch ein Drittes: Bei der Überholung von einem Williams ist er auch noch abgeflogen. Also dreimal mit 30 Sekunden Vorsprung ist schon sehr komisch. Und wenn er jetzt echt Weltmeister werden will dieses Jahr, dann muss er das irgendwie wegbekommen, weil dann muss alles passen."

Sieg nach Hause fahren? "Ist jetzt nicht das Allerschwierigste"

Glock fügt hinzu: "Er hat einfach versucht, den größtmöglichen Vorsprung herauszufahren. Also sich nicht darauf einzulassen, irgendwie langsam zu fahren, sondern zu pushen, um einfach im Rhythmus drinnen zubleiben, aber dann können natürlich auch Sachen passieren. Wie es Nico gesagt: Normalerweise, wenn du 30 Sekunden Vorsprung hast, dann weißt du, du kannst überall einen Gang runterschalten und einfach ein bisschen reinrollen lassen, die drei, vier Prozent wegnehmen."

"Er hat es ein bisschen übertrieben. Ich hoffe, dass er seine Schutzengel nicht schon heute aufgebraucht hat, weil da waren wirklich drei Momente dabei, das hätte sowas von schiefgehen können und dann wäre der WM-Zug abgefahren gewesen. Also, ich hoffe, dass er es in den Griff kriegt und dass wir nach Abu Dhabi kommen und das Ding am Ende im letzten Rennen entschieden wird."

Mit 23 Grands-Prix-Siegen weiß Nico Rosberg, wie es ist, eine Führung bis zum Ende des Rennens zu verwalten. Und gerade in der dominanten Phase von Mercedes zwischen 2014 und 2016 wird auch der ein oder andere größere Vorsprung dabei gewesen sein. Doch wie schwierig ist es, die Konzentration zu behalten und den Sieg nach Hause zu fahren?

"Ich erlaube mir jetzt zu sagen, dass es nicht ganz so schwierig ist", so der Weltmeister von 2016. "Gerade, wenn man den Speed hat, den er hatte sowie die dreißig Sekunden Vorsprung, dass du dann ein bisschen entspannst und das Ding nachhause fährst. Also, das ist jetzt nicht so das Allerschwierigste und dementsprechend bin ich auch ein bisschen verwundert, wo das daherkommt."

"Und das ist so ein bisschen das, was wir immer bei ihm sehen: Riesenspeed, aber immer kleine Fehler hier und da. Nicht, dass ihm das noch zum Verhängnis wird, wenn er in dieser Jagd jetzt für die Weltmeisterschaft ist."

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