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Ross Brawn über Regeln 2021: "Ein notwendiger Neustart"

Formel-1-Sportchef Ross Brawn erklärt, warum Stabilität im Reglement nicht immer von Vorteil ist und warum er 2021 ein überlegenes Team in Kauf nimmt

Die Formel 1 schlägt 2021 einen neuen Weg ein. Aber braucht es das neue Reglement überhaupt, wenn sich das Feld unter den aktuellen Rahmenbedingungen immer weiter annähert? Sportchef Ross Brawn findet diesen Gedanken zu kurzsichtig. Er bezeichnet das neue Regelwerk als "notwendigen Neustart".

Die Stabilität des Reglements birgt das Potenzial, das Feld enger zusammenzuführen. Große Änderungen hingegen haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sie das Feld eher auseinanderziehen. Meist konnte eines der Topteams den Vorsprung gegenüber dem Rest des Feldes noch weiter ausbauen - 2014 Mercedes, 2010 Red Bull.

Dieses Szenario kann Liberty Media auch für die Saison 2021 nicht ausschließen. Das sei aber noch kein Grund, die neuen Regeln gleich wieder infrage zu stellen, betont der Brite. In einem Gespräch mit ausgewählten Medien in seinem Büro in London nahm sich Brawn ausgiebig Zeit, um über die Revolution 2021 und deren Folgen zu sprechen.

"Wollen keine Tanker, sondern robuste Rennautos"

Für den Sportchef gibt es weit wichtigere Anliegen als ein mögliches Ungleichgewicht im Kräfteverhältnis: die Kosten, der Abstand zwischen den Topteams und dem Mittelfeld und das aktuelle Konzept der Formel-1-Boliden. "Die Autos verhalten sich aus aerodynamischer Sicht aktuell schrecklich, wenn sie einem anderen näherkommen."

Dieses Problem wollten Liberty Media gemeinsam mit der FIA mit dem neuen Aero-Konzept für 2021 in den Griff bekommen. "Es wurde nie genug darüber nachgedacht, wie diese Autos gegeneinander fahren müssen. Sie haben eine Fülle von Teilen, die abfallen, sobald man sie nur anschaut." Das seien in Brawns Augen keine richtigen Rennautos.

"Wir wollen keinen Tanker, aber ein Auto, das robust genug ist, um damit ordentlich Rennen zu fahren. Und das haben wir irgendwo verloren." Wenn das neue Reglement dieses Problem löst, dann nehme er gerne in Kauf, dass sein Team klar im Vorteil sein wird.

Brawn geht es dabei viel mehr um die langfristige Zukunft des Sports. "Ich akzeptiere, wie das auch schon 2009 passiert ist, dass es jemand richtig hinkriegt und andere nicht", spricht er auf seinen siegreichen Triumphzug mit BrawnGP und dem Doppeldiffusor an.

"Ich denke, wir müssen uns vielmehr die Tatsache ansehen, dass in der kürzeren Vergangenheit nur drei Teams gewonnen haben. Und die würden weiterhin siegen, da niemand nahe genug rankommt." Dadurch entstehe ein Risiko, so Brawn. "Durch die Budgets, die diese Teams ausgeben, kann ein leichter Einbruch der Wirtschaft schon zum Problem werden."

Er gesteht, dass 2021 die Chance besteht, dass einem Team ein Volltreffer gelingen könnte. Dennoch ist Brawn von der Regeländerung überzeugt. "Das ist ein notwendiger Neustart. Ansonsten weiß ich nicht, ob wir unsere aktuelle Situation korrigieren können."

Regelwerk 2021 war "ein Kampf"

Dem ehemaligen Ferrari-"Superhirn" und Mercedes-Teamchef erscheint das Mantra vom stabilen Reglement als Propaganda jener, die davon am meisten profitieren: die Topteams. Mercedes, Ferrari und Red Bull würden ihre dominante Position gerne behalten, glaubt er.

Schon für die bevorstehende Saison hat Red-Bull-Teamchef Christian Horner einen wahren "Klassiker" prophezeit, einen Dreikampf um den WM-Titel. "Ja, und das ist auch ihre Verteidigung", entgegnet der Sportchef. "Sie meinen, wenn wir so weitermachen, wird sich der Wettkampf verbessern aufgrund der Stabilität."

Allerdings treffe dieses Argument nur auf die Topteams zu. "Das sind Teams, die wohl knapp eine halbe Milliarde ausgeben. Wir denken nicht, dass das eine gute Ausgangslage ist. Wir wollen, dass Formel-1-Teams nachhaltiger Erfolg haben."

Für Brawn ist außerdem wichtig zu betonen, dass Veränderung bis vor Kurzem in der Formel 1 immer nur dann passiert ist, wenn auf etwas reagiert wurde. "Das war ein Reflex. Gab es eine Krise, dann wurde kurzfristig darauf reagiert. Dem lag jedoch keine ordentliche Forschung zugrunde."

Deshalb waren viele Regeländerungen in der Vergangenheit weniger effektiv, glaubt Brawn. "Manchmal wurde sogar genau das Gegenteil des Erwünschten herbeigeführt." Als Beispiel nennt er die Wirtschaftskrise 2008. "Plötzlich gab es Initiativen zur Kostenkontrolle."

Wären diese Initiativen bereits zwei oder drei Jahre zuvor eingeführt worden, wären womöglich nicht so viele Teams ausgestiegen, behauptet Brawn. In dieser neuen Ära versuche Liberty, die Ziele der Formel 1 zu identifizieren und herauszufinden, wie man diese am Besten und im Einklang mit der Natur erreichen könne.

Der 65-Jährige zeigt sich zufrieden, mit dem Fortschritt und dem Regelwerk für die kommenden Jahr. "Das war wirklich ein Kampf", muss er schmunzeln. "Nicht so sehr intern, eher extern!" Das sei eine Herausforderung gewesen, doch nichts weniger habe er auch erwartet. "Ich denke, wir haben in den vergangenen drei Jahren viel geschafft und können uns noch weiter entwickeln."

Mit Bildmaterial von circuitpics.de.

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