RTL, Sky und Co.: Die Geschichte der Formel 1 im TV
Wenn die Formel 1 in der Saison 2021 ins Pay-TV wandert, bricht in Deutschland eine neue Zeitrechnung an - Wir blicken auf die Entwicklung der Königsklasse im TV
In Deutschland endet nach der Saison 2020 eine Ära. Mit RTL verabschiedet sich nach 30 Jahren einer der langjährigsten TV-Partner der Königsklasse, und die Formel 1 wird ab 2021 (mit einigen Ausnahmen) in Deutschland nur noch im Pay-TV zu sehen sein. Wir nehmen das als Anlass, um auf die Geschichte der Formel 1 im Fernsehen zurückzublicken.
Wer in Deutschland einen Grand Prix live sehen möchte, der hat dazu aktuell noch drei Optionen. Im Free-TV laufen die Rennen noch bis Jahresende bei RTL, im Pay-TV ist Sky der Anbieter und mit F1 TV gibt es zudem eine Möglichkeit, die Events legal zu streamen. Sky und F1 TV bieten dabei sogar alternative Kanäle und zusätzliche Kameraperspektiven an.
Ein Luxus, vom dem man in den Anfangsjahren der Königsklasse nur träumen konnte. Von den aufwendigen HD-Produktionen der Neuzeit war man damals noch weit entfernt. Gerade in den ersten Jahren konnte man froh sein, überhaupt Videoaufnahmen der Formel 1 zu sehen. Wir blicken zurück auf die Entwicklung der Königsklasse im TV in den vergangenen 70 Jahren.
Jedes Rennen live: Ein langer Weg ...
Wer sich auf Video-Plattformen wie YouTube umschaut, der wird feststellen, dass dort bereits Aufnahmen vom allerersten Formel-1-Rennen in Silverstone im Jahr 1950 zu finden sind. Allerdings handelt es sich bei den Videoschnipseln, die teilweise sogar bereits in Farbe sind, lediglich um Highlights des Grand Prix und nicht um Bilder einer Live-Übertragung.
In Großbritannien laufen die Rennen seit 2019 live nur noch im Pay-TV Foto: Motorsport Images
Das lag unter anderem daran, dass es in der Zeit vor Bernie Ecclestone keine einheitliche Vermarktung der Formel 1 gab. Während TV-Sender heute komplette Rechtepakete für die gesamte Saison kaufen können, war die Königsklasse noch bis in die späten 1970er-Jahre hinein ein Flickenteppich, was sich erst mit dem ersten Concorde-Agreement im Jahr 1981 änderte.
RTL etabliert die Formel 1 im deutschen Fernsehen
Während der Große Preis von Großbritannien zum Beispiel bereits ab den 1950er-Jahren regelmäßig im TV zu sehen war, brauchten andere Länder teilweise Jahrzehnte, um nachzuziehen. Auch in Deutschland wurden über viele Jahre nicht alle Rennen einer Saison live übertragen, was auch mit der damaligen TV-Landschaft zu tun hatte.
Als RTL 1984 auf Sendung ging, sicherte sich der Sender schnell die Rechte an der Königsklasse, die damals noch vergleichsweise günstig waren, und behielt diese bis 1988. Nachdem anschließend wieder die öffentlich-rechtlichen Sender übernahmen, fand die Formel 1 ab 1991 für die kommenden drei Jahrzehnte ihre Free-TV-Heimat in Deutschland bei RTL.
Die Abwanderung ins Pay-TV
Dass die Formel 1 in Deutschland überhaupt so lange frei empfangbar war, ist im europäischen Vergleich beachtlich. In Großbritannien waren beispielsweise bereits seit der Saison 2012 einige Rennen nur noch im Pay-TV auf Sky zu sehen, seit 2019 sind alle Live-Rennen (mit Ausnahme des Großen Preises von Großbritannien) hinter der Bezahlschranke.
Sky zeigte die Formel 1 erstmals 1996 und wird 2021 exklusiver TV-Partner Foto: Motorsport Images
Eine völlig neue Ära begann im Jahr 2018 mit der Plattform F1 TV. Diese bietet dem Nutzer unter anderem die Möglichkeit, sämtliche Piloten aus der Onboard-Perspektive zu verfolgen. Zudem gibt es weitere Spezialkanäle, besondere Formate, die Pressekonferenzen an einem Wochenende, und außerdem sind alle Rennen auch auf Abruf verfügbar.
F1 Digital+ als Vorreiter der heutigen Standards
Geändert hat sich im Laufe der Jahre auch die Produktion der einzelnen Rennen. So traten die lokalen TV-Sender in den ersten Jahren noch selbst als Produzent auf, was mittlerweile aber eine absolute Ausnahme geworden ist. So wurde in der Saison 2019 beispielsweise lediglich noch der Große Preis von Monaco vom lokalen Anbieter TMC produziert.
Die anderen 20 Grands Prix wurden direkt von der FOM produziert, die das sogenannte Weltbild allen nationalen Anbietern zur Verfügung stellt. Noch bis Anfang des neuen Jahrtausends wurden die Rennen überwiegend von den nationalen TV-Sendern selbst produziert, doch bereits Ende der 1990er-Jahre setzte hier ein Umschwung ein.
1996 starte mit F1 Digital+ ein Service, der bei sämtlichen Rennen ein Weltbild für interessierte Abnehmer produzierte. In Deutschland setzte unter anderem DF1 darauf. Zudem bot man bereits damals unterschiedliche Kanäle (wie zum Beispiel Onboard-Kameras oder einen Boxenkanal) an, was einen Mehrwert gegenüber den herkömmlichen Übertragungen bedeutete.
Ein Bild für alle Sender weltweit
Der Service wurde nach der Saison 2002 eingestellt, kann allerdings als Vorläufer der heute von der FOM produzierten Übertragungen gesehen werden. Im Laufe der folgenden Jahre übernahm die FOM die Produktion bei immer mehr Rennen. Der Vorteil dieser Variante besteht vor allem darin, ein Team zu haben, das über das ganze Jahr für (fast) alle Rennen verantwortlich ist.
Die FOM produziert mittlerweile bei (fast) allen Rennen das Weltbild Foto: Motorsport Images
Allerdings hat ein solches Monopol auch Nachteile, denn weil die FOM volle Kontrolle über das Weltbild hat, sieht der Zuschauer damit nur noch das, was er auch sehen soll. Allerdings handelt es sich im Sport heute um eine durchaus gängige Praxis, dass der Rechteinhaber selbst das Weltbild für alle Anbieter produziert. Die Formel 1 bildet hier also keine Ausnahme.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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