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Rückendeckung für "Zero-Pod-Vater" Elliott: "Riesenverständnis vom Auto"

TV-Experte Philipp Brändle arbeitete früher bei Mercedes unter Mike Elliott: Den ehemaligen Technik-Direktor verteidigt er gegen die Kritik an seiner Amtszeit

Rückendeckung für "Zero-Pod-Vater" Elliott: "Riesenverständnis vom Auto"

Lewis Hamilton am Steuer des Mercedes W13 von 2022 mit dem Zero-Pod-Konzept

Foto: Motorsport Motorsport

Er gilt aus Hauptverantwortlicher für das gefloppte Zero-Pod-Konzept bei Mercedes: Mike Elliott, ehemals Technischer Direktor bei den Silberpfeilen und in dieser Position verantwortlich für die konzeptuelle Ausrichtung des Autos. Vor gut zehn Monaten einigten sich die Stuttgarter und der heute 50-Jährige nach über zehn Jahren im Team auf ein Ende der Zusammenarbeit.

Mittlerweile fahren die Silberpfeile wieder regelmäßig um Siege, gewannen zuletzt gar drei der letzten vier Rennen vor der Sommerpause. Dass der Irrweg der zwei Jahre davor, beziehungsweise der nun erfolgte Aufschwung, jedoch vornehmlich an der Personalie Elliott festzumachen sei, dem widerspricht im exklusiven Gespräch mit Motorsport-Total.com Ex-Mercedes-Ingenieur Philipp Brändle:

"Mike Elliot war damals ja mein Vorgesetzter. Er war Head of Aero, als ich dabei war. Und ich halte sehr große Stücke auf ihn", erklärt Brändle, "weil ich niemanden außer ihm so nah kenne, der so ein Verständnis hat für das Gesamtkunstwerk Formel-1-Fahrzeug".

Der ehemalige Ingenieur und heutige ServusTV-Experte erklärt: "Er hat uns Aeros immer darauf gedrillt zu verstehen, dass es mehr gibt als die Aero, dass es Effekte gibt, die die Simulationsmöglichkeiten im Windkanal weit überschreiten. Zum Beispiel: Im Windkanal kommt die Luft immer von vorne. In der Realität schaut das aber ein bisschen anders aus."

Mike Elliott und Mercedes gingen Ende 2023 getrennte Wege

Mike Elliott und Mercedes gingen Ende 2023 getrennte Wege

Foto: Motorsport Images

Brändle weiter: "Da kann man sich vorstellen, wie das Auto rotiert, und da sieht das vordere Ende und das hintere Ende eine ganz andere Luftanströmung. Das kannst du aber so als ein reales Ding nicht im Windkanal simulieren. Deswegen ist zum Beispiel die Datenstückelung extrem wichtig. Und da braucht es viele Mathematiker, mathematische Modelleure, dass das funktioniert, dass man die Daten richtig übersetzt für den Simulator und eine Rennstrecke."

Entsprechendes Lob für die Weitsicht richtet er an seinen Lehrmeister Elliott: "Solche Sachen hat uns der Mike immer mitgegeben und gesagt: Denkt daran, das ist alles nur Modellierung, was wir da machen. Deswegen würde ich grundsätzlich sagen, der Mike Elliott hat ein Riesenverständnis vom Fahrzeug."

"Glaube nicht, dass Mike falsche Entscheidung getroffen hat"

Dass die Mercedes-Boliden der Jahre 2022 und 2023 hinter den Erwartungen blieben, hatte laut Brändle andere Gründe: "Dass man sich vielleicht überschätzt hat, was man mit dem Fahrwerk machen kann, und was dann am Ende möglich war - weil am Ende konnten sie nicht so tief fahren, wie sie eben wollten, warum auch immer." Das sei "schlussendlich das Symptom gewesen", so Brändle.

Der Österreicher stellt aber klar: "Ich glaube nicht, dass der Mike da in dem Sinn eine falsche Entscheidung getroffen hat. Das kam halt einfach so, das hätte jeden anderen vielleicht auch erwischen können." Ob Elliott nach dem Zero-Pod-Flop schließlich freiwillig gegangen sei oder das Team verlassen musste, kann der Ex-Mercedes-Mitarbeiter indes nicht beurteilen.

Was für Brändle aber feststeht: "Ich glaube schon: (Nachfolger) James Allison ist natürlich von seinem Standing her, und von seiner Erfahrung als Technischer Direktor, mehr erfahren, weil er es schon länger gemacht hat, auch bei einem anderen Team. Er war ja auch bei Ferrari in dieser Funktion."

Dass Elliott zwar ein begnadeter Ingenieur und Techniker, am Ende des Tages aber vielleicht schlichtweg nicht die Idealbesetzung in leitender Position gewesen sei, will Brändle so trotzdem nicht unterschreiben: "Ich würde sagen, das ist zu vereinfacht. Mike Elliott ist super, wenn es ums People-Management geht - und hat das auch bei uns immer super gemacht und sich, egal für wen, immer Zeit genommen."

Brändle: "Vielleicht gab es falsche Entscheidungen ..."

Selbst bei seinem eigenen Vorstellungsgespräch bei Mercedes sei der Techniker schon dabei gewesen, erinnert sich Brändle: "Als ich interviewt wurde, kam er am Ende rein, und hat mir eine DRS-Frage gestellt. Das war total cool. Da wusste ich aber zum Glück noch nicht, wer er war. Sonst wäre ich vielleicht ein bisschen nervöser gewesen", lacht der Österreicher.

Dass jedoch die Anforderungen im Job eines Technischen Direktors bei einem Formel-1-Team extrem hoch sind, und über bloßes Technik-Verständnis hinausgehen, darüber macht sich Brändle keine Illusionen: "Was ich sagen kann, ist, dass diese Position sehr nervenaufreibend ist. Und du bist eben wirklich mehr dran, Leute zu managen, als wirklich selbst technisch was zu tun."

Ex-Mercedes-Mann Philipp Brändle (li.) im Gespräch mit Christian Nimmervoll

Ex-Mercedes-Mann Philipp Brändle (li.) im Gespräch mit Christian Nimmervoll

Foto: circuitpics.de

Brändle erklärt: "Darum brauchst du extremes technisches Verständnis, um das bisschen zu überblicken, und dann die Leute in die richtige Richtung zu lenken. Deswegen glaube ich, war das dann vielleicht auch irgendwann einmal einfach so, dass er gesagt hat: Es war mir jetzt vielleicht zu viel, ich brauche jetzt mal ein bisschen Abstand." Laut Brändle habe sich Elliott bereits vor seinem Abschied, der vom Team offiziell als einvernehmlich kommuniziert wurde, "ein bisschen zurückgezogen".

An seiner hohen Meinung vom Briten hält der TV-Experte jedenfalls fest: "Ich glaube, Mike Elliott hat in allen seinen Funktionen der Funktion wirklich Genüge getan, und hat alles versucht." Wenngleich Brändle einräumt: "Vielleicht gab es falsche Entscheidungen, die er getroffen hat. Das ist halt dann so, und deswegen hat man ihn vielleicht ausgewechselt. Das kann ich leider nicht beantworten."
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