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Scharfe Kritik an Aston Martin: Was hat Otmar Szafnauer da geritten?

Aston Martin möchte, dass die FIA die Regeländerung für 2021 rückgängig macht, doch das stößt nicht nur bei Red Bull auf totales Unverständnis

Otmar Szafnauer steht nach seiner Ankündigung, wegen des 2021er-Reglements eine Klage gegen die FIA zumindest nicht auszuschließen, in der Kritik. Der Aston-Martin-Teamchef hatte am Freitag in Imola gegenüber 'Sky' erklärt, dass er wegen der Regeländerungen im Unterbodenbereich, die "Low-Rake"-Autos wie eben den Aston Martin AMR21 mutmaßlich benachteiligen, zumindest das Gespräch mit der FIA suchen möchte - und weiterführende rechtliche Schritte nicht ausschließt.

Das sorgt jetzt für hitzige Diskussionen. Die klar überwiegende Meinung im Formel-1-Paddock in Imola ist: Aston Martin hat aktuell kein konkurrenzfähiges Auto (auch, weil man sich 2020 dazu entschlossen hat, das technische Konzept von Mercedes einfach zu kopieren) - und dafür sucht Szafnauer verzweifelt nach einem Sündenbock.

'Sky'-Experte Ralf Schumacher spricht von einer "Stilfrage, wie man im zweiten Rennen darauf kommen kann, sich benachteiligt zu fühlen", und im Lager von Red Bull (der RB16B ist, anders als der Aston Martin, ein "High-Rake"-Auto) ist man über Szafnauers Wehleidigkeit empört: "Völlig unverständlich", sagt etwa Helmut Marko, und Franz Tost meint: "Blödsinn in meinen Augen."

Ralf Schumacher hat einen Verdacht, was der Auslöser für Szafnauers "Regel-Rant" sein könnte: "Der 'Big Boss' (Lawrence Stroll; Anm. d. Red.) hasst es, zu verlieren. Das ist er nicht gewohnt im Geschäft. Er ist auch vom Typ her eher einer, der sich durchsetzen will. Er versucht es jetzt auf diesem Weg." Doch da werde sich Aston Martin bei Red Bull "eine blutige Nase abholen".

Horner: Mercedes gewinnt doch auch!

Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist jedenfalls "überrascht" über den umstrittenen Vorstoß von Szafnauer. Er sagt: "Zunächst einmal hat Mercedes in Bahrain mit einem 'Low-Rake'-Auto gewonnen. Sie hatten mindestens gleichwertigen, wenn nicht sogar besseren Reifenverschleiß als wir. Und sie sehen auch hier in Imola wieder extrem stark aus."

"Aber selbst wenn wir das außer Acht lassen", wundert sich Horner, sei für ihn nicht nachvollziehbar, wie Aston Martin jetzt ein Reglement diskreditieren kann, an dem das Team selbst mitgewirkt hat. Der Vorwurf lautet: Als die Regeln gemacht wurden, gab's keinerlei Beschwerden. Jetzt aber, wo klar ist, dass Aston Martin damit nicht zurechtkommt, wird das plötzlich zum Thema gemacht.

"Ich kann das alles nicht nachvollziehen", wundert sich Tost. "Da sitzen die Technischen Direktoren zusammen [...], und die bestimmen dann die Regeln. Die diskutieren, wie zum Beispiel der Unterboden aussehen soll. Da waren auch die Technischen Direktoren von Mercedes und Aston Martin dabei."

"Wenn die sich einig sind, kommt das Ganze in die Formel-1-Kommission. Dann wird dort noch einmal abgestimmt. Und dann geht's zum Motorsport-Weltrat. Dort wird's abgelehnt oder es geht durch. Und es ist alles durchgegangen. Also verstehe ich nicht, wie man da jetzt hergehen und sagen kann: 'Ich möchte eine Reglementänderung haben!'"

"Wenn die Techniker in eine falsche Richtung gegangen sind, ist das ja nicht die Schuld der FIA. Wenn das der neue Weg ist und die neue Methodik, dann werden wir auch irgendwann fragen, wenn wir hinten sind: 'Ah, wir möchten ein neues Reglement. Schreibt es bitte so, wie unser Auto gerade schnell ist!' Vergiss es", winkt der Österreicher ab.

Selbst neutrale Beobachter wie Andreas Seidl verstehen die Grundlage für Szafnauers Beschwerde nicht: "Ich denke, der Prozess, wie diese Regeln zustande gekommen sind, war klar. Alle haben diesen Vorstoß unterstützt. Daher gibt es aus meiner Sicht bei diesem Thema keine Grundlage für eine Diskussion", findet der McLaren-Teamchef.

Wogegen genau will Aston Martin protestieren?

Unklar ist auch, wogegen Aston Martin eigentlich protestieren möchte, und auf welcher Grundlage. So, wie sich Szafnauer bisher geäußert hat, wäre es ihm wohl am liebsten, die Formel 1 würde das per Reglement aus dem Unterboden ausgeschnittene Dreieck einfach wieder rückgängig machen. Aber wie soll das plausibel begründet werden?

Die FIA hatte die Regeln in diesem Punkt geändert, um den Anpressdruck zu verringern. Dem vorangegangen war der Wunsch von Reifenhersteller Pirelli, aus Sicherheitsgründen die Lasten zu reduzieren. Eine Diskussion über die Richtigkeit dieser Maßnahme kam erst auf, als Szafnauer dämmerte, dass sein Team über den Winter eine Sekunde an Performance eingebüßt hat.

"Ich verstehe das Ganze nicht", wundert sich Helmut Marko. "In den Jahren, in denen wir dominiert haben, hat es pro Saison zwei, drei Regeländerungen gegeben. Außerdem hat ja Racing Point diesen Änderungen zugestimmt. Ich kann diese ganze Argumentation nicht nachvollziehen. Ich glaube auch, dass sich weder auf juristischem noch auf dem Gesprächsweg etwas ändern wird."

Horner nickt zustimmend: "Als vor ein paar Jahren die Frontflügelregeln geändert wurden, hat uns das wirklich wehgetan. Wir haben dagegen gestimmt, aber du musst sowas hinnehmen. Zu glauben, dass die Regeln nach einem Rennen geändert werden, obwohl der Prozess korrekt eingehalten wurde, finde ich ein bisschen naiv. Das will einfach nicht in meinen Kopf."

Szafnauers Verschwörungsvorwurf, dass die Regel nur entworfen wurde, um Mercedes und Aston Martin einzubremsen, kann Horner zumindest im Ansatz nachvollziehen: "Das liegt in der Natur der Sache. Ob mit dem angeströmten Diffusor, dem Doppeldiffusor, den Flexiwings, dem F-Schacht oder dem Frontflügel - das gehört zur Formel 1 dazu. Darauf musst du dich einstellen."

Steckt etwas ganz anderes dahinter?

Böse Zungen vermuten hinter der Diskussion eine ganz andere Grundlage. "Vergangenes Jahr hat man ihnen Punkte aberkannt. Jetzt wollen sie einen Gefallen zurückhaben", spekuliert etwa Ralf Schumacher. Zur Erinnerung: 2020 war das damalige Racing-Point-Team wegen der "Copygate"-Affäre ins Visier der Regelhüter geraten.

Der Verdacht, über den hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wird, ist, dass hinter dem Leistungseinbruch bei Aston Martin ein ganz anderer Grund steckt. Denn während einige im Paddock immer noch vermuten, dass das 2020er-Auto mit illegalen Informationen von Mercedes entwickelt wurde, soll man sich das 2021 nach der "Copygate"-Affäre nicht mehr getraut haben.

Anschuldigungen, die freilich von unabhängiger Seite nicht belegbar sind. Helmut Marko nimmt's gelassen zur Kenntnis: "Sie haben ja einen zweiten Mercedes und müssen halt schauen und die Adaptionen vornehmen, wie es Mercedes gemacht hat. Da sieht man ja, dass auch der flache Anstellwinkel erfolgreich sein kann", sagt er mit einem Schmunzeln.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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