Sebastian Vettel: Formel 1 beim Gedankengut "nicht gerade Vorreiter"
Sebastian Vettel übt Kritik an der Formel 1 und fordert Taten und nicht nur Worte - Der Deutsche wünscht sich von der Königsklasse mehr "Mut" in wichtigen Fragen
Die Formel 1 ist seit einiger Zeit bemüht, sich ein besseres Image zu verpassen. Mit Kampagnen wie "We Race As One" möchte die Königsklasse beispielsweise ein Zeichen für mehr Diversität setzen. Sebastian Vettel warnt im Gespräch mit der 'Süddeutschen Zeitung' allerdings, dass solche Aktionen nicht nur Lippenbekenntnisse sein dürfen.
"Nach außen möchte die Formel 1 in ihrer Kommunikation immer schön offen erscheinen. Nach innen fehlt mir dieser Mut ehrlich gesagt", kritisiert Vettel und erklärt: "Es passiert schon mehr als noch vor zehn Jahren, aber es könnte sich noch so viel mehr tun. Es gibt bei möglichen Reformen auf jeden Fall noch sehr viel Luft nach oben."
Der viermalige Weltmeister berichtet in diesem Zusammenhang, dass sein persönliches Engagement im Formel-1-Fahrerlager "sehr kritisch betrachtet" werde. "Unser Sport ist zwar in vielerlei Hinsicht schnell und progressiv, was zum Beispiel die Technik angeht und die mit ihr verbundenen Innovationen", erinnert Vettel.
"Aber beim Gedankengut sind wir nicht gerade Vorreiter", kritisiert der Aston-Martin-Pilot und nennt mögliche Gründe dafür: "Weil es so bequem ist, an alten Dingen festzuhalten: Uns geht's so gut, es passt doch alles so wie es ist! Veränderung wird oft mit Angst verbunden, das etwas Gutes verschwinden könnte."
Vettel: Formel 1 muss sich verändern
"Dass die Menschen in der Formel 1 in der Veränderung auch eine Chance für die Zukunft sehen, das erlebe ich nicht so sehr", verrät Vettel, der sich seit einiger Zeit beispielsweise aktiv für den Umweltschutz einsetzt. Zudem fiel er beim Grand Prix in Ungarn im vergangenen Jahr mit einem Regenbogen-T-Shirt auf.
Er sehe vor allem beim Thema Umweltschutz "sehr viele Ansatzpunkte, wo wir einen Unterschied machen könnten." Das fange schon bei der Technik an. "Die aktuelle Motorenformel ist von 2014, nichts Neues, sie treibt die technische Entwicklung nicht voran. Schon gar nicht die der Serienautos", kritisiert Vettel.
Vettel wünscht sich "Zeichen" von der Formel 1
"Oder auch, wie unser Rennkalender aufgezogen wird, finanzielle Interessen sollten hier nicht an oberster Stelle stehen. Vielmehr sollte die Planung Sinn ergeben. In diesem Jahr ist die Formel 1 innerhalb von drei Wochen von Mexiko-Stadt nach Sao Paulo und weiter nach Katar geflogen - mit einem riesigen Tross", erinnert er.
"Diese Reiseplanung war nicht schlau. Wir sollten nicht von Ost nach West oder Nord nach Süd fliegen, sondern Stationen abklappern, die ohnehin nah beieinanderliegen", findet der 34-Jährige, der einen weiteren Punkt nennt: "Auch Plastik auf den Tribünen und im Fahrerlager zu verbannen, kann viel bewirken."
"Natürlich wäre damit die Welt nicht gerettet. Aber es geht doch darum, ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass es möglich ist ohne", so Vettel. Neben dem viermaligen Weltmeister zählt auch Lewis Hamilton zu den größten Kritikern im Fahrlager. Der Rekordchampion setzt sich seit Jahren für mehr Diversität im Motorsport ein.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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