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Sebastian Vettel: "Geld verdirbt bei einigen den Charakter"

Sebastian Vettel spricht ganz persönlich über das Thema Geld in der Formel 1 und ob er sich einen Wechsel zu einem Mittelfeld-Team überhaupt vorstellen kann

Sebastian Vettel glaubt, dass Geld durchaus Motivation für Leistungssportler sein kann, auch wenn das in Interviews normalerweise abgestritten wird. Das hänge letztendlich ganz davon ab, "was einem wichtig ist, was einen antreibt. Wenn Geld dich antreibt, dann kann dich das sehr weit tragen und erfolgreich machen", erklärt der Ferrari-Superstar in einem Interview vor der Absage des Grand Prix von Australien geführten Interview mit 'motorsport.com'.

Der 32-Jährige selbst steht nicht unter Verdacht, zu jenen zu gehören, die in erster Linie Rennen fahren, um ein Vermögen anzuhäufen und zu Hause das Geld zu zählen. Seine Eltern Norbert (gelernter Zimmermann) und Heike gelten als extrem geerdete Zeitgenossen, und Papa Norbert ist bis heute bekannt dafür, dass er am liebsten mit den ganz normalen Fans bei vollem Lärm auf der Tribüne sitzt, statt mit irgendwelchen VIPs im Paddock Lachsbrötchen zu speisen.

Aber: "Es gibt viele Sportler und Geschäftsleute, für die Geld die Hauptmotivation ist", sagt Vettel und ergänzt: "Die Frage ist, ob es auch ein Gespür dafür gibt, wann man genug hat."

Für ihn selbst geht's beim Rennfahren schon lange nicht mehr ums Geldverdienen. Der Ferrari-Superstar hat im Verlauf seiner Formel-1-Karriere mutmaßlich jenseits von 200 Millionen Euro verdient. Bei Ferrari soll er angeblich 40 Millionen Euro Jahresgage kassieren. Selbst wenn die von Boulevardmedien kolportierte Summe zu hoch angesetzt sein sollte: Vettel hat für sich und seine Familie ausgesorgt.

Trotzdem hat er den Bezug zum "normalen Leben" nie verloren. Statt sich ein schickes Appartement in Monaco zu kaufen, lebt er mit seiner Frau Hanna und den drei Kindern auf einem ländlichen Anwesen in der Schweiz, und die Zeit vertreibt er sich statt mit VIPs und Jetset lieber damit, an seinen alten Mopeds zu schrauben oder mit Freunden am Arlberg Skifahren zu gehen.

Vettel: Die Formel 1 ist ein "verwöhnter Zirkus"

"Die Formel 1 ist ein Zirkus, manchmal ein verwöhnter Zirkus. Hier geht's um so viel Geld, und Geld verdirbt bei einigen den Charakter. Im Großen und Ganzen kann man das schon so sagen", hält er in unserem Interview nachdenklich fest.

"Irgendwann ist Geld nicht mehr das Wichtigste", philosophiert Vettel. "Es geht dann mehr um die Wertschätzung, die damit einhergeht. Es gibt nicht viele Menschen, die unseren Job machen können. Wir riskieren gewissermaßen auch unser Leben. Das muss wertgeschätzt werden. Einige Karrieren sind auch kürzer als andere."

Ein berühmtes Beispiel für einen Rennfahrer, der nicht des Geldes wegen um sein Gehalt gepokert hat, sondern um so seinen Wert zu definieren, war Ayrton Senna. 1993 zum Beispiel fuhr er ohne Jahresvertrag bei McLaren für Ron Dennis - und kassierte pro gestartetem Grand Prix eine Gage von einer Million Dollar. Das war damals eine völlig neue Dimension.

Genau wie es Senna vor fast 30 Jahren vermutlich nicht in erster Linie um die Zahlen auf seinem Konto ging, geht es auch einigen heutigen Fahrern darum, auszuloten, wie viel sie ihrem Team wert sind. Man munkelt, dass etwa Daniel Ricciardo keine große Freude damit hatte, als Max Verstappen mit seinem neuen Red-Bull-Vertrag deutlich mehr verdient hat als er. Geld zeigt, wer für das Team Priorität hat.

Man kann das oft mühsame Thema aber auch einfach beiseiteschieben und sagen: "Das Wichtigste ist doch, dass du glücklich bist. Darauf kommt es an", lächelt Vettel.

Ob er sich vorstellen kann, in seiner Karriere noch einmal von Ferrari zu einem kleineren, weniger prestigeträchtigen Team zu wechseln, das ist derzeit nicht absehbar. Vettels Vertrag läuft Ende 2020 aus. Er sagt, von uns darauf angesprochen: "Ich weiß es nicht. Ehrliche Antwort. Ich weiß es wirklich nicht."

Roberto Chinchero und Sebastian Vettel

Unser Redakteur Roberto Chinchero im Interview mit Sebastian Vettel

Foto: Ferrari

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Teams wie McLaren und Renault wird Interesse an Vettel nachgesagt, sollte er verfügbar sein. Aber von Ferrari zu Renault zu wechseln und quasi wieder von vorne anzufangen, dafür ist nicht jeder gemacht. Vettel sagt: "Ich glaube nicht, dass man rückgängig machen kann, was man erlebt hat."

"Ich habe bei Toro Rosso angefangen und bin dann zu Red Bull gewechselt. Red Bull wurde ziemlich rasch zu einem Siegerteam. Aber als ich bei Toro Rosso angefangen habe, im ersten Jahr, mit Vitantonio Liuzzi, da waren wir mal 17., mal 15. der Startaufstellung. Wir kämpften um nichts."

"Das Jahr darauf war sensationell, weil wir auf einmal mitfighten konnten. Am Jahresende waren wir regelmäßig Top 10. Es hängt also von der Perspektive ab. Wenn du anfängst, sind Top-10-Plätze super, Top-5-Plätze unglaublich. Wenn du zehn Jahre in den Top 5 warst, dann fühlt sich ein 15. Platz aber plötzlich ganz anders an."

Immerhin kann Vettel, sollte sich die Frage eines Wechsels zu einem kleineren Team je stellen, bei seinem Kumpel Kimi Räikkönen nachfragen, wie das so ist. Räikkönen ist Ende 2018 von Ferrari zu Alfa Romeo gewechselt, um dort (mutmaßlich) seine Karriere ausklingen zu lassen.

"Nehmen wir Kimi: Er fährt nicht mehr um Siege, würde aber gern. Aber du kannst auch Freude dran haben, für dich selbst Rennen zu fahren, ohne zu gewinnen", glaubt Vettel.

Das Interview mit Sebastian Vettel, das am 12. März (Donnerstag) vor dem später abgesagten Grand Prix von Australien geführt wurde, erscheint am Sonntagmorgen (22. März) in voller Länge auf unserem Schwesterportal 'Motorsport-Total.com'.

Mit Bildmaterial von LAT.

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