Sebastian Vettel: Was er vom Ausgang der Bundestagswahl hält
Formel-1-Pilot Sebastian Vettel hofft nach der Wahl auf eine Zeitenwende in Sachen Umweltpolitik und verrät, was über ein generelles Tempolimit denkt
Dass sich Sebastian Vettel weit über die Grenzen der Formel 1 hinaus für mehr Nachhaltigkeit einsetzt, ist kein Geheimnis. Am Mediendonnerstag in Istanbul wurde der Deutsche vor diesem Hintergrund auf das Ergebnis der Bundestagswahl angesprochen.
Zwar sagt Vettel: "Ich denke, Angela Merkel könnte ganz Deutschland, ganz Europa, der ganzen Welt fehlen. Aus meiner Sicht war sie eine gute Anführerin, die auch durch sehr schwierige Zeiten gehen musste. Aber ich glaube auch, dass wir bereit sind für eine Veränderung." Und das gerade mit Blick auf Umweltthemen.
Deshalb verriet Vettel schon vor der Wahl, dass er grün wählen werde. "Ich bin nicht enttäuscht über das Wahlergebnis", sagt er jetzt. "Ich hoffe, dass sich daraus eine Regierung bildet, die es anpackt und etwas unternimmt, wenn es um soziale Ungerechtigkeit oder die Klimakrise geht. Es gibt viele Dinge, die angegangen werden müssen."
Vettel: Deutschland kann Vorreiterrolle spielen
"Ich bin kein Politikspezialist, aber ich denke, es gibt ein paar weltweite Themen, für die wir in Deutschland eine Pionierrolle übernehmen können", erklärt der 34-Jährige weiter.
"Wir sind ein sehr reiches Land. Wir können unseren Wohlstand und unsere Wirtschaftskraft nutzen, um in eine bessere Zukunft zu steuern und so andere Nationen zu inspirieren, es genauso zu machen. Deshalb waren diese Wahlen so wichtig. Hoffentlich führt das Ergebnis zu einer Regierung, die diese Chance nutzt und handelt statt zu reden."
Er selbst möchte in Istanbul mit einem Spezialhelm ein Zeichen setzen: "Es wird nicht der gleiche Helm sein wie letztes Jahr. Aber es wird ein anderer Helm sein. Das Thema ist Wasser. Wasser ist Leben oder Wasser ist gleichbedeutend mit Leben."
Warum Vettel das Thema Wasser so wichtig ist
"Während des Sommers gab es ein paar schreckliche Ereignisse hier in der Türkei", erinnert Vettel an Überflutungen und Waldbrände, die verschiedene Teile des Landes heimsuchten. "Wir müssen uns ein wenig stärker bewusst sein, dass das Meer der Ursprung des Lebens ist und solch eine wichtige Rolle für unser Ökosystem spielt."
"Während wir diese Dinge destabilisieren, führt uns das in die Katastrophe", mahnt der Deutsche. "Das ist nur ein kleines Zeichen, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Wir werfen jedes Jahr so viel Plastikmüll ins Meer, Abwasser, giftiges Wasser. Wir müssen mehr tun, um die Meere zu schützen. Sie bedecken den Großteil des Planeten."
Um die Erde zu retten, müsse man sich deshalb vor allem um die Situation in den Meeren kümmern. Dabei sei es auch wichtig, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. "Es gab so viele Dinge, die wir falsch gemacht haben", weiß Vettel.
Hamilton lobt Vettel für dessen öffentliche Haltung
"Wenn wir nicht darüber reden, kein Bewusstsein dafür schaffen und uns nicht immer wieder daran erinnern, dann laufen wir Gefahr, dass solche Dinge wieder passieren. Es ist großartig, sich daran zu erinnern, dass wir bereits einen weiten Weg geschafft haben. Aber der Weg ist immer noch lang. Das ist ein Prozess, der Zeit erfordert."
Vettel und Hamilton tauschen sich gern über Klima- und Umweltthemen aus
Foto: Motorsport Images
Vor allem von Formel-1-Kollege Lewis Hamilton erhält Vettel für diese Haltung viel Zuspruch. "Ich bin unglaublich stolz auf Sebastian, dass er das tut", sagt der Mercedes-Pilot.
"Er hat Dinge entdeckt, die ihm am Herzen liegen, und er spricht darüber und schreckt nicht davor zurück. Ich denke auch, wenn man in unser Alter kommt, entwickelt man vielleicht mehr Empathie dafür. Er hat eine Familie und denkt über die Zukunft seiner Kinder und des Planeten nach und was wir jetzt tun, um sie darauf vorzubereiten."
Tempolimit in Deutschland? Was Vettel dazu sagt
Er und Vettel seien oft in regem Austausch über diese Themen, erzählt Hamilton. "Wir haben keine Pläne für etwas Konkretes, aber wenn es ein bestimmtes Thema gibt, dann sprechen wir am Wochenende darüber. Und wir unterstützen uns gegenseitig."
Auch in puncto Tempolimit auf Autobahnen dürften die beiden einer Meinung sein. Während das in Großbritannien bereits die Regel ist, wird es in Deutschland weiter heftig diskutiert. Vettel empfindet die Debatte jedoch oft fehlgeleitet: "Es geht nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern ein größeres Bild", betont er.
"Es ist ein Weg, um bis zwei Millionen Tonnen an CO2-Emissionen einzusparen. Und es eignet sich vielleicht auch, um die Welt etwas sicherer zu machen." Denn viele Unfälle in Deutschland passieren, eben weil es kein Tempolimit gibt, meint Vettel.
Vettel: "Ich fühle mich deshalb nicht weniger frei"
"Wenn es hilft, auch nur einen Menschen davor zu bewahren, sich zu verletzen oder schlimmeres, ist das doch ein 'No-Brainer'", findet er und warnt davor, das Fehlen eines generellen Tempolimits mit einer Art von Freiheit gleichzusetzen, wie es oft passiert.
"Um ehrlich zu sein, fühle ich mich nicht weniger frei, wenn ich in die Türkei, die USA, nach Großbritannien oder in jedes andere Land komme, wo es ein Tempolimit gibt. Ich denke also nicht, dass wir über eine Freiheit sprechen, sondern etwas, an das wir uns schlichtweg gewöhnt haben", bewertet der 34-Jährige die Debatte.
"Und es ist etwas, dass in der Zukunft wahrscheinlich ohnehin fallen wird, jetzt oder in ein paar Jahren. Ich habe kein Problem damit. Jeder, der schnell fahren will, sollte das an einem Ort tun, wo es sicher ist, was in dem Fall die Rennstrecke wäre."
"Ich genieße es offensichtlich, schnell zu fahren, sonst hätte ich einen anderen Job gewählt", schmunzelt der Formel-1-Pilot. "Aber ich sehe auch, dass es viel mehr Sinn macht, das auf einer Rennstrecke zu tun, wo man seine Grenzen erfahren und austesten kann, ohne alle anderen um sich herum in Gefahr zu bringen."
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
Diese Story teilen oder speichern
Registrieren und Motorsport.com mit Adblocker genießen!
Von Formel 1 bis MotoGP berichten wir direkt aus dem Fahrerlager, denn wir lieben unseren Sport genau wie Du. Damit wir dir unseren Fachjournalismus weiterhin bieten können, verwendet unsere Website Cookies. Dadurch wird Dein Nutzererlebnis optimiert und die Werbung auf Deine Interessen zugeschnitten. Wir wollen dir aber natürlich trotzdem die Möglichkeit geben, eine werbefreie Website zu genießen.