Registrieren

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland
Feature

Slim-Fit & dünne Sohle: Wie Schumacher Rennanzüge modernisiert hat

Michael Schumacher war einer der ersten Piloten, der sich Gedanken über die Rennbekleidung machte - Heutzutage will jeder Gewicht einsparen

Der Fortschritt der Technologie ist in der Formel 1 nicht nur auf die Boliden beschränkt. Auch die Ausrüstung der Fahrer spielt eine entscheidende Rolle. Rennanzüge, Schuhe und Handschuhe scheinen sich auf den ersten Blick über die Jahre kaum verändert zu haben, doch dieser Eindruck täuscht.

Man muss sich nur die weiten Rennanzüge von Jacques Villeneuve vor Augen führen, die der Weltmeister von 1997 aus Bequemlichkeit trug - und im Gegensatz dazu die maßgeschneiderten Anzüge der Fahrer in der Gegenwart.

Waren Rennanzüge und Schuhe früher nur unbeachtete Notwendigkeiten, tüfteln die Fahrer heute auch an ihrer Ausrüstung, um die letzten Zehntelsekunden herauszuholen. Als einer der ersten Piloten hat Michael Schumacher das Potenzial in diesem Bereich erkannt.

Schumacher "der Beste, mit dem ich je gearbeitet habe"

Der Deutsche arbeitete mit Hersteller Alpinestars zusammen an seiner Rennkleidung. "Die meisten Fahrer sagen einem nur, was ihnen nicht gefällt und was sie nicht wollen. Es gibt nur sehr wenige, die das können. Michael Schumacher war so ein Fahrer, technisch die beste Person, mit der ich je gearbeitet habe", erinnert sich Produktentwicklerin Chiara Consarino.

Schumacher sei sehr aktiv und auf Details fokussiert gewesen. "Er war einer der ersten Fahrer, der darüber nachgedacht hat, das gesamte Material zu verringern und einen schmalen Schnitt zu verwenden." Nach seinem ersten Rücktritt habe Schumacher für das Race of Champions 2008/2009 private Tests mit einigen Rennanzügen durchgeführt.

Michael Schumacher, Mercedes AMG F1

Michael Schumacher, Mercedes AMG F1

Foto: Sutton Images

"Die waren alle sehr eng anliegend, während alle anderen Fahrer mit sehr weiten Anzügen gefahren sind." Als er 2010 mit Mercedes sein Comeback wagte, arbeitete er erstmals offiziell in der Formel 1 mit dem Hersteller zusammen. Es waren die Lehren aus seinen Motorrad-Ausflügen, wo Overalls viel enger anliegen, die ihn auf die Idee brachten, seine Rennanzüge zu verbessern.

Der Umstieg auf engere Overalls, die weniger wiegen, wurde durch die Verwendung von Stretch-Elementen und die Vorformung möglich. Auch die Handschuhe wollte Schumacher optimieren. "Er war sehr fokussiert darauf, mehr Grip von den Handschuhen zu erhalten", erinnert sich der ehemalige Alpinestar-Manager Jeremy Appleton.

Dabei ging es vor allem um die optimale Position von Silikon und Leder auf der Handfläche. "Er wollte auch die Nähte verändert haben, um das Lenkrad besser zu umgreifen." Obwohl Schumacher ein paar Trends gesetzt hat, waren es nach ihm andere Fahrer, die in diesem Bereich weitergetüftelt haben.

Sein Ex-Teamkollege Nico Rosberg hat 2016 im WM-Kampf gegen Lewis Hamilton ebenso mit seinen Handschuhen experimentiert. Er hat einen speziellen Rennhandschuh für bessere Starts entwickeln lassen. "Es war einer der Bereiche, die mir einen Vorteil verschafft haben", erzählte der Deutsche nach seinem Karriereende.

Ricciardos Schuhsohle: Ein Hauch von Nichts

Er trug in seiner erfolgreichsten Saison ein maßgeschneidertes Modell, bei dem eine störende Naht, die zwischen seinem Finger und dem Kupplungshebel saß, versetzt wurde. Auch die junge Generation der Formel-1-Fahrer beschäftigt sich mit dem Grip auf dem Lenkrad.

George Russell zum Beispiel bevorzugt die Nähte an seinen Handschuhen auf der Innenseite, um besseren Halt auf dem Lenkrad zu haben. Sein Ex-Teamkollege Robert Kubica hingegen hat sich für Nähte auf der Außenseite entschieden, um ein besseres Gefühl zu haben.

Ein gutes Beispiel für die Optimierung der eigenen Rennkleidung: Daniel Ricciardos Schuhe. Während sich Teamkollege Nico Hülkenberg für die traditionelle Variante entschied, wollte Ricciardo 2019 in diesem Bereich Gewicht einsparen. Er hat nach einem leichteren Konzept geforscht und trug in der Vorsaison Schuhe mit einer einzigartigen Sohle, die nur 1,5 Millimeter dick war.

Nico Rosberg

Nico Rosberg hat seine Handschuhe 2016 optimiert

Foto: LAT

"Ehrlich gesagt geht es dabei darum, möglichst viel Gewicht zu sparen", erklärte der Australier gegenüber 'Motorsport.com'. "Das ist der Hauptgrund." Außerdem sei es im Renault im Fußraum sowieso sehr eng, daher fühlte er sich mit den anderen Modellen nicht so wohl. "Ich habe nicht viel Raum, um mich zu bewegen."

"Es ging also zunächst darum, Gewicht zu sparen. Ich habe mich daran einfach gewöhnt. Aber ich versuche die Schuhe noch leichter zu machen. Mittlerweile fühlt es sich an wie eine Socke." Während die Gewichtseinsparung bei einem Autogewicht von 660 Kilogramm ohne Fahrer minimal erscheint, zählt in diesem Sport doch jedes Gramm.

Jedes eingesparte Gramm bedeutet mehr Freiraum für die Ingenieure, um diesen Balast anderswo besser zu verteilen. Das Gewicht spielt auch eine Rolle beim Thema Rennanzüge. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich das Gewicht aufgrund von leichteren Materialien von 1,3 Kilogramm auf nur rund 700 bis 800 Gramm verringert (abhängig von der Größe des Fahrers).

Alonso: Weg von den Schnürern, hin zum Klettverschluss

Ein Vergleich: Wenn zehn Kilogramm Gewicht oftmals rund 0,3 Sekunden pro Runde bedeuten, dann sind das bei 500 Gramm immer noch 0,015 Sekunden. Dieser Vorsprung oder Rückstand kann über Startpositionen entscheiden.

Das wusste auch schon Fernando Alonso. Der Spanier hat die Hersteller damit beeindruckt, wie ernst er ihre Arbeit nahm. Schon der ehemalige Renault-Pilot wollte das Gewicht der Schuhe reduzieren. Seine Idee: Weg von den Schnürsenkeln, hin zum Klettverschluss.

"Fernando war sehr fordernd", erinnert sich Consarino. "Er war auf Details sehr fokussiert. Und er wusste, was er wollte. Er hat sehr klare Anweisungen gegeben, wo die Nähte der Unterwäsche sitzen sollen, weil er diese am Schlüsselbein und den Armen spürte."

Heutzutage sind das ganz normale Forderungen der Piloten, die sich freuen, wenn sie die Weiterentwicklung mitgestalten können, erklärt Ricciardo. "Eigentlich war ich niemand, der sehr kleinlich ist, denn schließlich finde ich mich mit allem ab." Wenn er aber die Möglichkeit habe, selbst mitzugestalten, dann "kann ich mir erlauben, ein wenig kleinlich zu sein".

Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo fährt mit extrem dünner Schuhsohle

Foto: Motorsport Images

Auch er habe Änderungen an seinem Rennanzug vornehmen lassen. "Manche Nähte haben sich auf meiner Hüfte abgezeichnet und in die Schuhe habe ich Zeit gesteckt. Ich denke, sie haben mich einfach dazu gebracht, kleinlich zu sein, da sie immer gewillt waren zu helfen."

Ricciardos Wünsche seien aber keinesfalls die originellsten Anfragen an die Textilhersteller gewesen. Ein Fahrer wollte doch tatsächlich seine feuerfeste Unterwäsche als eine Art Baby-Strampelanzug anstatt zwei separaten Kleidungsstücken. Das hat sich aber nicht durchgesetzt.

Überhaupt hätten erst die Anfragen der Fahrer dazu geführt, dass die Hersteller auf die Details sensibilisiert wurden. "Als ich hier zu arbeiten begann, fragte ich mich, wie wichtig kann eine Naht schon sein? Das sind nur drei Millimeter. Aber als ich bei meinem ersten Rennen war, habe ich verstanden, dass jedes Detail zählt", erzählt die Produktentwicklerin.

"Wenn du mit 300 km/h Rennen fährst, dann willst du nichts anhaben, was dich stört."

Mit Bildmaterial von LAT.

Vorheriger Artikel "Haben keine klare Strategie": Prost versteht Renault-Kritiker
Nächster Artikel Carlos Sainz: Vertragsverhandlungen mit McLaren haben begonnen

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland