Stallorder bei Ferrari: Keine Gegenwehr von Carlos Sainz
Ferrari musste am Sonntag in Portimao eine Stallorder gegen Carlos Sainz aussprechen, die dieser aber ohne Widerworte akzeptierte
Ferrari musste am Sonntag in Portugal mal wieder von einer Stallorder Gebrauch machen. Am Samstag noch hatte Carlos Sainz seinen Teamkollegen Charles Leclerc überraschend schlagen können, doch am Sonntag ging es für den Spanier nur nach hinten. Weil Leclerc hinter ihm schneller war, wies Ferrari Sainz in Runde 37 an, den Monegassen vorbeizulassen.
"Wir werden die Positionen tauschen", funkte der Kommandostand Sainz ins Auto - und der gehorchte und ließ seinen Teamkollegen vor Kurve 5 passieren. "Die Positionen zu tauschen ist etwas, das wir gerne vermeiden wollen", sagt Teamchef Mattia Binotto. "Das sind Dinge, die normalerweise nicht großartig, aber manchmal vielleicht nötig sind."
Am Sonntag sah man sich dazu gezwungen, weil Sainz starke Probleme auf seinen Medium-Reifen hatte und Leclerc hinter ihm schneller war.
Binotto lobt Sainz für seine Kooperation: "Wir haben ihn darum gebeten, und er hat es sofort gemacht", sagt der Italiener. "Das zeigt, dass er die Message verstanden hat. Wenn man Fahrer hat, die die Prioritäten verstehen und das Team unterstützen, dann ist das immer eine Freude."
Sainz fällt aus den Punkten
Dass der Tausch am Ende richtig war, lässt sich ganz einfach am Ergebnis ablesen: Leclerc fuhr in Portimao als Sechster ins Ziel, Sainz fiel trotz des starken fünften Startplatzes noch aus den Punkten. "Das war mein erstes schwieriges Rennen mit Ferrari", hadert er. "Die Dinge sind eindeutig nicht nach Plan gelaufen."
"Wir werden viel nachdenken, analysieren, selbstkritisch sein und schauen, was wir in Zukunft besser machen können. Und uns verbessern", sagt der Spanier. "Ich stecke gerade in einer steilen Lernkurve, und die muss weitergehen. Der heutige Tag ist Teil der Lernkurve."
Dabei schaut er sich natürlich auch von Teamkollege Leclerc etwas ab: "Ich konnte eine Menge von Charles lernen, wie man einige Kurven fährt, einen gewissen Fahrstil anwendet oder in eine Set-up-Richtung geht, wieder zurückgeht und dann eine andere versucht", sagt er.
Leclerc hadert: Lieber Schritt für Schritt
Doch auch der Monegasse war mit seinem Wochenende nicht zufrieden - vor allem nicht mit dem Qualifying, in dem er mit Startplatz acht hinter den Erwartungen zurückblieb und deutlich gegen Sainz verlor. "Ich habe gelernt, dass ich es vielleicht Schritt für Schritt hätte angehen müssen - vor allem an so einem schwierigen Wochenende."
"Ich habe versucht, das Auto von Anfang an an seine Grenzen zu bringen. Das hat mein Wochenende einfach sehr, sehr chaotisch gemacht", sagt er. "Der Freitag und der Samstag waren für mich keine guten Tage. Ich habe vielleicht von zehn Runden eine sehr gut hinbekommen. Ich war einfach nicht konstant." Mit seinem Rennen sei er hingegen "glücklich", wie er sagt.
Carlos Sainz Jr., Ferrari SF21, Charles Leclerc, Ferrari SF21
Foto: Zak Mauger / Motorsport Images
Und obwohl er der routinierte Ferrari-Pilot und Sainz der Neuling im Team ist, könne auch er etwas von seinem Teamkollegen lernen: "Ich lerne, wie er fährt. Er fährt sehr unterschiedlich im Vergleich zu Seb (Vettel; Anm. d. Red.). Und es ist immer interessant, wie er mit den Ingenieuren arbeitet und welche Sicht auf die Dinge er hat. Ich lerne definitiv viel von ihm."
Was Sainz im Gegenzug an Leclerc schätzt, sei vor allem seine "besondere Fähigkeit", die Runden im entscheidenden Moment von Q2 und Q3 zusammenzubekommen. "Das können wir alle sehen", lobt der Spanier. "Und ich muss schauen, wie er das schafft, denn er weiß eindeutig, wie man das macht."
"Bis jetzt waren wir auch ziemlich offen miteinander. Das macht die Dinge im Team gut und gesund. Wir pushen beide in dieselbe Richtung und lernen voneinander", so Sainz. Und dazu gehört auch, dass man im richtigen Moment auch eine Stallorder akzeptiert.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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