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Strategiechaos bei Vettel analysiert: Drei Fehlentscheidungen, ein Debakel

Ein aussichtsloses Manöver zum falschen Zeitpunkt und mit den falschen Reifen: Wie Ferrari mit Sebastian Vettel sehenden Auges ins Verderben rannte – Eine Spätfolge des Trainingscrashs?

Sebastian Vettel, Ferrari SF71H and Max Verstappen, Red Bull Racing RB14 batttle

Sebastian Vettel, Ferrari SF71H and Max Verstappen, Red Bull Racing RB14 batttle

Mark Sutton / Motorsport Images

Sebastian Vettel hat die fragwürdige Strategie seiner Ferrari-Mannschaft beim Singapur-Grand-Prix am Sonntag verteidigt. Wie der Deutsche nach dem Rennen erklärt, wäre es richtig gewesen, den Undercut gegen Lewis Hamilton zu versuchen und im zweiten Stint auf Ultrasoft-Reifen zu setzen – auch wenn die Taktik letztlich dazu führte, dass der zweite Rang an Max Verstappen verloren ging und Vettel lediglich als Dritter ins Ziel kam. "Wir haben eben etwas probiert – probiert, aggressiv zu sein", so Vettel. "Ich werde mein Team immer verteidigen."

Allerdings lassen sich im Fall Singapur wenig Argumente finden, um Fürsprache für Ferrari zu halten. Erster Fehler: Nach Hamiltons im TV-Weltsignal Funkspruch, dass seine Reifen noch eine Weile halten würden, musste den Ingenieuren klar sein, dass der Rivale Reserven hatte. Es war klar, dass er nach Vettel Abbiegen für eine starke Inlap den Gashahn aufdrehen, die Outlap des Deutschen neutralisieren und die Taktik mit einem eigenen Stopp "covern" würde. Ganz davon abgesehen, dass das Unterfangen bei 2,2 Sekunden Rückstand optimistisch war.

Zweiter Patzer: Die Roten liefen sehenden Auges ins Verderben, als sie Vettel an die Box beorderten, obwohl sie wussten, dass Sergio Perez (Racing Point) vor ihm auf der Strecke liegen würde. Der Heppenheimer räumt ein, dass sich Ferrari des Risikos bewusst gewesen wäre und es wissentlich in Kauf genommen hätte – obwohl Singapur als überholunfreundlich gilt. "Dass ich ein Auto überholen musste, hat zu viel Zeit gekostet", weiß Vettel.

Als der Angriff auf Hamilton längst kein Thema mehr war, ging es nur noch gegen Verstappen. Der Niederländer blieb draußen, holte alles aus den Pneus heraus und kam zum Reifenwechsel, als die Lücke zu Vettel gerade groß genug war. "Da hat Red Bull gut reagiert", analysiert Vettel, der fortan nur noch das Auto um den Kurs schleppte.

Denn Ferrari hatte einen dritten Fehler begangen: Statt Vettel wie Hamilton und Verstappen mit den Soft-Reifen auszustatten, setzte Ferrari wohl in dem Glauben an eine stärkere Outlap auf Ultrasoft. Ein 47-Runden-Stint auf der mittleren Mischung war – vorsichtig ausgedrückt – optimistisch. "Ich habe gar nicht geglaubt, dass wir es bis zum Ende schaffen würden", sagt Vettel. Der Poker wäre wohl nur dann aufgegangen, wenn er die Führung übernommen hätte und mit freier Fahrt die Pneus nach seinem Gusto hätte schonen können. Aber Pustekuchen!

Hamilton sieht in der Wahl der weicheren Mischung die gravierendste Fehlentscheidung: "Wir wussten, dass man damit kaum über die Distanz kommt", sagt er. Auch Mercedes-Sportchef Toto Wolff spricht von einem "waghalsigen Manöver". Schätzte Ferrari die Situation falsch ein, weil Vettel wegen seines Unfalls im zweiten Freien Training am Freitag keine Longruns übte? Er selbst widerspricht und meint, umfänglich informiert gewesen zu sein.

"Ich bin genug Runden gefahren", findet Vettel. "Natürlich war's nicht toll, aber am Samstagmittag haben wir viel trainiert. Es hat nicht den großen Unterschied gemacht. Die Saison ist nicht mehr jung und da wissen wir auch anhand der anderen Fahrer, wie sich Reifen verhalten. Wir hatten alle nötigen Informationen." Und doch entwickelte sich das Rennen ab dem Boxenstopp zu einer 90-minütigen "Verteidigungsschlacht", wie es Vettel selbst nennt.

Ein zweiter Stopp war für Ferrari keine Option, weil Valtteri Bottas, Kimi Räikkönen und Daniel Ricciardo ihn überholt hätten und selbst mit frischen Reifen nicht zu knacken gewesen wären. "Ich wusste, dass es – wenn wir nochmal reinkommen ohne Safety-Car-Phase – unmöglich wird, besser als Sechster abzuschneiden", sagt Vettel.

Immerhin: Die Reifen liefern Vettel die Erklärung dafür, dass er mit 30,9 Sekunden Rückstand auf Hamilton das Ziel erreichte. So schlecht wie es diese Zahl erscheinen lässt, sei das Resultat nicht gewesen. "Ich bin auf der anderen Mischung ein anderes Rennen gefahren", weiß Vettel, der überrascht war, dass Bottas hinter ihm nicht angreifen konnte. So gesehen war es Schadensbegrenzung. "Das Beste herausgeholt", wie es Vettel ausdrückt.

Gut möglich, dass Vettel auch beim nächsten Rennen eine Ferrari-Risikostrategie – die ihm das Team ironischerweise im Qualifying verboten hatte - unterstützt: "Wenn sie aufgeht, ist sie prima. Heute hat es nicht geklappt. Es hat um Meilen nicht gereicht, deshalb müssen wir die Sache aufarbeiten. Aber wir haben eine Chance gesehen und wollten sie am Schopfe packen." Einmischen will er sich in taktische Belange künftig nicht: "Aus dem Auto kann man kaum sehen, wo man aus der Box wieder herauskommt." Erst, wenn ein Force India vor einem dümpelt.

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